Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1877)

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Es zirkuliren mehrere völlig unbestätigte Gerüchte von einem 
AuSfallsversuche Osman Pascha's. Nach einer Version wäre 
der Ausfall in der Richtung auf Rahowa, nach einer andern in 
der Richtung auf Lowatz unternommen worden. 
Et.Petersburg, 26.Nov. Offiziell werden aus Bogot, 
25. Nov., folgende Details über die am 23. Nov. erfolgte Ein- 
nähme der Stellung bei Prawza veröffentlicht : Die Hauptkräfte 
unter General Schuwaloff verdrängten am 22. Nov. vie Türken, 
besetzten eine Position gegenüber von Prawza, begannen sich zu 
befestigen und schleppten Artillerie auf die fast unzugänglichen 
Höhen hinauf, um die Türken glauben zu machen, es sei ein 
Frontangriff beabsichtigt. Am 23. Nov. den ganzen Tag, die 
ganze Nacht und den folgenden Morgen unterhielten die Truppen 
ein Geplänkel. Inzwischen wurde die Aufmerksamkeit der Tür- 
ken in Orkhanje und Etropol durch eine Demonstration abgezo- 
gen, die in einem Vormarsche bestand, welchen Detachements aus 
Wratza gegen Orkhanje auf beiden Ufern des Jsker und in zwei 
Kolonnen gegen Etropol simultirten. Der Hauptschlag wurde 
gegen die linke Flanke und den Rücken der Türken vorbereitet. 
Am 21. d. Morgens rückte die Kolonne des Generals Rauch 
vor, passirte steile Bergklüfte, indem sich den Weg mit Dynamit 
bahnten und die Geschütze durch Mannschaften tragen ließ. Nach 
einem 48 Stunden langen ununterbrochenen Kampf und un- 
glaublichen Schwierigkeiten erreichte die Kolonne die linke Flanke 
der unzugänglichen türkischen Position. Am 23. d. Mittags 
jagte sie den Feind aus der Position, der unter dem Granaten- 
Hagel der Artillerie, des Generals Schuwaloff flüchtete. Die 
Kolonne des Generals Rauch verfolgte ihn trotz ihrer Ermat- 
tung bis 5 Uhr Nachmittags, wo Nebel den flüchtigen Feind 
verbargen. Die Russen besetzten die unglaublich schwer errungene 
Position und erreichten auf der Straße nach Orkhanje beinahe 
Laskeni. In der Kolonne des Generals Rauch waren außer 
seinen gesummten Regimentern drei Sotnien einer Kosaken-Brigade 
und ein Peloton Gebirgsartillerie. Der Verlust der Russen be- 
trägt bis jetzt 2 Offiziere und 70 Mann an Verwundeten; 
vorläufig sind 1 Offizier und 70 Soldaten der Türken gefan- 
gen genommen. 
Konstantiuopel, 26. Nov. Die „Agence Havas" meldet: 
Ein Angriff Osman Pascha's auf die russischen Linien gegen 
Westen veranlaßte das Gerücht von der Räumung Plewna's. 
Das Gerücht ist falsch. 
Iur Belehrung. 
Was sollen die Fenster? 
- (Fortsetzung.) 
Außer der durch Athmung, Heizung und Beleuchtung er- 
zeugten Kohlensäure sind aber noch eine Menge anderer Stoffe, 
die, verschiedenen Quellen entspringend, als unsichtbare Kobolde 
unsere Wohnungen durchschleichen und unsere Gesundheit be- 
drohen. 
Den Lampen, Oefen, Glatteisen, entströmen das Kohlenoxid- 
gas (das beim Glätten Kopfweh und Schwindel verursacht) und 
Leuchtgas, die äußerst giftig sind. Beide entstehen bei unvoll- 
ständiger Verbrennung, wenn man die Ofenklappen zu früh 
schließt, und haben schon manchen Unvorsichtigen den Tod ge- 
bracht; den Abtrittgruben entsteigt das stechend riechende Amoniak 
und das durch seinen Geruch an faule Eier erinnernde Schwefel- 
wasserstoffgas, beides heftig wirkende Gifte. Unserm Körper, 
den warmen Speisen, der leider oft in Zimmern aufgehängten 
Kinderwäsche entsteigen in großer Menge Wasserdampf, der sich 
an den Wänden niederschlägt und in die Mauern eindringt. 
