Von den Unternehmungen, die speziell die Verwertung der Milch zum Zweck
ihres Geschäftes gemacht haben, ist die Nestl&-Gesellschaft weitaus die
bedeutendste. Sie hat aber auch noch mehr den Schwerpunkt ihres Ge-
schäftes nach dem Auslande verlegt und ist darin sogar noch einen Schritt
weiter gegangen, als vor einigen Jahren der weitaus überwiegende Teil der
ausländischen Fabriken auch in eine ausländische Gesellschaft (Unilac in
Panama) gelegt wurde. Dadurch sind die Bilanz und die Ertragsrechnung
des Unternehmens überhaupt zu einem «Buch mit sieben Siegeln» gewor-
den. Die Erträgnisse werden einmal da und einmal dort höher ausgewiesen,
Beteiligungen werden von einer Gesellschaft auf die andere übertragen
und auch wieder zurück. Die Ausgabe von «Amortisationsscheinen» kom-
pliziert weiter.
Deshalb erscheint eine Beurteilung der Ertragskraft der Nestle-Unter-
ıehmungen und eine Bewertung der Aktien überhaupt unmöglich, was ich
schon in einer Analyse der Gesellschaft in Nr.39 [des Spiegels der Wirt-
schaft] von 1936 geschrieben hatte. Die Aktionäre haben sich demgegen-
über zeitweise mit einer ausserordentlich bescheidenen Rendite auf den
Kurswert der Aktien begnügt. Erst nach dem Ausbruch des Krieges ist der
Kurs nicht unerheblich gesunken, weil doch das Risiko eines so stark in-
:ernational verteilten Geschäftes nicht mehr zu übersehen war.
Während des Ersten Weltkrieges hatte allerdings die damalige Nestl6-
gesellschaft einen sehr starken Aufschwung genommen, der auch mit einer
J/ervierfachung des Aktienkapitals verbunden war. Die Erweiterung durch
neue Filialen und Erwerbungen ging sogar noch weit über die Mittel hinaus,
die aus der Ausgabe neuer Aktien hereinkamen, sodass 1921 die Gesell-
schaft zwar 80 Fabriken in den verschiedenen Teilen der Welt, aber auch
377 Mill. Fr. Schulden hatte. Die Nachkriegskrise brachte auf den Vorräten
Isw. Verluste von 107 Mill. Fr., sodass eine Sanierung durch Herabsetzung
les Kapitals an Stammaktien auf die Hälfte notwendig wurde.
Seitdem hat die Gesellschaft einen neuen Aufschwung genommen, al-
erdings vorwiegend bei ihren Unternehmungen ausserhalb der Schweiz,
1ämlich in den Vereinigten Staaten, Australien usw. Genaue Berichte über
den Umfang der Kapitalinteressen in den einzelnen Ländern sind nicht
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