welche der Mörder über das Schlachten feiner'Kinder macht,
find so gräßlich, daß die Feder sich sträubt, die Details nieder-
zuschreiben. Dabei ging derselbe noch mit der größten Zärt-
lichkeit zu Werke; er war bestrebt, die Kleinen nicht aus dem
Schlafe zu wecken und die Schlinge so sachte als möglich ihnen
über den Kopf zu streifen. Es liegt hier ein psychologisches
Räthsel vor, daS den Richtern und Gerichts Aerzten viel zu
denken geben wird. Wahrscheinlich wird der Mörder seine trü-
ben Tage nicht im Zucht-, sondern im Jrrenhause beschließen.
♦
♦ *
* In einem neuen Theaterstücke „Die Exilirten" von
Sardou, das nächstens in Paris zur Aufführung kommt, wird
man den Helden des Stückes, von wirklichen Wölfen verfolgt,
über die Bühne eilen sehen. Ein großmaschiges Drahtgitter
schneidet nämlich die Bühne in zwei Hälften. Vorn rennt der
Schauspieler; hinter dey, Gitter aber stürmt die Wolftmeute;
gleichzeitig fällt dichter Schnee.
*
* Flaumfedern-Tuch. In Lyon wird jetzt derFlaum
aller' Arten Geflügel zum Anfertigen einer neuen Art von Tuch
benützt und zwar liefern 700—750 Gramm Flaumfedern einen
Quadratmeter Tuch, daS leichter ist als Wolle und ebenso
warm hält. Dieses Federtuch ist wasserdicht, läßt sich walken
und färben. Bekanntlich stammt die Erfindung aus München,
wo ein Arzt, um einen passenden Stoff zu Unterjacken für den
kränklichen König Max II. zu finden, auf den Gedanken ver-
fiel, Flaum zu verwenden.
*
* »
* Petroleum. Welchen enormen Reichthum Amerika in
seinen Petroleumquellen besitzt, zeigt ein im »Ausland* erschie-
nener Artikel von Louis Simonin. Darnach erreicht die Pe
troleumproduktion in Nordamerika gegenwärtig 10 Millionen
BarilS, jedes von 200 Liter. Dieses kolossale Quantum Oel
liefern 4250 Schachte, von denen einige täglich bis 1299 Barilö
ausbringen. Bei dem Preis von 8 Franken das Baril, welches
der geringste ist, da man bis 35 Franken bezahlt, macht daS
fast eine reine Einnahme von 10.000 Franken täglich, indem
die Gewinnungskosten ganz wegfallen, wenn der Bohrer die
Lagerstätte getroffen hat. Fast ganz Nordamerika scheint mit
Petroleum durchtränkt zu sein. DaS Petroleum ist eine flüssige
Steinkohle. Man findet eS am häufigsten in Gebirgsformationen,
welche entweder älter als die Steinkohlenformation oder gleich-
alterig mit dieser sind, und zwar bildet e< förmliche Becken,
Seen und Flüsse. Nach dem Botaniker LeSquerreux ist eS daS
Produkt einer langsamen Zersetzung von Vegetabilien, und zwar
von Meerespflanzen, die nur auS Zellen bestehen. Bei der
Zersetzung dieser Pflanzen ist die ursprüngliche Textur ganz
verschwunden und bloß eine bituminöse Masse zurückgeblieben.
DieS ist ganz unbezweifelt, da man die Abdrücke dieser Pflanzen
' der vormaligen Meere noch auf den Sand- und Kalksteinen
erkennt, welche beim Petroleum vorkommen. DaS bet der
Zersetzung lieser Pflanzen gebildete GaS ist mit der bituminösen
Masse eingeschlossen zurückgeblieben und das Salzwasser, welches
jene beiden Produkte begleitet, ist der Rest des MeerwasserS,
in welchem diese Pflanzen früher lebten. Schichten von Thon
haben sich darüber gelagert. Wenn der Bohrer diesen Abschluß
durchbricht, dann steigen das Oel, das GaS und das Salz-
wasser zu Tage in die Höhe gleich wie bei einem artesischen
Brunnen.
