Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1877)

Quantitäten bei der Topfkultur anwenden. Um während deS 
Rommers stetS frischen zarten Schnittlauch zu haben, schneidet 
man ihn dicht an der Erde ab, bedeckt ihn mit halbverfaulter 
Mistbeet- öder anderer Düirgererde und begießt dieselbe fleißig. 
* Der Kaffeesatz sollte von Gärtnern sorgfältig gesam- 
tnelt werden. Derselbe ist nicht nur ein gutes Düngmittel, son 
dern schützt die Pflanzen auch vor den Erdflöhen und anderen 
Insekten. Mischt man denselben mit der Erde für Melonen, 
so gedeihen die Pflanzen viel besser und die Melonen erhalten 
ein ausgezeichnetes Aroma. 
* Altbackenes Brod. Bei den letzten Ausgrabungen 
in Pompeji hat der Inspektor Fiorelli 81 ziemlich altbackene, 
^ber völlig erhaltene Vrode gefunden. ES findet sich sogar 
die Bemerkung (vilogo grani) „auS Weizenmehl" darauf. Die 
Brode kamen am 23. November 79 in den Backofen und der 
pistero (Mütter oder Bäcker) ahnte jedenfalls nicht, daß man 
dieselben 1800 Jahre später, aber unversehrt auS dem Back- 
ofen nehmen werde. 
^ Zur Warnung. Jn Abtwyl wollte vorletzten Mitt- 
woch eine Fädlen'n die Lampe löschen, wobei sie die Lampe 
schräg hielt und von oben in daS ElaS hinein blies. Das 
Petroleum fing Feuer und verbrannte die Unglückliche trotz 
herbeigeeilter Hülfe so gräßlich, daß sie andern MorgenS schon 
den furchtbarsten Qualen erlag. 
Verantwortlicher Redakteur «.Herausgeber: vr. Nudols Schädler. 
Schaan. Eingesandt. Motto: 
„Auf groben Klotz 
ein grober Keil ; 
Auf einen Schelmen 
Anderthalben." 
Die angeblichen „mehrern Bürger von Nuggel" in Nr. 13 
der Feldkircher Ztg., die man in Ruggel nicht gefunden 
hat, haben die Seelenwanderung angetreten und sind nach 
Nr. 26 und 27 desselben i'icbtblattet in die Haut oder Hosen 
„mehrerer Unterlander" geschloffen, um von einem anderen 
Verstecke auS den unehrlichen Kampf gegen mich fortzusetzen, 
abermcilS nach der b. liebten Kampfweise aller Rabulisten oder 
Zungendrescher und Ränkeschmiede. 
Sie befolgen ganz getreu den hübschen Rath deS Dr. 
Marlin Luther: „Calumiare audacter, Semper aliquid 
haeret", d. h Verleumdet nur tapfer und frech, immer bleibt 
etwas hängen" — bei denkfaulen Leuten. Sie haben sich in- 
desse entpuppet, nämlich durch ihre Sprache, durch ihre AuS- 
lassungen in einer ihnen gut bekannten Wirtschaft im Ober- 
lande und auf einer Lustreise nach Feldkirch am hl. Charfrei- 
tage. Da '.vurde in N. der Meister-Artikel über mich einer 
Gesellschaft mit hohem Selbstgefallen vorgetragen, der am 
CbarsamStage in der Nr. 26 der Feldkircher Ztg., — nebst 
andern zwei kirchenfeindlichen Artikeln — erschienen ist. DaS 
war in N. für Katholiken wohl eine würdige und erhebende 
CharfreilagS-Betrachtung — und bezeichnet ihr Christenthum. 
Heißt das im „Unterlande" bei einem gut kathol. Volke nicht 
auch „den Wolf im Schafskleide spielen?" — Nun zur Sache 
Ohne irgend welche Veranlassung gegeben zu haben, 
haben jene erdichteten „Ruggeller" auf eine gemeine Art und 
Weise mich persönlich angegriffen, daß ich nicht umhin konnte 
dagegen offen aufzutreten. — Habe ich in Nr. 11 und 12 der 
„Lichtenst. Wochenztg." die Wahrheit gesagt, warum be« 
schimpfen mich denn jene Widersacher? Habe ich aber die 
Unwahrheit gesagt, so sollten sie mich eines besseren be- 
lehren und beweisen. Allein Nichts von Dem. Die „mehrern 
Unterländer" haben meine Behauptungen betreff der Geld- 
frage mit keinem einzigen Grunde widerlegt. Sie reiten wie 
leichtsinnige Buben das beliebte und geduldige Eteckenpferd 
der Persönlichkeit. Sie hüben zwar „einem Geistlichen daS 
Recht nicht bestritten, sich in gesellschaftlichen Kreisen zu be 
wegen und seine Ansichten andern mitzutheilen", aber am 
Schlüsse dieses Satzes nennen sie mich einen „Agitator", d. h. 
