Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1877)

diesett Walderdbeerthee nach Belieben schwarz oder mit Milch 
und Zucker vermischt trinken. 
* Zur Jmpffrage. DaS Komite deS schweizerischen 
ärztlichen CentralvereinS hat an sämmtliche legitimirte Schweizer- 
ärzte eine Anzahl Fragen betreffend die Nützlichkeit der Jmpsung 
zur Beantwortung gesandt. Laut dem „Korrespondenzblart für 
Schweizerärzte- sind von 1376 versandten Stimmkarten 1168 
mit Antwort zurückgekommen. Die erste Frage, ob die erfolg- 
reich ausgeübte Impfung vor ächten Pocken oder wenigstens 
vor den schweren Folgen derselben auf eine längere Reihe von 
Jahren schütze, wurde von 1122 Aerzten bejaht, von 22 Aerzten 
dagegen verneint, von 24 Aerzten unentschieden beantwortet. 
Die zweite Frage, ob demgemäß die Impfung gesunder Kinder 
zu empfehlen sei, wurde bejahend beantwortet von 1126 Aerzten, 
verneinend von 25 und unentschieden von 15. Auf die dritte 
Frage, ob auch die Revaccination zu empfehlen sei, antworteten 
1033 Aerzte mit Ja, 60 mit Nein und 25 unentschieden. Die 
vierte Frage (Halten Sie dafür, daß die Impfung mit retro- 
vaccinirter Kuh- oder Farrenlymphe solche Bortheile bietet, daß 
ihre Anwendung möglichst allgemein anzustreben wäre?) wurde 
von 771 Aerzten mit Ja, von 213 mit Nein und von 184 
unentschieden beantwortet. Die letzte Frage endlich betraf die 
Aufrechthaltung der obligatorischen Impfung; für dieselbe er- 
klärten sich 101O Aerzte, gegen dieselbe 133, 25 waren un- 
entschieden. 
* Die „Vieh-Könige" von Texas. Die Viehzucht 
von TexaS hat in den letzten Jahren einen Aufschwung ge- 
nommen, der an'S Fabelhafte grenzt. Die Hälfte deS Gebietes 
mancher Grafschaften westlich vom San Antonio River ist in 
Weideland verwandelt worden, während die Getreidefelder uuhr 
und mehr verschwinden. Auf der anderen Seite geht der Vieh, 
stand immer mehr in die Hänte weniger großer Besitzer über, 
die man in diesem Sinne nicht übet als die „Viehfömge" deS 
Landes bezeichnet. Viachen wir einige dieser „Vieh-Dynastien" 
namhaft. Die Herren Allen und Sohn haben 40,000 Mor 
gen Landes mit 50,000 Stück Vieh. Dieselben verschiffen 
jährlich 20,000 Schafe. Herr Lowe, westlich vom San Antonio 
River, hat 40,000 Morgen Landes und 20,000 Stück Buh; 
Matthews, Colemann u. Matthews in Rockport haben 200,000 
Morgen Weidelandes und 130,000 Stück Aieh. Herr King, 
westlich vom NuereS River, hat 200,000 Morgen Weidelandes 
und 160,000 Stück Vieh, sowie 10.000 Pferde und Maul- 
efel, und Herr Kennedy hat 190,000 Morgen Weidelandes, 
8000 Pferde und Maulesel und 120,000 Stück Vieh u. s. w. 
* Strafe muß sein. Der junge Kaiser von China ge- 
genwärtig sechs Jahre alt, genießt eine strengere Erziehung, als 
daS sonst bei so vornehmen Leuten der Fall zu sein pflegt. 
Im Kabinet des jungeu Prinzen ist selbst daS Bambusrohr zu 
finden, um dem hoffnungsvollen dereinstigen Beherrscher deS 
„himmlischen Reiches" einige Ungezogenheiten abzugewöhnen, 
und ihn zu größerem Fleiße im Bogenschießen, Reiten und der- 
lei Künsten, insbesondere in Erlernung der Gedankenzeichen der 
Schrift und der Mandschuh-Literatur anzuspornen. Nicht selten 
kommt daS Bambusrohr dabei in Verwendung, doch felbstver- 
stündlich nicht für den geheiligten Rücken des jungen Kaisers, 
sondern für den eineS treuergebenen Unterthanen. DaS hoch- 
wichtige und verantwortungsvolle Amt des Hof-Sündenbockes 
bekleidet irgend ein bevorzugter Knabe, der im gleichen Alter 
mit dem Prinzen ist und den erhabenen Titel „Haha-Chuze" 
trägt. So oft der hohe Zögling nichtsnutzig ist, kriegt der 
Haha-Chuze die Schläge. Denn Strafe muß sein! Darüber 
stnd auch die Chinesen im Reinen; und dem edlen Prinzen 
wird nachgesagt, daß er seine Strafe, die auf den Rücken deS 
Vertreters fallt, stets mit heroischem Gleichmuth zu ertragen 
wisse. Der kleine Haha-Ehuze soll tagauS tagein seinen blauen 
Rücken haben. 
