Ottigen Interessen der betreffenden Sta tten erheischen eine solche
lokale Verwaltung, welche die Rechte aller unverletzt anerkenne
und aufrechterhalte; eS empfehle sich deßhalb eine'sorgfältige
gleichmäßige Wahrung der Interessen beider Racen, und die
loyale aufrichtige Unterwerfung unter die Verfassung und die
StaatSgesetze als die sicherste Grundlage einer solchen Selbst-
Verwaltung, Auch sei dieser Frage gegenüber jeder Parleihader
zu vermeiden. In den Süvstaaten handle eS stch lediglich
darum, die Herrschaft der sozialen Ordnung wieder herzustellen
ober in die Barbarei zurückzusinken. Republikaner und Demo
kraten müßten in dieser Frage vereint zusammengehen. Um
die Wohlfahrt deS Landes weiter zu entwickeln und zur Ver
besserung der moralischen Lage der Bevölkerung erscheine die
Errichtung von Freischulen sehr geeignet, ^eine (HayeS') Po-
litik gehe dahin: den Unterschied von Race und Farbe im Nor-
den und Süden für immer zu vernichten um daS ganze Land zu
größerer Einheit zu führen. Weitere Ziele seiner Regierung
feien: eine radikale Reform deS bureaukratifchen Systems, die
Aenderung der Staatsverfassung dahin, daß der Präsident
künftig für sechs ^ahre gewählt werde, aber nach Ablauf seiner
ÄmtirungSperiode m'cht wieder wählbar sein solle. Das Da- j
niederliegen der Industrie, womit das Land seil 1873 kämpfe,
daure jetzt noch fort, doch seien einzelne Zeichen erkennbar,
welche daS Wiederaufleben derselben hoffen ließen. Durch daS
uneinlösbare Papiergeld werde Unsicherheit im Handel hervor-
gerufen, als daS einzige sichere Pap ergeld fei das auf Hagjg|
geld basirte anzusehen; daher sei eine Gesetzvorlage zur Wieder-'^
aufnähme der Hartgelozahlungen ganz unerläßlich. Bezüglich
der auswärtigen Angelegenheiten erwähnt HayeS die inter-
nationalen Verwicklungen, welche den europäischen Frieden be-
drohen, und betont: die Politik der Union, sich in die Ange
legenheiten anderer Mächte nicht einzumischen, müsse ausrecht
erhalten werden. Er gedenkt dann rühmend der Politik seines
AmtSvorgängerS, welcher ernste Streitigkeiten durch SchledS-
gerichte zum Äuötrag bringen ließ — eine Politik, welche den
andern Nationen als nachahmenSwertheS Beispiel dienen fönne
und daS er selbst befolgen werde, falls während seiner Ver
waltung Streitigkeiten entstehen sollten. Die Botschaft schließt
mit der Ermahnung zur Einigkeit, damit Religion, Friede, Glück,
Wahrh.-lt unr Gerechtigkeit für immer in der Nation zur Herr-
schaft gelangen möchten.
Bezüglich des Ganges der orientalischen Frage ist
Wieder ein biSchen „Probierstillstano" eingetreten. IgnatieH^
hat seine Rundreise an ote europäischen Höfe bereits angetretM
und zuerst in Berlin Rast gehaltet! und man wird also an-
nehmen dürfen, daß noch einmal sonvirt werden soll, entweder
wie sich Europa einem sofortigen Losschlagen Rußlands gegen-
Über stellen würde, oder zu lvelcher , Aktion" eS sich herbei-
lassen möchte, um dieses Losschlagen zu verhüten.
Ein Korrespondent der „AugSb. Allg. Ztg." berichtet sehr
zutreffend über die jetzige Lage Rußlands:
„Rußland kommt auS dem Dilemma nicht herauS: eS kann
nicht abrüsten seiner europäischen Machtstellung wegen, ohne
irgendwelchen Erfolg durch die Bewilligung sei eS noch so ge»
ring-r, wenn nur thatsachlicher, Garantien seitens der Türkei
erreicht zu haben — und es muß andrerseits den Krieg unter-
nehmen ohne selbst die moralische Unterstützung vielleicht auch
nur einer einzigen andern Großmacht. Die russische Politik
hat sich in eine Sackgasse verfahren, über deren Schwierig-
kMn auch die notorische und zweifellos aufrichtige Friedens-
liebe deS Kaisers Alexander nicht hinwegzukommen vermag.