Aufwiegler, weil ich des eingeräumten Rechtes mich bediente 
und auch meine Ansichten offen ausgesprochen habe. Was 
würde der große Philosoph Kant zur Weisheit einer solchen 
Logik, deutlicher, sagen? Die Logik der „mehreren Unterländer" 
Philosophen oder Weltweisen lautet demzufolge also: Du hast 
daS Recht zu reden — aber halt« Maul! sonst bist 
ein Aufwiegler. Die „Madame MittagSspitz" hatte wohl mit 
Recht solche Leute (wahrscheinlich stecken sie nur in Einem 
oder etwa 3Paar Hosen—), „MeinungS- oder Rede-Monopo- 
listen" genannt. 
Doch warum sich so vereifern? ES wird ganz begreifiich 
warum so „ein einfacher Kaplan" (gibtS auch zweifache?) und 
„irgend ein Landarzt" (ja ein Stadtdoktor ist halt ganz was 
anders !) keine Stimme in solchen „politischen Angelegenheiten" 
haben dürfen. Seit wann ist eine Geldsrage eine „politische 
Angelegenheit?" doch nur dann, wenn man daraus politi- 
sches Kapital schlägt. DaS ist ausschließlich Sache der 
„Fachmänner", wie die „mehrern Unterländer" sind; sie allein 
haben daS Vorrecht in den Geldsack deS Volkes zu greifen. 
Wie als Thatsache offen erzählt wird, geberden sie sich auch 
alS Vormünder oder Landvögte gegen ihr eigenes Völklein, 
daS sie als unzurechnungsfähig oder als denkfaul 
halten, bei Wahlen eine freie Stimme abzugeben. Sonst 
wüßte man nicht warum sie den stimmfähigen Bürgern einer 
Gemeinde schon geschriebene Stimmzettel hätten auStheilen 
müssen. Sie sollen jedoch von Einsichtigeren und Selbststän 
digen abgewiesen worden sein. DaS find übrigens ander- 
wärtS bekannte Kunstgriffe der liberalen Tonangeber. Ob sie 
aber auch verfassungstreu sind? — Nach solchen Vor 
gängen, wenn sie richtig sind, muß halt auch ein „einfacher 
Kaplan" in einer andern Gemeinde, wo so waS nicht vor- 
koglmt, schweigen! — 
Also mich zhaben sie als „Agitator" verleumdet. 
Und welche Beweise erbringen sie für.diese Verleumdung? 
— Ein „Vorfall auf der Alp Sücka" wird vorgeführt, wo 
ich wegen der Geldwährung „den Wirthstisch weidlich bear- 
beitet" haben soll. O du allwissender Strohsack! daS war ein 
Spektakel, von dem nicht einmal der anwesende Wirth etwas 
gehört und gesehen hat. Aber „3 ehrenfeste Zeugen, wovon 
einer (sogar!) Gemeinderath ist", haben diese Mähre — im 
untern — Mirchenlande erzählt und die aufgefangene Mücke 
entwickelte sich unter ihrer sorgsamen Pflege während 3—9 
Monat zu einem Elephant, oder Kameel, weil diese Sorte des- 
ser bekannt ist. 
ES befand sich am Sonntagabends den 23. Juli 1876 
an jenem maltraktirten WirthfchaftStisch eine kleine Gesellschaft. 
Die Unterhaltung gleitete auch aus den WährungSstreit über, 
wo Jeder feine Meinung und Ueberzeugung aussprach und 
eS entstand ein kleiner DiSpüt, der harmlos abgeloffen wäre. 
Ein Fabrikherr aus Triefen und ich vertheidigten die Ansicht 
und Notwendigkeit einer festen Geldwährung, dagegen erklärten 
sich drei Bürger auS Eschen. AlS aber diese Eschner über die 
Anzahl der Kapitalien auS dem „Blutzgerlande", welche in 
Liechtenstein angelegt sind, absprechend sich äußerten, da habe 
ich wohl meine Entrüstung gezeigt. Daß aber jener WirthS- 
tisch verwundet worden, haben nur die 3 Eschner wahrge- 
nommen, sonst niemand; sie mögen jenes „Kameel" erzogen 
haben. 
Es gibt „Unterländer", denen, wie Anderen, die Berg- 
luft ganz vorzüglich behagt, darum wandern sie so gerne in 
die Alpen. Diese und auch andere Bergsteiger und Alpengäste 
werden sich ohne Zweifel um den „bearbeiteten WirthStisch" 
sehr interessiren. Deßwegen sollte der Jokele ihn nur recht 
sorgsam alS eine berühmt gewordene Antiquität aufbewahren, 
und ihn den Neugierigen um einen Schau-Pfenning oder Kreuzer
	        

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