Was würde Zickert zur technischen Analyse und zur Analyse auf Basis
der Behavioral Finance?” sagen? Die seit Jahrzehnten etablierte technische
Aktienanalyse basiert auf drei Grundannahmen:
1. Die Marktbewegung diskontiert alles.
2. Kurse bewegen sich in Trends.
3. Die Geschichte wiederholt sich selbst.?”®
Mit Hilfe computergesteuerter Berechnungen und vernetzter Daten wird
versucht, künftige Trends zu prognostizieren (Chartanalyse usw.). Ob
sich Zickert je mit dieser Methode angefreundet hätte, ist aufgrund
seines zwiespältigen Verhältnisses zur Technik mehr als fraglich. Würde
Zickert die technische Analyse vielleicht sogar als Hokuspokus-Methode
bezeichnen? — Erst seit etwa Mitte der 1980er-Jahre spricht man von der
Analyse auf der Basis von Behavioral Finance, die das psychologische
Verhalten der Anleger professionell untersucht. Zickert hätte dies wohl
befürwortet, befasste er sich doch häufig mit dem Verhalten der Markt-
teilnehmer an der Börse, ihren Ängsten, ihrer Gier und ihrem Herden-
trieb. Skeptisch betrachten würde er möglicherweise die konkreten
Prognosen, die heute aus dem 1frationalen Verhalten der Marktteilneh-
mer aufgestellt werden. Zickert wurde einmal gefragt: «Was halten Sie
von kosmischen Börsenprognosen?» Seine Antwort war ebenso klar wie
sarkastisch: «Auch von diesen Voraussagen gilt ...: Es ist ein Zufall, wenn
sie richtig sind, und ebenso ein Zufall, wenn sie falsch sind. Richtig und
falsch dürfte sich auf die Länge der Zeit wie % zu % verhalten, also
xommt praktisch nichts heraus.»?”?
Zickert befasste sich nicht nur mit den Grundsätzen der Kapitalanlage
und stellte Gebote dazu auf, sondern er war auch Börsenpraktiker. Es gelang
ihm, eine natürliche Brücke von der Theorie zur Praxis zu schlagen. So bot
er in den Dreissigerjahren Investoren eine private, unabhängige Börsenbe-
zatung an — wohl einmalig im deutschsprachigen Raum. Er machte kon-
<rete Anlagevorschläge und beurteilte Kundendepots mit sicherer Hand,
wofür er ein bescheidenes Honorar verlangte. Worin liegt Zickerts Anlage-
erfolg aus heutiger Sicht? Er empfahl nur Wertpapiere von Gesellschaften,
die er vorher eingehend studiert hatte. Im Lauf seines Lebens dürfte er für
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