fFf * Unzweideutiges Kennzeichen. Eine Mutter, 
welche bei Gelegenheit der Weihnachtsfeier stch mit einem wei- 
ßen Tuche und Schleier umhangen hatte um sich bei ihren 
Kindern als Christkind zu produziren, wurde auf die Frage: 
wer bin ich, welche sie an einen vierjährigen Knaben richtete, 
mit folgenden Worten aufgeklärt: „Du bist die Mama, ich 
kenne Dich an dem großen Loch im Strumpf." 
* In der Hauptstadt der Moden, in Paris, hat man jetzt, 
um die Losung „nur schlank, so schlank als möglich!" auf das 
Aeußerste zu treiben, einen Küraß erfunden, blinkend und fun- 
kelnd, wie die prächtigste Ritterrüstung, fest wie diese, ohne die 
leiseste Spur von Biegsamkeit. Dieses beginnt an der Kehle, 
geht tief bis über die Hüften herab, umschließt so eng nun, 
wie der spanische Stiefel der Folterkammer, und die Damen, 
welche den Muth dieser Wahl haben, vermögen stch weder zu 
setzen, noch zu beugen oder gar zu bücken. Wie sie gehen, 
eine Treppe Passiren, in den Wagen kommen ist an sich schon 
ein Räthsel, aber die Marter erscheint nicht vollständig, bis auch 
ein Gummiriemchen beide Strumpfbänder verbindet, so daß der 
„glücklichen" Besitzerin deS hochmodernen EastümS nur ganz 
kleine Schritte übrig bleiben, in dem erhebenden Bewußtsein, 
etwas „Apartes" zu haben, etwas sehr kostbares, das über- 
Haupt nur vier« höchstens fünfmal getragen werden kann. So- 
weit treibt die Sucht, um jeden Preis neues zu schaffen, die 
Modisten, welche nur zu gut wissen, daß ihnen auch für die 
HMnteuerlichsten Gedanken die Abnehmer nicht fehlen. 
* Im Staate Maine wird Fluchen am Sonntag mit 2 
Dollars per Fluch bestraft; an Wochentagen kostet es nur 1 
Dollar. 
* Das Putzen deS Viehes Eine Milchkuh, die da- 
ran gewöhnt war, täglich zweimal mit Striegel und Bürste 
geputzt zu werden, wurde zum Zwecke eines Versuches innerhalb 
14 Tagen gar nicht geputzt. Die Milchmenge betrug wäh 
rend dieser Zeit 11 Maß weniger als in 14 Tagen vorher, 
obwohl die Fütterung und die sonstigen Verhältnisse in keiner 
Weise geändert worden waren. 
* Treffende Antwort. Professor: „Herr>Student 
Brauser, ich habe nun einen zweistündigen Vortrag über den 
Selbstmord gehalten. WaS haben Sie 1 sich daraus entnom 
men?" Brauser: „Ich habe mir daraus entnommen, daß der 
Selbstmord der Gesundheit sehr nachtheilig ist." 
Dtantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf SchSdler. 
Thermometerstand nach Reanmur in Badnz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
Februar 28 
— 4 
0 
— 2 
trüb 
März 1. 
- • % 
— 1 
- 3'A 
trüb; Schneesturm 
„ 2. 
- 6</ 4 
— 2 
— 4 
fast hell 
, 3 
- 3 % 
+ 2% 
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halb hell;regn.etw. 
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+ 3% 
+ IV2 
tt 
Telegrafischer Kursbericht von Wie«. 
8. März Silber 113 15 
20-Frankenstücke 9.90 % 
Zitud von Heinrich ©raff in Feldkirch.
	        

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