pro Aktie, was eine Rendite von 6 Prozent ergab. Bis März 1945 schwankten
die Kurse dieses Wertpapiers zwischen einem Höchst von 398 Franken und
einem Tiefst von 306 Franken. Im Verlauf des Jahres 1945 wurden die Prio-
ritätsaktien der Bank Leu in «normale» Aktien umgewandelt.”° Dass Zickert
eine Schweizer Bankaktie zum Kauf empfohlen hatte, überrascht. Ertrags-
rechnungen und Bilanzen von Schweizer Banken hielt Zickert für «nicht
analysierbar». Er vermisste unter anderem Angaben über die Zusammenset-
zung des Wertschriftenbestandes und über die Bewertung der Debitoren
sowie Auskünfte über die stillen Reserven. Kritisch sah Zickert auch «das
Abstimmen» der Dividendenpolitik unter den Schweizer Banken. Er meinte
dazu: «Die einzelne Bank will da ihren «Rang» behaupten.»“”"
Diese etwas umfassenderen Ausführungen zu Zickerts Aktienempfeh-
lungen von 1943 vermitteln einen Einblick in seine Anlagestrategie und
philosophie. Was fällt auf? Die Performance der von Zickert ausgewählten
Aktien war — vor allem über einen grösseren Zeithorizont betrachtet — sehr
erfreulich. Zickert dürfte nicht mit allen seinen im Spiegel abgegebenen
Empfehlungen so gut gelegen haben. «Hundertpro-
zentige Prophezeiungen», so Zickert, «gibt es gerade
im Aktienwesen nicht, wo im einzelnen die Zufälle
des Geschäfts und andere Zufälle eine so grosse Rolle
spielen. Desto mehr kann man sich freuen, wenn die
Beurteilung richtig war.»
Zickert würde sich ob der vielen heutigen «genauen»
Prognosen und der gewagten Prophezeiungen wun-
dern. So meint der amerikanische Börsenanalyst
Harry S. Dent in seinem Bestseller «Der Jahrhundert
Boom», dass der Dow Jones Industrial bis zum Jahr
2008 oder 2009 auf 35’000 bis 40’000 Punkte steigen
könnte.?® Der Autor erklärt nicht nur warum (demo-
graphische Entwicklung), sondern entwirft auch eine
Anlagestrategie, mit welcher man von diesem Boom
profitieren könnte. Nicht genug damit: Harry S.
Dent prophezeit in den Jahren 2010 bis 2012 (spä-
#7 Spiegel der Wirtschaft, Nr. 4, April 1951, S. 117.
8 Spiegel der Wirtschaft, Nr.4, April 1954, S. 112
«Die Transportversicherung enthält zwar
immer ein erhöhtes Risiko, aber ich nehme an,
dass dieses Risiko durch die staatliche Garantie
diesmal wesentlich vermindert ist. Nach dem
Kriege werden zwar die hohen Prämien wieder
fallen, aber doch auch das Risiko. Das Geschäft
wird andererseits gut bleiben infolge der zu
srwartenden grossen Transporte.» Aus: Spiegel
der Wirtschaft, Nr. 4, April 1943, 5. 103.
Diesen Hinweis verdanke ich Franco Gullotti.
Bank Leu AG, Zürich, Schreiben vom
3. August 2005.
Spiegel der Wirtschaft, Nr. 3, März 1945,
5.65/66.
Wachet auf!, Nr. 33, 3. September 1933, S.5.
Harry S. Dent: Der Jahrhundert Boom.
2005 bis 2009: Nutzen Sie die besten Börsen
jahre der Geschichte! Kulmbach 2005, 5. 19.
ar
21