Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1876)


Liechtensteinische 
Bierter Jahrgang. 
Vaduz, Freitag 
Nr. 23. 
den 9. Juni 1876. 
Die liechtensteinische Wochenzeitung erscheint jeden Freitag. Sie kostet für das Inland ganzjährig s fl., halbjährig l fl. sammt 
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Redaktion in Vaduz oder bei den betreffenden Postämtern. — Einrückungsgebühr für die zgespaltene Zeile 5 kr. — Briefe und Gelder 
werden franco erbeten an die Redaktion in Vaduz. 
Amtlicher Theil. 
Vakante Pfründe. 
Einverständlich mit der fürstlich Liechtensteinischen Regierung 
wird hiemit bekannt gegeben, daß die unter dem höchsten Pa- 
tronate Seiner Durchlaucht des regierenden Fürsten von Liech 
tenstein stehende Pfarrpfründe Ruggell mit einem fixen jahrli- 
chen Ginkommen von 500 fl. ö. W. in Erledigung gekommen 
ist und auf dem Wege des Konkurses zur Wiederbesetzung ge- 
langt. ... e - 
Jene Hochw. Diözesan-Geistlichen, welche Willens find, sich 
um diese Pfründe zu bewerben, haben ihre diessälligen Gesuche 
bis zum 24. ds. MtS. direkt beim bischöfl. Ordinariat einzu- 
reichen. 
Chur, 3. Juni 1876. 
Für das bischöfl. Ordinariat: 
I. N. Appert, Kanzler. 
Vaterländisches. 
(m) Bilder aus der vaterländischen Geschichte. 
72. Die Fürsten von Liechtenstein. 
Die Franzosen-Kriege. 
(Fortsetzung.) 
Die Franzosen sahen sich gezwungen die Gegenden am 
Bodensee bald wieder zu verlassen und so wurde auch Vor- 
arlberg vom Feinde befreit. Da aber die Zeiten immerhin un- 
ruhig blieben, wurde am Rhein strenge Wache gehalten und 
die Rheinüberfahrten bei Ruggell, Burgerau und BalzerS, so- 
wie der Posten beim St. Katharinenbrunnen besetzt. Keinen 
Unbekannten ließ man Yassiren, ebenso keine Bettler und der-« 
gleichen Leute; Verdächtige lieferte man nach Vaduz. 
Schon 1797 siegte Napoleon wieder in Italien und drang 
nach Oesterreich vor. Auch in der Schweiz wurde die alte 
Ordnung umgestürzt, überall errichtete man Freiheitsbäume und 
kündigte den bisherigen geistlichen und weltlichen Herren den 
Gehorsam auf. Darum begaben sich der Fürstabt von Pfäf- 
ferS nach Eschen, den Fürstabt von Einsiedeln nach St. Ge- 
rold und die StistSdamen von SchäniS sowie viele reiche 
Herren jener Gegenden nach Vaduz. 
Napoleon hatte zwar mit Deutschland'und Oesterreich Friede 
geschlossen, allein schon 1793 entbrannte der Krieg wieder. 
Im Herbst des genannten JahreS rückten die Franzosen in 
unsere Nähe und besetzten daS linke Rheinufer von Ragaz bis 
zum Bodensee. Sie nahmen alle Schiffe aus dem Rhein und 
erhielten immerwährend frischen Zuzug auö der nördlichen und 
westlichen Schweiz. Die Oesterreicher lagen in Bünden, im 
Liechtensteinischen und in Vorarlberg. Am 6. März 1799 
überschritten die französischen Kolonnen unter Massena den 
Rhein bei Trübbach und Bendern. Der Uebergang am letztern 
Orte geschah Morgens 7 Uhr unerwartet. Die Oesterreicher 
thcnen 3 Lärmschüsse und retirirten auf Nendeln. Am Nend- 
ler-Wald postirten sie sich, ihre Vorposten die noch in Eschen 
standen, zogen sie fechtend zurück. Drei Kanonen fielen den 
Franzosen in die Hände. Eine andere Abtheilung derselben 
zog über den Schellenberg. Auch herwärts Planken wurde 
gestritten, die Oesterreich«? wichen über den Berg zurück und 
die Franzosen besetzten Planken. Bald waren die Franzosen 
überall Meister und drangen auf der Straße von Feldkirch 
vorwärts. Vom 6. bis 9. März ward hier ein lebhaftes Feuer 
unterhalten. Darauf trat Waffenruhe ein bis zum 22. März. 
— Die Abtheilung, welche bei Trübbach den Rhein überschritt, 
schlug eine Brücke und bewerkstelligte den Uebergang, ohne daß 
die Kaiserlichen eS ihr wehrten. Sie zogen in den Paß der 
Luziensteig zurück, wo sie sogleich angegriffen wurden und in 
wenigen Stunden war der wichtige Paß in den Händett der 
Franzosen. Auch Chur wurde von ihnen besetzt. Der Fürst- 
bischof hatte sich schon am 6. März mit Registrator (später 
RegenS) Burtscher und einem Reitknecht durch daS Prätigau 
nach Montafon geflüchtet. Die drei Pferde mußte er im Prä- 
tigau zurücklassen und eine halbe Stunde nachher wurden sie 
von den Franzosen genommen. 
Massena nahm sein Hauptquartier in Nendeln und ver- 
legte die Hauptmacht^ ins Liechtensteinische. Er suchte nun 
Feldkirch zu nehmen. Am Charfreitag den 22.März 1799 drangen 
die Franzosen vor, theils auf der Straße gegen TisiS, theilS 
über den Schellenberg und gegen TosterS. Am 23 März geschah 
der Hauptangriff, der gegen die Höhen und Berschanzungen 
am Kaps gerichtet war. Vergeblich suchte eine Abtheilung 
bei NofelS die Jll zu überschreiten und die Kanonen und Hau- 
bizen auf dem Schellenberg, welche gegen die große Schanze 
auf dem Kapf gerichtet waren, thaten keine Wirkung. Ein 
blutiger Kampf entspann sich, da die Franzosen mit großer 
Kühnheit die Höhen und Schanzen angriffen. Nach großem 
Verlurste mußten ste daS Unternehmen aufgeben. Die Kolonne, 
welche gegen TisiS vorgerückt war, hatte die Oesterreichs schon 
gegen Feldkirch zurückgetrieben, da tödtete die Kugel eineS öster- 
reichischen Kanoniers den Anführer und dadurch erschüttert, 
machte die Kolonne Halt. Der ganze Angriff auf den Kapf 
war mißlungen. Alle Wagen im Liechtensteinischen wurden 
aufgeboten, um die Verwundeten zu führen. Am Ostersonn- 
tag war Waffenruhe und eS wurden viele Todte in Eschen 
begraben. Da die Nachricht eintraf, daß auch Jourdan bei 
Ostrach geschlagen sei, so zogen die Franzosen am Ostermontag 
in aller Stille aus dem Lande. (Fortsetzung folgt) 
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