Liechtensteinische
Fünfter Jahrgang.
Vaduz, Freitag
Nr. 23.
dm 8. Juni 1877.
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werden franco erbeten an die Redaktion in Vaduz.
Nichtamtliche Anzeigen.
Einsendung.
Die Biehbesitzer, welche seit einiger Zeit die Bergstraße über
Maierhof nach Triesenberg zum Austriebe in ihre
Alpen benützen, werden aufgefordert, ihr Vieh an Stricken zu
führen so weit sich die eigenen Privatgüter erstrecken. Jede
Beschädigung wird zur Klage gebracht.
Triefe», den 4. Juni 1877.
Die siimmtlichen Giiteranrainer.
ÖfvfnnlWtt Zwischen Triefen und BalzerS wurde Geld
r (im Betrage von mehreren Gulden) ge-
funden. Dasselbe kann gegen genügenden Ausweis und ent-
sprechenden Finvertohn beim Gemeindevorsteher von
Triefen in Empfang genommen werden.
Vaterländisches.
Baduz, 6. Juni. Letzten Sonntag am 3. Juni wurde
daS 50jährige Bischofsjubiläum des heil. VaterS in Rom in
allen katholischen Gegenden festlich begangen. Unser Nachbar-
land Vorarlberg wimmelte von Freudenfeuern, die nicht nur
an den Bergabhängen und im Thale, sondern auch auf den
meisten und höchsten BergeSfpitzen errichtet worden waren. In
vielen Ortschaften wurden zudem „Feuerwerke" abgebrannt,
Fackelzüge gebildet, geschossen u. f. w In Feldkirch wurden
SamstagS und Sonntags größere Feuerwerke abgebrannt. In
unserem Ländchen waren Freudenfeuer am Eschnerberge, am
Triesenberg« und in Triefen sichtbar.
Sonntag Abends ist in Götzis die Etickfabrik von H.
Heinzle abgebrannt; daS unmittelbar anstoßende Wohnhaus
desselben wurde gerettet.
Vaduz, 6. Juni. Der Sturm, der am letzten Freitag
mit ungewohnter Heftigkeit hier tobte, scheint in ganz Mittel-
europa sehr stark gefühlt worden zu sein. Nach Berichten vom
Pariser Observatorium vom 4. Juni drohen neue Stürme auf
dem Kanale und dem Ozeane. — Die Temperatur der letzten
Tage ist sehr hoch (24—25 ^ R. im Schatten) und doppelt
ermattend durch den anhaltenden Föhndruck.
Vaduz, 6. Juni. Wie verlautet, haben einzelne Eschner-
berger in jüngster Zeit eine Versammlung in Mauren abge-
halten, bei welcher mehrfach angedeutet worden fei., die Be-
schickung zu den LandtagSwahlen von einer Veränderung des
bisherigen verfassungsmäßigen WahlmoduS abhängig machen
zu wollen. ES ist wohl bei näherer Beachtung unserer Ver
fassung selbstverständlich, daß eine Abänderung von fanktionirten
verfassungsmäßigen Institutionen nur wieder auf verfassungS-
mäßigem Wege d. h. durch diesbezüglichen'Mehrheitsbeschluß
deS zukünftigen Landtages mit nachträglicher Sanktion des
Landesfürsten stattfinden kann. Derartige Prinzipien müssen
unter allen Umständen festgehalten werden, weil das Kleinod
unserer Verfassung hoch über den momentanen politischen
Partheiungen in dieser oder jener LandeSfrage stehen soll und
stehen muß. — Ueber eine weitere Verfügung und Entwicklung
in Sachen unserer WahlkrisiS ist bis jetzt nichts Wesentliches
bekannt geworden.
Ausland.
Abermals ist ein türkischer KriegSdampfer von den Russen
in die Luft gesprengt worden. AuS Braila sind über den Bor-
fall die nachstehenden Details eingetroffen: Am 25. d , eine
Stunde nach Mitternacht, schifften sich die kaiserlich»ru>stschen
Lieutenants Dubaschoff und Schestakoff mit geringer Mann-
schast auf den von ihnen kommandirten kleinen Dampfern ein
um an einen in dem Donau-Arm von Matschin liegenden
türkischen Monitor eine» Torpedo zu hängen. Auf dem von
dem Lieutenant Dubaschoff kommandirten kleinen Dampfer be-
fand stch auch der Kommandant der rumänischen Donau-
Flotille, Major MurgeSco, welcher die Affaire als Freiwilliger
mitmachte. Die kleinen russischen Dampfer hatten noch viel
kleinere Boote im Schlepptau, und die Miniaturflottille ge-
langte glücklich unangerufen bis zu dem Punkt Peatra-Fetei
(„Mädchen-Stein»), wo der Monitor vor Anker lag. Die
russischen Soldaten tauchten den mitgebrachten Torpedo in'S
Wasser um denselben am Bug deS türkischen Kriegsschiffes zu
befestigen; aber in demselben Augenblick bemerkten die türki-
scheu Wachen die russischen Boote und riefen Wer da?
„Freunde", antwortete der rumänische Major MurgeSco in
türkischer Sprache; aber trotzdem mochten die Türken der
Freundschaft nicht besonders trauen, denn sie feuerte» einige
Schüsse ab, welche indessen Niemand verletzten und auch nicht
im Stande waren die russischen Offiziere und Matrosen von
ihrem Vorhaben abzubringen. Mehrere der letztern, aus dem
Boote deS Lieutenants Dubaschoff, stürzten sich in die Donau,
und indem sie tauchten, wobei sie ziemlich lange unter Wasser
bleiben mußten, gelang eS ihnen den Torpedo unter dem
Monitor zu befestigen. Jetzt zog sich die russische Expeditkon,
eben so still und ruhig als sie gekommen war, in einige Ent
fernung zurück. Die Türken mochten bereits an einen miß-
lungene« Ueberfall glauben, während sie doch ihrem Schicksal