Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1877)

Liechtensteinische 
Fünfter Jahrgang. 
Vaduz, Freitag 
Ikr. IS. 
den 13. April 1877. 
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Vaterländisches. 
Baduz, 10. April. Die Wahlmännerwahlen baben in den 
Gemeinden der untern Landschaft bereits stattgefunden. Im 
Oberlande sollen sie in den nächsten Tagen beginnen. 
Babuz, 11. April. (Zur Abw ehr.) In dem Artikel 
„Zur Lage" der vorigen Nummer der „L. W." habe ich mich 
der Mühe überhoben, auf die gegnerischen Schreibereien näher 
einzugehen. 
WaS die persönlichen Auslassungen der „mehreren Nug- 
geller" resp. der „mehreren Unterländer" anbetrifft, so verliere 
ich auch heute kein Wort darüber. 
Etwas anders verhält es sich mit den frechen, fast bübischen 
Ausdrücken, die sich die „mehreren Unterländer" gegenüber dem 
uns benachbarten Kantone Graubüuden in einigen Artikeln der 
„Feldf. Zeitg." erlaubten. Derartige Ausfälle müssen im In- 
teresse des bisher ungestörten freundnachbarlichen Einvernehmens 
entschieden zurückgewiesen werden; und zwar nicht um den be- 
treffenden Einsendern die Ehre der Erwiderung anqedelhen zu 
lassen, sondern um vor dem Jnlande und dem AuSlanve zu 
konstatiren, daß solche gemeine Spöttereien mich im Jnlande 
durchaus keinen Anklang finden. 
Es wird nämlich von den „mehreren Unterländern" in 
der Hitze ihres persönlichen Gefechtes der Kanton Graubünden 
mit den Spottnamen „Blutzgerland" „Pumpalusien" beehrt. 
Es wird den Graubündnern sogar unverblümt vorgespottet, 
„eS gehen Groß und Klein von dort nach dem Schwaben- 
lanv" u. s. w. 
Wie dies Alles mit der schwebenden Münzfrage zusammen- 
hängen soll, ist schwerverständlich, e< scheint eben die Methode 
der „mehreren Unterländer" zu sein: anstatt zur Sache zu 
sprechen, mit sehr gewöhnlichen Schimpfereien um stch zu wer- 
fen. „Denn wo Begriffe fehlen, stellt zur rechten Zeit ein 
Wort stch ein." 
Wahrlich die „mehreren Unterländer", die die betreffenden 
Artikel geschrieben haben wollen, müssen sich in einer gewalti- 
gen Aufregung befunden haben, denn sonst hätten sie bedenken 
müssen, daß solche Auslassungen gegen das uns von jeher 
freundnachbarliche Graubünden die Entrüstung jedes denkenden 
Liechtensteiners '.vachrufen werden. 
ES ist wohl im ganzen Lande eine gut bekannte Thatsache, 
daß die uns benachbarten Graubündner immer auf dem besten 
Fuße mit dem kleinen Ländchen über der Luziensteig lebten. 
Und zwar nicht nur mit Worten und durch freundliches Ent 
gegenkommen, sondern durch die That haben eS dieselben be- 
wiesen, daß sie unS auch Vertrauen schenkten. Wo die Geld- 
noth in unserem Ländchen seiner Zeit HauS und Heimat vieler 
Schuldner in Gefahr brachte, wo selten und nur nach großer 
Mühe in unseren übrigen Nachbargegenden Geld gegen gutes 
Unterpfand erhältlich war, da waren eS unsere Graubündner- 
Nachbarn, die sehr oft den Liechtensteinern aus der Verlegenheit 
halfen DaS beweisen jetzt noch die ganz bedeutenden Kapi 
talverbindlichkeiten, die Liechtenstein nach Graubünden schuldet. 
Ist eS daher nicht schnöde und undankbar gehandelt, wenn 
jetzt Liechtensteiner ohne jede Veranlassung mit „Blutzgerland", 
„Pompalusien" u. s. w. den Freundnachbarn Hohn entgegen- 
schleudern. Ist eS nicht ein großprahlerisches, verächtliches 
Unterfangen, wenn unsere Landsleute, selbst zum Theile in Ar- 
muth und Noth gebettet, mit „Schwabenlandgehen" u. s. w. 
spotten. 
ES bezeugt wenig Charakter und wenig Anstand, über den 
Freundnachbarn ohne Veranlassung zu höhnen; aber eS bezeugt 
Undank und gemeine Prahlerei, dem ehemaligen Helfer und 
Unterftützer in der Noth mitSpott entgegenzutreten. 
Ich bin vollkommen überzeugt, daß das ganze Oberland 
und auch der große Theil des Unterlandes die frechen Angriffe, 
die stch die „mehreren Unterländer" ganz abgehend von der 
Sache, unseren Nachbarn gegenüber erlaubten, entschieden zu« 
rückweisen. ES wuß dieS hier um so mehr zu unserer Ehre 
konstatirt werden, damit unsere Freundnachbarn wis- 
sen, daß die besagten Spottworte in unserem 
Lande keinen Anklang finden. 
Es kann Niemanden verwehrt werden, offen und ohne 
Rückhalt seine Ansichten auch gegen eine Münzregelung aus- 
zusprechen; aber daS kann, man von Jedem verlangen, daß 
er derartige Angriffe, die gar nicht zur Sache gehören, und 
die gegen alle freundnachbarlichen Begriffe verstoßen, durchaus 
unterlasse. 
Damit möge das Gebaren der „mehreren Unterländer" in 
dieser Sache in Kürze gekennzeichnet sein. 
Im Anschlüsse an dies möchte ich noch gelegentlich einen 
andern Punkt berühren. Die „mehreren Unterländer" behaup- 
ten nämlich in Nr. 26 der „Feldk. Ztg." „einzelne Vertheidiger 
deS MünzsyjjemS" hätten bei Anlehen 6^/y Provision genom- 
men; weiter sagen sie, sie wüßten noch andere ähnliche Süchel- 
chen viele Ich bin nicht in der Lage daS Sündenregister 
jeveS einzelnen Menschen zu kennen, und kann daher die Mög- 
lichten, daß hier wie in der ganzen Welt bisweilen Wucherei 
getrieben werde, auch nicht in Abrede stellen. Die Art und 
Weise, wie die betreffenden Artikel schreiber aber dies vorbringen, 
ist ein verdecktes und unsauberes Kampfmittel. Wucherei und 
Münzregelung sind ersten» zwei ganz verschiedene Dinge. 
Ferner wird mit solch' allgemeinen Verdächtigungen nud 
Mißtrauen erweckt und dem Geschwatze: den und den zu fahn- 
den offene Bahn gegeben. Da die Herren Artikelschreiber 
ohnedem behaupten, schriftliche Belege für ihre Sachen unr 
Eächelchen bei der Hand zu haben, so mögen sie auch statt
	        

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