Milzbrand in Bern und je 1 Fall in Zürich, Schwyz^ und
Aargau; ferner ist je 1 Fall von Hundswuth in Zürich,
Aargau und Tesstn konstatirt worden. Die sanitätspolizeilichen
Anordnungen wurden überall sofort getroffen und die wuth-
kranken Hunde zur rechten Zeit unschädlich gemacht.
Ausland.
Orientalischer Krieg. Die Versuche, eine Verständigung
zwischen Rußland und England herbeizuführen, nehmen heute
4aS meiste Interesse in Anspruch. Nach den Mittheilungen
deS „N W. Tagbl.5, mit dem der englische „Standard" in
bemerkenSwerther Weise übereinstimmt, hat sich Deutschland
^nS Mittel gelegt und der Reichskanzler die Initiative ergriffen,
um, gestützt auf die von der englischen Regierung im englischen
Parlamente abgegebenen Erklärungen, eine Verständigung
zwischen Großbritannien und Rußland herbeizuführen. Fürst
Bismarck ließ fein die Eindämmung des Krieges bezweckendes
Anerbieten gleichzeitig nach London und Petersburg gelangen
und die von ihm angeregte Zeee fand insofern Anklang, als
das britische Kabinet sich bereit erklärte, etwaige russische Pro-
Positionen entgegen zu nehmen und von Petersburg auS Graf
Schuwalow beauftragt wurde, sich direkt mit dem Fürsten Bis-
mark in Betbindung zu setzen Graf Schuwalow ist in Berlin
auch wirklich mit Bismark in Verkehr getreten. Der Kanzler
empfing den russischen Botschafter in freundlichster Weise und
äußerte stch ohne alle Zugeknöpftheit über die Orientfrage.
Bismarck betonte, daß in erster Reihe die. Interessen zweier
Staaten dmch die Orientfrage tangirt seien; von Seiten Eng-
landS wie Oesterreichs sei unter Umständen ein Eingreifen in
die Aktion zu erwarten und gegenüber diesen beiden Staaten
ckönne Deutschland seine V rmittlung zur Geltung bringen.
WaS England betrifft, so sei eS ihm gleichgültig, ob diesseits
des Balkans auf türkischem Gebiete suzeräne oder auch souve
räne Staaten gebildet werden; anderseits habe Kaiser Alexander
versichert, daß er keine Eroberungen machen wolle. — Weit
empfindlicher je» das englische Interesse in Asien und eS sei
notwendig, zu erfahren, wie weit Rußland dort gehen wolle
Graf Schuwalow erwiderte, daß Kaiser Alexander allerdings
in Europa auf El oberungen Verzicht leiste. In Asten jedoch
müsse Rußland schon auS Rücksicht auf die geographische Be
schaffenheit seines Besitzes Kompensationen für die Opfer des
Krieges erstreben. Rußland fasse jedoch nur die Linie bis über
KarS inS Auge, während eS auf Erzerum Verzicht leiste, wohl
erkennend, daß die Nähe deS EuphratS der Stadt Erzerum für.
England eine besondere Wichtigkeit verleihe. Rußland könne
Ach jedoch nur zu bindenden Zusagen herbeilassen, wenn Eng
land seine unbedingte Neutralität verbürge, so daß die Ent»
schlösse deS britischen Kabinets nicht mehr von den Wechsel-
fällen deS Krieges beeinflußt werden könnten.
* Aus Konstantiuopel meldet der Korrespondent des
^Standard": es seien nach Verhängung deS BelagerungS-
standeö etwa 200 Anhänger der Midhat'schen Partei verhaftet
und nach Kiutahia und Mosul in Gewahrsam gebracht worden.
