Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1877)

Verschiedenes. 
Sitte Dorfgeschichte vom Pfliigett. 
(Schluß.) 
„Bon wie überaus großer Wichtigkeit das tiefe Pflügen 
ist, hat sich durch vergleichende Versuche unwiderleglich heraus- 
gestellt. Nach diesen mehrere Jahre fortgesetzten Versuchen gab 
ein Morgen Ackerland, gegenüber einer gleich großen Flüche, 
welche nur 5 Zoll tief gepflügt war, einen Geldüberschuß von 
sechs Franken bei Vertiefung von 7 Zoll, einen Geldüberschuß 
von zehn Franken bei Vertiefung von 9 Zoll und «inen Geld- 
Überschuß von zehn und einem halben Franken bei einer Ver 
tiefung auf 11 Zoll. Bei diesem sehr großen Nutzen deS Tief- 
Pflügens sollte nun dasselbe überall da, wo es ausführbar 
ist, angewendet werden; denn dadurch wird der Roh« und 
Reinertrag ohne vermehrten Kostenaufwand erhöht. DaS Tief- 
pflügen ist hiernach recht eigentlich ein Schatz graben, dessen 
sich jeder Landwirth befleißigen sollte, und wer eS nicht thut, 
kann offenbar nicht unter die verständigen Landwirthe gezählt 
werden. 
„Daß man hier und da Versuche mit dem Tiespflügen 
gemacht hat, die sich nicht bewährt, die statt Nutzen Schaden 
gebracht haben, beweist durchaus nichts gegen das Tiefpflügen; 
sondern ist nur ein Zeugniß dafür, daß man das Tiefpflügen 
entweder am unrechten Orte ooer zur unrechten Zeit angewendet 
hat. ES dürfen nämlich beim Tiefpflügen gewisse Vorsicht^ 
maßregeln nicht unbeachtet gelassen werden. Geschieht dieß 
nicht, vertieft man den Boden mit dem gewöhnlichen Pfluge 
ohne Berücksichtigung der dabei in Betracht kommenden Um- 
stände, so kann eS sich allerdings ereignen, daß nicht nur der 
erwartete Nutzen ausbleibt, sondern daß sich selbst auf eine 
Reitze von Iahren nicht unerhebliche Ausfälle in der Ernte 
ergeben. 
„Die Vorsichtsmaßregeln, welche man beim Tiefpflügen zu 
beachten hat, sind im Wesentlichen folgende: DaS tiefe Pflügen 
darf nur nach und nach geschehen, damit nicht die biS jetzt 
allein befruchtete und bebaute Ackerkrume mit einer zu großen 
Menge rohen Bodens gemischt werde. Von besonderer Wich- 
tigkeit ist ferner die Zeit der Ausführung deS Tiefpflügens und 
der Anbauzustand, in dem sich der zu vertiefende Acker befindet 
Am besten eignet sich zum Tiefpflügen derjenige Schlag oder 
dasjenige Feld, welches mit Kartoffeln, Rüben, Kraut bestellt 
werden soll. In allen Fällen ist eS aber rathsam, die Ver- 
tiefung deS BodenS im Spätherbst vorzunehmen, damit der 
Winterfrost vorarbeite. Nie darf das Vertiefen deS Ackerlandes 
kurz vor der Einsaat des etreideS geschehen. Ganz besondere 
Berücksichtigung bei dem Tiefpflügen verdient, wie bemerkt, der 
Dünger. Nothwendig ist eS ferner, dem Acker nach Bedürfniß 
in den nöthigen Zwischenräumen eine bis zwei Pflugfahrten 
mehr alS gewöhnlich zu geben, weil seine vollständige Auflösung 
bei vermehrter Masse im Anfang schwieriger ist, und weil der 
auS der Tiefe herauf geholte Boden von allen Seiten der Ein- 
Wirkung deS Dunstkreises ausgesetzt werden muß. 
„Uebrigens kann nicht jeder Boden mit dem Wendepflug 
vertieft werden. Ehe man das Tiefpflügen vornimmt, muß 
man die Beschaffenheit deS Untergrundes untersuchen. In fol- 
genden Fällen ist daS Vertiefen des Ackerlandes unzuläßig, 
weil eS schädlich sein würde: Wo der Untergrund felsig, steinig, 
ganz kiesig ist oder aus Letten besteht, und wo sich in sehr durch- 
lassendem Boden eine Wasserhaltige Schicht gebildet hat, die 
man nicht durchbrechen darf, wenn man den Acker nicht sehr 
verschlechtern will. 
„Die Ansicht, daß das Tiefpflügen nur in fruchtbarem 
Boden rathsam und zulüßig sei, ist ganz falsch. Nicht nur 
fruchtbarem, sondern auch vorzugsweise dem armen Boden thut 
daS Tiefpflügen sehr wohl. Denn durch daS tiefe Pflügen wird 
ja die Ackerkrume vermehrt, und daS ist es ja eben, waS 
seichtem, armem Boden so noth thut. 
