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— 203 —
Nr.
Bedeckung.
Abtheilung
Hauptrubrik.
fl.
kr.
fl.
kr.
1.
Landschaftliche Pachtgefälle
412
12
2.
Landschaftliche Steuern
10,660
—
a) Grundsteuer, 1 kr. per Gulden vom Steuerkapital
5,240
—
b) Gewerb- uud Klassensteuer . .
1,700
—
c) Salzsteuer
3,400
—
d) Hundesteuer
320
—
3.
Zollgelder (Minimalbeträge uud Überschüsse)
20,400
—
4.
Zinserträgnisse der an die Sparkassa geleisteten Vorschüsse in derSnmme von ca. 50,000 fl.
1,600
—
5.
6,380
—
Gcsammtsumme der Empfänge:
39,452
12
(Fortsetzung folgt.)
Vom Kriegsschauplätze
In „Daily News" und „Times" liegen wiederum Berichte
über Plewna vor, welche sich dießmal hrulptfächlich mit der
Schilderung der Lage nach der Kapitulation befassen. Gleich
nach Beendigung der kurzen Verhaudluugeu bestieg — wie der
Korrespondent der „Daily News" berichtet — Osmau Pascha
einen Wagen und fuhr auf Plewna zu. Kaum hatte er sich
entfernt, als der Großfürst Nikolaus eintraf um Parade über
die Truppen abzuhalten. Er ward mit lautem Zuruf empfangen,
der wahrhaft stürmisch wurde, nachdem der Großfürst eine kurze
Ansprache an die Grenadiere gehalten hatte. Während dessen
war in der Seme jenseit der Brücke bei den türkischen Truppen
eine gewaltige Veränderung eingetreten. In den gegen 2 Uhr
mit Osman Pascha gepflogenen Verhandlungen war nämlich die
übliche Bedingung aufgestellt worden, daß die Türken ihre
Waffen niederzulegen hätten. Schlag 3 Uhr war diese Bedingung
erfüllt, und zwar buchstäblich, indem jeder Mann sein Gewehr
gerade, dort wo er zufällig stand, in den Schmutz niedergelegt
hatte. Der Boden war mit Waffen wie besäet und auch die
Straße» waren damit bedeckt, so daß die Hufe der Pferde
Hunderte von guten Peabody-Büchfen verdarben. ' Wir ritten
— so fährt der genannte Korrespondent fort — langsam auf
Plewna zu, indem wir die Anhöhe von Krischina rechts ließen.
Bald gelangten wir zu einer Menge Ochsenkarren — es müssen
ihrer etwa 5—600 gewesen sein — die dm Troß des Ausfall-
Heeres gebildet hatten. Viele derselben schienen Privatleuten zn
gehören, denn sie waren mit Ha .srath, türkischen Weibern und
Kindern beladen. Der bloße Gedanke, daß diese armen Kleinen
in den Bereich des schrecklichen Geschützt und Gewehrfeuers
hätten kommen können, macht einen erzittern. Noch waren wir
nicht viel weiter geritten, da ertönte der Ruf „Osman". Es
war in der That Osman Pascha, der gehört hatte, daß der
Großfürst Nikolaus des Wegs- komme und deßhalb seine Kutsche
wenden ließ, um mit ihm zusammenzutreffen. Osmans Wagen
war von 50 Kosaken geleitet nnd hinterher ritten 25 bis 30
türkische Offiziere, von denen kaum einer das 30. Lebensjahr
überschritten hatte. Der (Großfürst ritt au den Wagen hinan,
ein paar Sekunden lang sahen sich die beiden Heerführer scharf
an, ohne ein Wort zu sprechen. Dann ergriff der Großfürst
die Hand Osmans und schüttelte sie herzlich indem er sagte:
„Ich statte Ihnen meinen Glückwunsch zu der Verteidigung
Plewna's ab. Sie gehört zu deu glänzendsten Kriegsthaten,
welche die Geschichte aufzuweisen hat." Osman lächelte trübselig,
erhob sich trotz seiner schmerzhaften Wunde, sprach ein paar
Worte, die ich nicht hören konnte und setzte sich wiederum.