„Dieser verzweifelte Versuch Midhat Pascha'S Partei zu zer-
drücken, kommt hauptsächlich von der Erbitterung die ein zum Lobe
MidhatS geschriebener Artikel deS „I deS DebatS" im Palast
erzeugt hat. Die Feindschaft gegen Redif Pascha und Mah
mud Damad nimmt hier und in den Provinzen zu, aber der
Sultan wagt nicht sie zu entlassen oder auch nur ihre Ent-
lassung anzunehmen. Gr hat wirklich von einem oder zwei
Botschaftern die Warnung erhalten: wenn er es thäte, würde
einen gefährlichen Präcedenzfall schaffen. Die Gedanken deS
Volks wenden sich sehr dem Ex-Sultan Murad zu. Man
weiß, daß seine Gesundheit sich sehr gebessert hat; würde er
sich öffentlich zeigen, so würde das Volk seine Wiedereinsetzung
verlangen. Gr hat schon um Erlaubniß gebeten den Palast,
in welchen er eingeschlossen ist zu verlassen und nach seinem
eigenen Landhaus in Seutari zu gehen. Die Erlaubniß ist
noch nicht erfolgt, und der Sultan ist im Zustande großer
Verlegenheit. Daß Redif und Mahmud etwas gegen MuradS
Leben unternehmen werden, ist nicht wahrscheinlich, aber die
Lage ist sehr bedenklich und gefährlich. Man fürchtet einen
Aufstand deS Volkes gegen die jetzige Regierung in vielen
Theilen deS Landes. Geschieht daS, so wird das Volk den
Sieg davontragen, wenn nicht etwa der Ausstand mit einer
derartigen Strenge unterdrückt wird, daß es für Europa em-
pörend ist " Der Belagerungsstand werde deßhalb den Machten
nicht durch Rundschreiben mitgetheilt, sagt derselbe „Standard-"
Korrespondent, weil dann die Thaisache völlig sichtbar werde;
er sei deßhalb verhängt worden, damit die mißvergnügten Mos-
lemin niedergedrückt würden. „Das Schicksal deS FelvzugS in
Asien ist thatsächlich entschieden; Erzerum sei, wie aus bester
Quelle verlaute, völlig offen und unrettbar verloren." Die
Russen rücken gegen Diarbekir vor, und nichts kann sie hindern
daS Euphrat-Thal in Besitz zu nehmen. Der Großwessier ver-
langt telegraphisch vom Bey von Tunis eine Anleihe von
1900 Pferden.
Neueste Nachrichten.
Wien, 7. Juni. Dem „N. W. Tgbl." wird aus Bel-
grad gemeldet: Fürst Milan hielt eine Ansprache an daS
Offizierskorps, in der er ankündigte, daß bald die Noch-
wendigkeit eintreten werde die Waffen zu ergreifen. — Ru
mänien hat in Wien seine diplomatische Agentur wieder er-
richtet. — AuS Altserbien, besonders auS Novibazar, werden
türkische Exzesse gemeldet. — AuS Orsawa wird berichtet, daß
morgen oder übermorgen der Hauptübergang der russischen
Armee bei Turtukai zu erwarten sei.
Aars, 7. Juni (Ueber München.) Zn der Schlacht am
Duga-Passe sollen die Montenegriner mit großen Verlusten
besiegt worden sein. Der Entsatz und die Verprvviantirung
von Nilsitsch erfolgt wahrscheinlich heute.
Wien, 12. Juni. Ein Artikel des „Fremdenblattes"
führt auS: die Antwort deS russischen Reichskanzlers Fürsten
Gortschakoff sei maßvoller gehalten als der Ton der Derby'schen
Depesche habe erwarten lassen. Die russische Note leh te daS
Zugeständmß einer militärischen Demarkationslinie ab. — Die
„Presse bezeichnet in der Zollfrage die Aufrechthaltung des
„statu« quo" mit Deutschland alS unmöglich.
Wien, 12. Juni. Das „N. W. Tgbl " meldet auS
Cetinje: Ali Saib Pascha besetzte Rossowa Glavitza wieder.
Ferner «uS Odessa: Die hiesigen Uferbatterien wurden ver-
stätkt und die StalionSschiffe vermehrt. Endlich auS Alexandria:
Am 11. Juni sind zehn ägyptische Dampfer mit 6000 Mann
HülsStruppen unter Punz Hassan, von türkischen Panzer-
schiffen begleitet, von hier abgegangen.
Wien, 12. Juni. Dem „Tagblatt" wird auS Calarasi
gemeldet: Die Donau ist bereits um 3 Fuß gefallen. Das
türkische Lager in Florentin (bei Widdin) wird mit passageren
Werten stark befestigt.
Bern, 12. Juni. Laut dem Luzerner „Vaterland" haben
Deutschland und Italien auf. der Gotthardkonferenz sich je zu
weitern 10 Millionen Subvention bereit erklärt.
Et. PetepSburg, 12. Juni. Ein Telegramm deS Groß-
fürsten Nikolaus vom 10. Juni lautet: Gestern früh fand
eine türkische Kanonade von Rustschuk auS auf die Sappeur-
arbeiten von Giurgewo statt; wir erlitten keinen Verlust.
Alles steht gut. Die Donau fällt. — Ebenso liegt ein Tele-
gramm des Großfürsten Michael aus Kürückoarja vom 9.
Juni vor deS Inhalts: Wir reeognoseiren die Vorwerte von
KarS. D*S Geschützfeuer der FortS ist für uns unschädlich.
Ich recoguoScirte heute persönlich den Norden von KarS. Die
KurdeN'Aeltesten von Chamur und die Bewohner von Alaschkert