Verschiedenes.
* In dem Dorfe Heringsand in Holstein feierte dieser
Tage der 92jährige Veteran Hennings seine diamantene Hoch-
zeit. DaS noch rüstige Paar hatte hiezu gedruckte EinladungS-
karten erlassen, auf denen die auf dem Lande vielfach übliche
Bedingung enthalten war: „Man bittet Löffel, Messer und
Gabel mitzubringen!" Im letzten Augenblicke fiel eS dem di-
amantenen Bräutigam, der mehr mit Jahren als mit Glücks-
gütern gesegnet ist, ein, auch den Kaiser zu dem seltenen Feste
-einzuladen, aber mit der einfachen Karte: „Bitte Löffel ;c.
mitzubringen!" Der Kaiser soll über diese Bedingung herzlich
gelacht haben. „Bei der Unmöglichkeit, sofort der Einladung
Folge leiten zu können", übersandte er sein Bildnih im stlber-
nen Glänze in 25 Exemplaren: vollklingenden 25 Thalern.
* Fütterung der Kanarienvögel. Viele Kanarien
vogelhalter, sowie auch Züchter, sind der irrigen Ansicht, ihre
Karnarienvögel ja recht mit Hanfsamen und Haberkernen zu
stopfen, welch beides eher Hühner- und Taubenfutter oder
überhaupt für Wildvögel ist,- jedsch nicht für Kanarienvögel.
Wenn man denselben dies!? FütterungSmethode abrathen will,
sagen sie, ich habe immer mit solchen gefüttert, und eS hat
üifch recht gethan, ist jedoch kein Beweis, daß dieses Futter
dem Bogel zuträglich, derselbe ist am Ende nicht wählerisch,
frißt waS er bekommt, besonders den Hanfsamen, welcher süß
ist. Wir haben Beweise genug, daß ein großer Theil Vögel
sich immer mausern und natürlich wenig oder gar nicht singen,
welches nur unrichtiger Fütterung zuzuschreiben ist. DaS rich
tige Kanarienvogelfutter besteht in Sommerrübsamen mit Ka-
nariensamen vermischt, hie und da etwas Vogelkraut, Salat
oder Reseder als Gemüse.
* Erderschütterunge.n in der Westschweiz. Da
die Erdstöße seit dem 7. Mai in der westlichen Schweiz sich
in ziemlich rascher Folge wiederholt haben, so mag eS nicht
uninteressant sein, auf die Ursachen derselben hinzuweisen, die
einem neuenburgischen Blatte entnommen sind:
Die Erdbeben im Allgemeinen haben zwei von einander
sehr verschiedene Ursachen. Die einen sind die Vorläufer der
vulkanischen Ausbrüche oder wohl auch die Folgen davon.
Diese finden in der Nähe von vulkanischen Mittelpunkten statt,
welche man mit Recht die Sicherheitsventile der Erdrinde ge
nannt hat. Bisweilen machen sie sich mehr oder weniger
weit von demselben entfernt fühlbar; aber immer stehen sie
mit einem Ausbruch des nächstliegenden Vulkans in Verbin-
dung. Der Umfang dieser Art Erdbeben ist gewöhnlich groß
And mag hier als Beispiel daS Erdbeben von Lissabon im
Jahr 1775 angeführt werden.
Eine andere Art hat zum Glück für uns einen ziemlich
begränzten Boden und erstreckt sich nie weit in der Runde. Weniger
zu fürchten als die erstern, find sie auch weit mehr verbreitet
und insbesondere viel häufiger.
Die Erderschütterungen dieser Art sind nichts anders als
heftige Bewegungen unterirdischer, mehr oder weniger beträchtli
cher Einstürze, veranlaßt durch die Zerfressung der im Wasser
sich auflösenden Steinarten, wie Mergel, Thon, GypS, Stein
salz (Kalkfelsen), die über ihnen liegen. Aehnlichen Erscheinun-
gen muß das Erdbeben von 1855 zugeschrieben werden, wel-
cheS Wallis stark heimsuchte und auch im Kanton Neuenburg
verspürt wurde.
Ein deutscher Geologe hat berechnet, daß eS im Visperthal
(Wallis) nicht weniger als 20 Quellen gebe, welche GypS oder
schwefelsauren Kali enthalten und daß eine! jede derselben
jährlich mehr als 200 Kubikmeter dieser Stoffe an die Ober-
fläche bringe. So entstehen im Laufe der Zeit im untern
Boden beträchtliche Höhlungen, die die Einstürze zur Folge
haben, welche sich durch Schwingungen oder Stöße auf die
Erdoberfläche verpflanzen und um so fühlbarer sind, je näher
cher Ort der Senkungen der Oberfläche liegt. Zieht man die
Erfahrung zu Rathe, so liegt eS nahe, daß dergleichen Erd
erschütterungen entstanden sind infolge fortgesetzten MegenS.