Säuuutliche russische Offiziere riefen Bravo! Bravo! und grüßten
voller Hochachtung. Nicht einer befand sich unter ihnen, der
nicht mit der größten Bewunderung und der lebhaftesten Theil-
nähme auf den Helden von Plewna geblickt hätte. Mittlerweile
war Fürst Karl von Rumänien herangekommen, dieser ritt gleich-
falls an den Wagcm, wiederholte, ohne zu wissen, fast genau die
vom Großfürsten gesprochenen Worte und schüttelte ebenfalls
Osmans Hand. Dieser erhob sich wiederum uud verbeugte sich,
beobachtete aber dießmal ein grimmes Stillschweigen. Er trug
einen weiten blauen Mantel ohne alle Rangabzeichen und einen
rothen Fes. Seine Statur ist groß und kräftig. Aus jedem
Zuge des ernsten Gesichtes spricht Thatkraft und Entschlossenheit
uud doch zugleich eine Mattigkeit, die wohl erst die letzten fünf
Monate ihm eingeprägt haben. Hiezn stimmt der traurige, dul-
deude und gedankenvolle Blick der schwarzen Augen. Die Nase
ist römisch gebogen, in dem kurz gehalteneu schwarzen Bart
erscheint kein graues Haar. „Es ist eiu gewaltiges Gesicht!"
rief Oberst Gaillard, der französische Militär-Attache aus. „Mir
bangt fast es zu sehen, da ich befürchte meine Erwartungen
würden enttäuscht werden. Aber es übertrifft noch das Bild,
das ich mir in Gedanken davon gebildet hatte." „Es ist das
Gesicht eines großen Heerführers", sprach Skobeleff der jüugere,
„ich bin froh, das ich es gesehen habe. Osman Ghazi heißt er
und Osman der Siegreiche wird er heißen trotz seiner Uebergabe.
Vielleicht mag in dieser Werthschätzung Osmau's durch die Russen
einige Übertreibung liegen. Aber unter dem Eindruck seiner
gewaltigen Thaten stimmte jeder von uns den Worten Skobeleffs
bei. Die in braune Mäntel gehüllte» und mit schlechtem Schuh-
werk verseheneu türkischen Soldaten, durch deren Reihen wir
hindurchritten, sahen meistens schlecht genährt und mit Schmutz
bedeckt aus, uud doch erschien uns jeder derselben als ein Held,
wenn wir der vielen gewaltigen Kämpfe gedachten in denen sie
sich ausgezeichnet hatten.
Während der Berichterstatter der „Daily News", wie aus
vorstehendem ersichtlich, vom Westcn her sich der lang umworbenen
Beste näherte, ritt der „Times" Korrespondent von Nadischewo,
also von Osten aus nach Plewna. Zwischen dem genannten Ort
uud der Stadt lagen an den Berabhängen Hunderte von Ge-
rippen russischer Soldaten, die während des vergeblichen Sturm-
angriffö im September gefalleu waren. Die meisten dieser
schaurigen Überreste lagen'offen und bloß da, selbst in der Nähe
der türkischen schanze, denn hier hatte der Regen die dünne
Erddecke, welche über die Gefallenen gebreitet worden war, bald
hinweggespült. Die Gräben für die türkischen Vorposten befanden
sich mitten unter diesen Ueberresteu. Es war eiu gräßliches
Schauspiel und wird denjenigen die es erblickt uie aus dem Ge-
dächtniß schwinden. Die russischen Soldaten, welche im Rücken
des Ausfallheeres gegen Plewna anmafchirten, mußten an den
Ueberrestcn ihrer gefallenen Kameraden vorbeiziehen. Trotzdem
machte sich bei ihnen kein Gefühl der Rache gegen diejenigen
bemerkbar, welche die Gebeine tapferer Feinde in so herzloser
Weise nnbeerdigt gelassen. Plewna selber zeigte nur geringe
Spuren der Beschießung. Die Bulgaren standen in den Thüreu
ihrer Häuser uud boten jedem'"Vorbeigehenden guten Tag, an-
scheiueud bereit ihn zu übervortheilen, sobald sich eine Gelegenheit
dazu bieten würde. Unmittelbar nach der Uebtrgabe wurden
15.000 Gefangene nebst Artillerie und Troß nach der Stadt
zurückgesandt. Der Rest der Gefangenen ward nach dem Lager