zuweilen Informationen zu. Diese Kontakte behielt der Briefschreiber dis-
xret für sich.
Nach 1918 und der Stabilisierung der Mark 1924 wuchs in Deutschland
rasch ein Bedürfnis nach zuverlässigen Wirtschafts- und Börseninforma-
tionen. Die Tageszeitungen konnten dieser Nachfrage nicht gleich gerecht
werden. Die Frankfurter Zeitung hatte einen brauchbaren Handelsteil.
Zickerts Briefe schlossen die damaligen Informationslücken und fanden in
Fachkreisen schnell Anerkennung. Er setzte sich dank seiner Glaubwürdig-
keit durch.
Der Briefschreiber Hermann Zickert
Hermann Zickert war ein sehr produktiver Verfasser von Börsenbriefen. Die
Leser — ein ausgesuchter Personenkreis — hatten grosses Vertrauen zu ihm.
Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es einmal eine Zeit
pab, in der Publizisten allwöchentlich Briefe verfassten, was täglich zwölf
Stunden Arbeit «mit der Tintenfeder» bedeutete. Schreibmaschinen, Fax
und Internet gab es noch nicht. Von 1931 bis 1939 schrieb Zickert Woche
für Woche den Spiegel der Wirtschaft = eine Tätigkeit, die ihn vollkommen
in Anspruch nahm. Angestellte hatte er nicht.
Zickert war seiner Zeit voraus. Lange vor 1933 hatte er erkannt, was
sich in Deutschland anbahnte. Er zog die Konsequenzen und wanderte
'931 nach Liechtenstein aus, wo er bis zu seinem Tod wohnte. Von hier
aus konnte er «in freier Luft» auch seine deutschen Abonnenten mit Infor-
mationen versorgen, die man im Dritten Reich nicht in der Zeitung fand.
Der Spiegel der Wirtschaft wurde vorübergehend in Deutschland verboten.
Nach Kriegsende gehörte Zickert zu den Ersten, die dazu beitrugen, dass
freie Meinungen und Fakten aus der ganzen Welt auch wieder «zu Hause»
in Deutschland — veröffentlicht werden konnten.
An das schnelle Wirtschaftswunder glaubte er nicht
Zickert hat während seiner langjährigen Beratungstätigkeit mit den Vor-
aussagen fast immer Recht behalten. Doch einmal hat er sich geirrt. Er hielt
es bei Kriegsende kaum für möglich, dass es in Deutschland so schnell
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