Rußland goldene Prücsen deS Rückzuges zu bauen, ist vielleicht
ganz Europa bereit; allein wie und wer soll eine Pression aus
bis Türkei in dieser Richtung ausüben nach all den gescheiterten
Versuchen? Wir wünschen und hoffen den Frieden; aber die
Alternative deS KriegS scheint unvermeidlich. Alle die diplo-
matischen russischen Schachzüge und Unterhandlungen der letzten
Zeit haben, unserer Ansicht nach, den einen Zweck im Auge,
eine Friss'biS Mni Frühjahr, bis zur besseren IahreSzeit, zy.
gewinnen — und dann rollen die eisernen Würfel. Ob dann
nach den ersten militärischen Erfolgen der einen oder der andern
Seite ein Halt gebietendes Einschreiten Europas erfolgen wird,
ob dteß auf einfachem diplomatischen Wege überall noch möge,
lich sein kann, oder ob dann der entfesselte Racenkampf der
Russen und Türken um die Existenz der Türkei selbst streiten
wird, wer will dieß jetzt wissen? Lange jedoch kann dieses.
Hangen und Bangen nicht mehr dauern. Gewehr bei Fuß
die „Setbstauflösung" der Türkei abwarten zu wollen, hat viel-
leicht die Auflösung Rußlands selbst mit im Gefolge. Abrüftey
oder Krieg — die nächsten Wochen müssen die Entscheidung
bringen."
Verschiedenes.
* Geflügelzucht in Frankreich. Nach dem „Cultsi
vateur du Midi" besitzt Frankreich etwa 40 Millionen Hennetz,
die, zu Fr. 2. 50 geschätzt, schon einen Werth von 100 Dil
lionen Fr. darstellen. Von den Hennen wird alljährlich ei»
Fünftel, also 8 Millionen, verzehrt, wozu noch 5 Millionen
Hähne kommen, die zusammen ein Gewicht von 35 Millionen
Pfund im Werthe von 32—33 Millionen Fr. ergeben. Obige
40 Millionen Hennen liefern alljährlich mindestens 100 Mil
lionen junge Hühnchen, wovon etwa 10 Prozent zur Aufzucht
ko-umen, wahrend etwa ebensoviel durch Krankheit ic. vor der
Zeit verloren gehen; es bleiben immerhin noch 80 Millionen
Höhnen und Hühner, welche im jüngern Alter verzehrt, einen
Werth von 120 Millionen Fr. ergeben; hierzu kommen noch
' ungefähr 6 Millionen alS Mehrwerth für solche Thiere, die
zu Kapaunen, resp. Poularven gemacht werden und ein erheb-
lich stärkeres Gewicht, sowie ein schmackhafteres Fleisch ertan-
gen Somit betragt der Fleischnutzen allein zusammen ein Ge-
wicht von 35 Millionen Pfund im Werth von 158 Millionen
Frtn oder für den Kopf der Bevölkerung 4 Fr. Die 40
Millionen Hennen legen durchschnittlich 100 Eier, zusammen
also 4 Milliarden, die zu etwa ö CtS. daS Stück gerechnet
einen Werth von 40 Millionen Fr. ergeben. Beide Nutzungen
zusammen machen die Summe von nahezu 400 Millionen
Franken.
* Die Rinderpest kam im Zahr 1707 aus der Tar-
tarei über Rußland nach Polen und Dalmatien, verbreitete stch
dann in Italien, Frantreich und auch von Littauen und Kur-
land in Preußen, Pommeru, Mecklenburg, Holstein :c. Im
Jahr 1713 brach sie auch in Holland aus und eS wurden
allein in diesem Lanoe über 300,000 Rinder getödtet, wählend
sie tn England in demselben Jahre, von Holland aus einge
schleppt, in wenigen Monaten beseitigt wurde. Im Jahr 1717
mußten »m Kirchenstaat etwa 2(5,000 R nder, in Piemont fqst
daS Dreifache dieser Zahl getövtet werden. In den Jährest.
1745—50 verlor Dänemark allein 280,000 Rinder an der
Pest Im Laufe des 18. Jahrhunderts wülhete diese schreck^
liche Seuche in fast allen Ländern Europa'S und man nitprnt
nach einer mäßigen Berechnung an, daß im Verlaufe dieses
Jahrhunderts allein in Deutschland an 28 Millionen, in
Europa aber an 2000 Millionen Rinder getödtet worden
sind.
* Ein billiger The?. Ein ebenso billiger wie ge<-
sunder Thee sind die Blätter der kleinen Walderdbeere. Man
sammelt dieselben in den Monaten Mai und Juni, trocknet sie
an der Sonne und bewahrt sie wie 'oftindischen Thee aus.
Beim Gebrauch gibt man drei bis 4 Theelöffel voll in eine
Kanne, setzt ein wenig schwarzen chinesischen Thee hinzu und
gießt etwa 4 bis 5 Tassen kochendes Wasser auf die Mischung,
welche nicht allein einen angenehmen Geschmack hat, sondern
auch gesünder und wohlschmeckender ist, alS der so oft mit
schädlichen Stoffen versetzte ausländische Thee. Man kann