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* Amerika. Die in St. Louis erscheinende „ Westliche
Post" warnt die europäischen Arbeiter vor der Auswanderung
und zeichnet die Noth, welche augenblicklich unter dem arbei-
tenden Volk der neuen Welt herrscht, in grellen Karben. ES
heißt zum Schlüsse: „Seit einiger Zeit nehmen die europäischen
Dampfer mehr Passagiere hinaus, als sie hereinbringen. Bei
den schlechten Zeiten wird der Wunsch, nach dem alten Vater-
lande zurückzukehren, vielseitiger, die Ausführung aber auch
schwieriger. In dieser Flucht vor dem Hungertod sind alle
Nationen vertreten. Die Bureau; der DampffchifffahrtS-Ge-
sellschaften werden täglich von Hunderten bestürmt, die nach
Europa zurückzukehren wünschen, aber die Mittel dazu nicht
befitzen; Viele bieten ihre Dienste an, Andere versprechen Zah
lung in Hamburg oder Bremen. Die Agenten find überzeugt,
daß Tausende nur auS Mangel an »öthigem Reisegeld abge-
halten werden, nach Europa zurückzukehren; häufig verkaufen
Handwerker ihre gesammte Habe, um die Mittel aufzutreiben,
mit ihren Familien nach Europa zurückkehren zu können; alleS
dieS beweist, wie trostlos und schrecklich die Zustände unter
dem Handwerker- und Arbeiterstande in Rew-Aort gegen-
wärtig find.
*
♦ *
* Sicheres Mittel zur Vertilgung der Feld
mäuse. Gehen die Mäuse durch Schwee und Regen nicht
völlig zu Grunde, so sind zu dem Schaden, den sie vielleicht auf
Feldern und Klee»Aeckern schon angerichtet haben, noch weitere
Verheerungen zu fürchten. Und doch steht dem Landmann ein
ganz einfaches Mittel zu ihrer Vertilgung zur Verfügung, des-
sen Anwendung auf Klee- oder Fruchtäckern stch ohnehin reich-
lich lohnt. Er bestreue nur seine Aecker mit G y p S! Sobald
die zarten Keime und Kleeblättchen hervorbrechen, werden fie
von den Mäusen verzehrt, die sofort dem ganz sicheren Tode
verfallen. Die geringste Betäubung mit GypS hat diesen Tod
zur Folge.
Verantwortlicher Redakteur ».Herausgeber: vr. Rudolf Schüdler.
Versteigerung.
Kommenden Dienstag de» 3. April, Nachmittags 1 Uhr,
werden zirka 700 Stück Latten, 21 Stück Bauholz, Gipfel-
holz im Birschwalde bei Nendeln gegen Baarzahlung versteigert.
Am Mittwsch den 4. April, Nachmittags I Uhr, wer-
den ferner 52 Ttück Wagnerholz, 18 Raummeter hartes und
13 Raummeter weiches Brennholz, und Gipfelholz im Schwefel-
walde bei Vaduz lijitatorifch gegen Baarzahlung versteigert.
Vaduz, 28. März 1877.
Fürstl. Liecht. Forstamt.
Thermometerstand nach Reanmnr in Badnz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
März
21
+ 4
+ 9 Vi
+ 5*4
fast bedeckt
u
22.
0
+ 8%
+
* hell
ff
23.
+ t
+ 3
+ iVi
„ bedeckt
V
24
0
+ 4
+ ^
trüb
tt
25.
-j- Ö
+ 9
+ 7
H
26.
+ 3
+ 71/2
+ 7
halb hell
V
27.
+ 4y 2
+ 9^2
+ 8y 2
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
28. März Silber . 109 50
20-Frankenstücke 9.77^
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.