„Das Tiefpflügen mit dem Wendepflug setzte ich so lange 
fort, bis der Untergrundpflug auftauchte. Da in allen land- 
wirtschaftlichen Zeitschriften ohne Ausnahme der Nutzen deS 
UntergrundpflugeS und ver Arbeit damit als ein großer gefchil- 
dert wurde, so bestimmte ich meine Freunde zum gemeinschast- 
lichen Ankauf und zum gemeinschaftlichen Gebrauch eineS solchen 
PflugeS Nachdem ich mich über die Anwendung des Unter- 
grundpflugeS hinlänglich belehrt hatte, ließ ich einen solchen 
kommen und wendete ihn zuerst versuchsweise auf meinem Grnnd 
und Boden an. Der Versuch gelang vollkommen. DaS neue 
Geräth wurde nun auch von meinen Freunden in Gebrauch 
genommen, und da eS sich auch bei diesen vollkommen bewährte, 
so wurde die Anwendung des UntergrundpflugeS bald eine 
so allgemeine, daß das eine Stück nicht mehr ausreichte, son- 
dern daß noch ein Untergrundpflug auf gemeinschaftliche Kosten 
angekauft werden mußte. DaS Untergrundpflügen geschah in 
der Art, daß in der geöffneten Furche hinter dem Wendepfluge 
der Untergrundpflug folgte. Dadurch wurde der Untergrund 
nur durchwühlt, nicht heraufgebracht. Die Anwendung deS 
UntergrundpflugeS hatte alle die Vortheile deS VertiefenS mit 
dem Wendepfluge im Gefolge, ohne die Nachtheile mitzusühren, 
welche die Herausbringung rohen BodenS durch den Wende- 
pflüg allerdings haben kann, wenn man dabei nicht vorsichtig 
verfährt. Nur in einem Falle ließ sich auch daS Untergrund- 
pflügen nicht anwenden, wenn nämlich auf Aeckern mit sehr 
durchlassendem Sandboden unter diesem Sandboden eine schwache 
Thonschicht lag, welche das schnelle Herabziehen der Feuchtig- 
keit in den Untergrund verhinderte. Das Untergrundpflügen 
geschah immer bei der Vorbereitung deS Ackerlandes zu Hack 
früchten vor oder nach Winter und wurde alle sechs Jahre 
wieverholt Daneben aber wurde auch das Tiefpflügen mit 
dem Wendepflug beibehalten. 
„Die Anwendung deS UntergrundpflugeS war noch von 
besseren Folgen begleitet als die Anwendung deS WendepflugeS 
allein; denn mit dem Untergrundpfluge konnte man weit tiefer 
eindringen als mit dem Wendepfluge, und dadurch mußten 
natürlich die guten Folgen deS VertiefenS in noch höberm 
Grade hervortreten. Ein großer Gewinn wäre tS freilich ge- 
Wesen, wenn wir gleich damals, als wir daS Vertiefen des 
Ackerbodens einführten, den Untergrundpfluq gekannt hätten; 
denn dann würden Düngermangel und Bodenbeschaffenheit 
nicht von der Vert efung haben abhalten können. Die Ursache, 
daß man den Boden mit dem Untergrundpfluge auch bei 
nicht vermehrtem Dünger und bei sehr schlechter Beschaffenheit 
deS Untergrundes gefahrlos vertiefen kann, ist darin zu suchen, 
daß der Untergrundpflug den Boden in seinen tiefsten Schichten 
nur lockert, aber nicht herausbringt, daß also die bisher durch 
Dünger und Dunstkreis befruchtete und bearbeitete Ackerkrume 
nicht mit rohem Boden vermischt wird. Ist aber einmal mit 
dem Untergrundpflug die zweite Bodenschicht gelockert und ge* 
mengt und in Folge dessen dem Regen ;c. gestattet, bis in die 
Tiefe des Untergrundes einzudringen, dann kann auch ohne 
Gefahr eine Vermischung desselben, soweit er mit dem. Unter- 
grundpflug bearbeitet worden ist, mit der Ackerkrume stattfinden." 
* Schönen Schnittlauch zu ziehen. Vor allem 
sollte man ihn alle zwei bis drei Jahre zerreißen und zersetzen. 
Er verlangt einen nicht zu schweren fetten, aber nicht frisch 
gedüngten Boden und eine Lage, in der er während der 
Sommermonate nicht den Strahlen der heißen Mittagssonne 
ausgesetzt ist. Ein guteS Mittel, um ihn zu üppigem Wachs- 
thum zu bringen, ist das Ueberstreueu mit Ruß oder auch mit 
Kaffeesatz. Besonders günstig aber wirkt daS Begießen mit 
der Brühe, die vom Sauerkraut abgeschöpft wird, etwas mit 
Wasser verdünnt. Die Anwendung sollte aber in den ersten 
Frühlingsmonaten geschehen. Er wächst darauf ungemein 
üppig. Auch Seifenwasser wirkt günstig auf die Entwicklung 
der Vegetation. Alle diese Mittel lassen sich auch in mäßigen
	        

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