Letztere saugen auch das Grundwasser auf. Dieses Wasser 
macht die Zimmer (und Wandkasten) kalt, feucht und moderig 
riechend, bewirkt das Grauwerden organischer Stoffe (Speisen, 
Kleider, Lederzeug) und verpestet die Lust. Unverbrannte Koh- 
lentheilchen und andere Stäubchen durchirren die Zimmer, lagern 
sich auf und hinter den Möbeln, in den Falten der Vorhänge,, 
in allen Rissen, Winkeln und Fugen, um, durch einen Luftzug, 
aufgewirbelt, beim Einathmen in unsere Lungen zu stürzen, auf 
dieselben sich niederzuschlagen und die Wechselwirkung zwischen 
Blut und Luft zu hemmen. Ein Theil dieser feinsten, meist 
unsichtbaren Stäubchen besteht aus Pilzkeimen, so leicht und 
fein, daß der Wind sie durch die kleinsten Risse, ja durch die 
Poren dicker Mauern treibt. Eingeathmet oder mit Speisen in 
den Magen gelangt, entwickeln sich dieselben in unserm Körper 
und vermehren sich zu Millionen und Millionen, zersetzen Blut 
und Säfte und erzeugen die gefürchtetsten aller Krankheiten: 
Lungenschwindsucht, Gicht, Nervenfieber, Auszehrung, Cholera, 
Pest, Pocken. 
So liefern wir uns sorglos und leichtsinnig einer Legion von 
Krankheiten und Leiden aus, wenn wir den aufgezählten Unhol- 
den unsere Wohnräume als Tummelplatz und Brutstätte- über 
lassen und sorglos eine Luft einathmen, die oft unreiner ist, als 
das schmutzigste und übelriechendste Abwaschwasser. 
Wenn endlich der Geruchssinn allzusehr beleidigt wird und 
uns zur Abwehr treibt, verfällt man nicht selten auf die ver- 
kehrtesten Gegenmittel. Man lüftet wirklich, aber um die Wärme 
nicht entweichen zu lassen oder den Fliegen den Eintritt zu ver- 
wehren, öffnet man nicht die Fenster, sondern die Thüren allein 
und läßt aus den innersten modrigsten Theilen des Hauses noch 
schlechtere Lust zuströmen, vertreibt also den Teufel mit dem 
Belzebub; oder man räuchert darauf los: Wachholderbeern, 
dürre Aepfelhäute, Räucherkerzchen u. s. f. Dadurch wird wohl 
der schlechte Geruch verdeckt, aber die Luft durch die Produkte 
unvollständiger Verbrennung noch schlechter gemacht. 
(Schluß folgt.) 
Verantwortlicher Redakteur ».Herausgeber: vr.Rudolf Schädler 
Thermometerstand nach Reaumur in Baduz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
Nov. 21. 
-f- 2 
+ 4 
- Vi 
halb hell 
* 22. 
' 0 
+ 4 
+ 3% 
trüb 
. 23. 
+ 8 
+ 8^2 
+ 5% 
halb hell 
* 24 
+ 3 
+ 6% 
4- 7 
fast trüb 
. 25. 
+ 3 
-j- 5V2 
+ 1% 
trüb 
* 26. 
+ 2 
+ 4 
- % 
halb hell 
. 27. 
+ 1^2 
+ 4^/2 
-f- 4 
trüb. 
Telegrafischer Kursbericht von Wie«. 
28. Novemb. Silber 105.50 
20-Frankenstück . 9.54 
100 Reichsmark ....... 58.80 
London 118.75 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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