* Noch nicht dagewesen. Durch verschiedene Blät-
ter läuft folgende Anekdote: Ein in Wien akkreditier Gesand
ter, welcher zur Theilnahme an den diplomatischen Konferenzen
in Berlin eingetroffen war, bemerkte zu seinem Erschrecken kurz
vor dem Zeitpunkte der großen Galacour, wo er sich den Ma-
jestäten vorstellen sollte, daß man, wenn auch nicht seine ge-
sammten, so doch gerade seine Gesandten-Gala-Hosen einzu-
packen vergessen hatte. Guter Rath war theuer. In einer
Stunde sollte die Cour stattfinden, und selbst die eiligst her-
beigerufenen Coryphäen der Berliner Schneiderzunft erklärte«
einstimmig, daß eS außer dem Bereiche jeder Möglichkeit liege,
die erforderlichen Jnexpresstbles vor Ablauf zweier Stunden
in vorschriftsmäßigem Zustande fertig zu stellen. Da, im Mo-
mente höchster Ratlosigkeit, erscheint die Rettung, nämlich der
Garderobier deS Gesandten aus Wien, welcher, nachdem er
das Versehen bemerkt, ohne Besinnen einen Extrazug genommen
hatte, mit den nun doppelt theuren Beinkleidern dem Herrn
nachgeeilt und kurz nach ihm in Berlin eingetroffen war. Die-
ser diplomatische Instinkt des Garderobiers soll sowohl bei
seinem Herrn als dessen College» hohe Anerkennung und Be-
wunderung erregt haben.
* Eingraben der Futter- und Runkelrüben. Allenthalben
ist eS gebräuchlich, einen Theil der geernteten Rüben über
Winter in Erdlöchern aufzubewahren. Nach der allgemein
üblichen Methode werden diese Löcher in Form viereckiger Gru-
ben an trockenen Stellen angelegt und wenn sie mit Rüben
angefüllt sind, der Art mit Erde bedeckt, daß ein Erfrieren
nickt zu befürchten ist. Aber öfter kommt eS vor, namentlich,
wenn im Vorwinter viel Feuchtigkeit fällt, daß sich Wasser in
die Gruben hineinzieht, wodurch dann oben ein Faulwerden
der Rüben unvermeidlich ist. Daher möchten wir allen Land-
wirthen rathen, von dem altüblichen Verfahren Abstand zu
nehmen und daS als viel besser erkannte Verfahren der Rüben-
Zuckerfabriken sich zu eigen zu machen. Dieses Verfahren be-
steht darin, daß die aufzubewahrenden Rüben auf ebenem Bo-
den zu einem kammförmigen Haufen gesetzt werden, der dann
mit Erde rundum dicht bedeckt wird und zwar mit Erde, die
man um die Sohle deS Haufens aussticht. Hierdurch ent-
steht um den Haufen herum ein Abzugsgraben. Alle fallende
Feuchtigkeit versenkt sich in denselben und kann, wenn der
Platz etwas abschüssig liegt, rasch abgeleitet werden, so daß
also die Rüben stets trocken liegen und auch meistens mit
mehr trockener Erde gedeckt sind.
Die Wetterpropheten.
(Wir lassen hier eine kurze anschauliche Beurtheilung der
Wetterprophezeiungen folgen, wie sie Dr. Tschudi in seinem
populären landwirtschaftlichen Lesebuche vorführt, und glauben
damit manchen Lesern eine interessante Belehrung zu bieten.)
Wir leben nahezu in der Mitte zwischen jdem Pol und
Aequator der Erde. Vom Pol weht immerfort ein kalter
(Nord-) Wind und oben in der Luft strömt fortwährend ei«
warmer (Süd-) Wind vom Aequator her. Durch die Um-
drehung der Erde wird für unS der Nordwind zum Nordost,
der obere Südwind zum Südwest. Jener kommt aus kalten
Gegenden und führt also keinen Wasserdunst mit sich. Wir
haben demgemäß bei Nordostwind klaren Himmel und Sonnen-
schein, ^wenn auch nicht große Wärme. Im Winter bringt
unS dieser Wind trockenen Frost und im Frühling neben dem
Sonnenschein empfindliche Kälte. Solche Witterung würde
bei uns die regelmäßige sein; allein die obere wärmere
die vom Aequator zum Pol hinströmt, dringt gerade in unser«
Gegenden herab in die kalte Strömung und berührt oft ia
weiten, breiten Strecken den Erdboden, warme Strömungen
verursachend, die mit kalten abwechseln. Die Südwestwinde