denn daS Laub und das Stroh sind sehr schlechte Warme-
leiter, und nur sehr schwer durchdringt sie die innere Wärme,
welche zu entweichen und in der Form von Strahlen auf der
üußern Oberfläche zu verschwinden strebt.
Da die nächtliche Ausstrahlung nie thätiger ist, als bei
heiterm Himmel, wo Mond und Sterne glänzen, so haben die
Gärtner dem Monde die Schuld beigemessen, als bringe er die
jungen Sprossen der Pflanzen zum Gefrieren oder bräune sie,
und aus diesem Grunde den Mond im März oder April den
Bräunemond genannt. Der Mond hat bei dieser Erscheinung
nichts zu schaffen, er begleitet sie wohl, ist aber die Ursache
nicht davon.
AuS dem eben Gesagten läßt eS sich leicht erklären, in-
wiefern daS sogenannte Reifräuchern nutzbringend wirken
kann; indem der durch Rauchfeuer erzeugte Rauch gleich den
Wolken der Wärmeausstrahlung deS Bodens sich wiedersetzt
und sonnt die Reifbildung verhindert; doch soll die Rauch-
erzeugung schon dann beginnen, wenn der Thermometer eine
Reifbildung nur annähernd befürchten läßt. Sollte jedoch die
Reifbildung schon vor Beginn der Räucherung vor sich gegan-
gen sein, oder ist dieselbe durch letztere nicht verhindert wor-
ven, so liegt eine weitere nutzbringende Wirkung deS Reisräu-
chernS unzweifelhaft darin, daß durch dasselbe die ersten Son-
nenstrahlen, die sonst versengend auf die mit Reif bedeckten
Pflanzen wirken würden, abgehalten werden und die sich
nach und nach erwärmende Luft Zeit gewinnt, den Reif all-
mählig aufzulösen.
Ausland.
' Oesterreich. Ueber den Stand der Ausgleichsverhand-
hingen schreibt der „Politische Korrespondent": DieBerathung
der beiderseitigen Regierungen führte in manchen wesentlichen
Punkten zu einer Verständigung; in andern Punkten konnte
bisher eine Vereinbarung nicht erzielt werden. Bevor aber eine
endgültige Entscheidung erfolgen kann, haben die ungarischen
Minister eS für nothwendig gefunden nach Buda-Pest zurück-
zukehren, um sich mit ihren Parteigenossen ins Einvernehmen
zu setzen"
Bosnien. Der Aufstand in Bosnien nimmt von Tag zu
Tag immer größere Dimensionen an. Besonders ist es die
heldenmüthige Schaar des Woiwoden Golub Babitsch, welche
einen Erfolg nach dem andern erringt und auf diese Weise die
Insurrektion rege erhält. UebrigenS ist den Leuten, seit man
auS Serbien Nachrichten über die kriegerischen Vorbereitungen
erhält, der MutH neuerdings gehoben und die Kriegslust bis
zu einem sehr hohen, bedrohlichen Grade gestiegen. Vor nicht
langer Zeit boten sich den Insurgenten einige BegS an um
mit diesen gemeinschaftliche Sache zu machen. Man trat be-
reitS in Unterhandlungen, doch «ab es auch Stimmen, die da*
vor warnten den mohamedanischen BegS irgendwie zu trauen.
Die Unterhandlungen wurden noch gar nicht zu Ende gefühlt,
und schon zeigten sich die so friedensliebenden BegS in ihrer
wahren Gestalt. Einer von diesen, der bekannte Hussein Veg
Kulinowitsch, überfiel plötzlich mit 200 Türken daS Dorf Pe-
trovitza. Einige Häuser wurden niedergerissen, eine große An-
zahl dortiger Einwohner verwundet, sieben Kaufleute des OrteS
mißhandelt und eingekerkert, während man ihnen alles Hab
und Gut raubte. Die übrigen flohen nach Oesterreich oder
aber zum Woiwoden Golub, in dessen Schaar sie nun käm-
pfen. Derselbe Hussein Kulinowitsch überfiel nun Krupa, fer-
ner einige kleinere Orte unweit BihatS. Sogar einige Bihat-
ser Einwohner wurden^ mißhandelt und eine Menge Weiber,
Kinder und Greise gefangen; was nicht den Türken in die
Hände fiel, flieht nach Oesterreich. Gleichzeitig näherte sich
eine türkische Abtheilung, bestehend auS 700, zum Theil Ni-
zamS, zum Theil Redifs, den Orten Iajatz und GlumatS, um
dieselben zu besetzen. Eine Abtheilung deS Grahovoer Znsur-
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gentenkorpS aber schlug die Türken unter dem Unnatz gerade
am Ostersonntag. Die Türken flohen, eine große Menge Tod-
ter und Verwundeter am Wahlplatze zurücklassend. Woiwode
Golub trifft alle Vorkehrungen um den Türken eine große
Schlacht z»t liefern. Die Nachrichten auS der Herzegowina
erneuern den MutH der bosnischen Kämpfer und stacheln die-
selben zum Ehrgeiz auf Man erwartet einen allgemeinen Auf-
stand, der zweifellos den etwaigen Operationen der serbischen
Armee zu statten kommen wird.
AuS Montenegro meldet ein Telegramm vom t 7. April:
Mukhtar Pascha mit 25 TaborS (Bataillonen) auf seinem
Wege zur Verproviantirung der Festung Niksitsch, welche
während deS Waffenstillstandes nicht verproviantirt werden
konnte, stieß am Gründonnerstag bei Krstatz am Eingang zum
langen Gebirgspässe Dugo auf die erste Jnfurgentenabtheilung
und erlitt namhaften Schaden. Am Charfreitag gelang eS
Mukhtar Pascha bis Presjeka zu gelangen. Hier empfing ihn
die Hauptmacht der Insurgenten und gebot ihm nach hartnäcki-
gem Kampfe Halt. Am CharsamStag abermals blutiger Kampf.
Die Insurgenten^ erstürmten die türkischen Schanzen, schlugen
die Türken zurück bis Odzina und Poljana. Drei TaborS
türkischer Truppen sind theilS gefallen, theils verwundet. Ein
Theil der Saumpferde ist den Insurgenten in die Hände gefallen.
Am Ostersonntag machte die Garnison von Niksitsch einen AuS-
fall, um Mukhtar Pascha zu unterstützen. Sie wurde von der
dort aufgestellten Insurgentenabtheilunq geschlagen und in die
Festung zurückgetrieben. Mukhtar Pascha ward im Gebirgö-
defilee von allen Seiten umzingelt. Es könnte noch geschehen,
daß er mit seiner ganzen oder theilweisen Truppenmacht in
Gefangenschaft gerath. Jedenfalls ward seine Absicht bis heute
entschieden vereitelt. — Ein zweites Telegramm, welches mir
eine Stunde spater zuging, lautet: Am Charfreitag rückten 5
TaborS Türken aus Billek auf Vucidol und Banjari, um die
gegen Mukhtar im Dugo-Passa kampfenden Insurgenten im
Rücken anzufallen. Als sie die Niederlage der Türken im Du-
go-Paß erfuhren, kehrten sie unverrichttter Dinge nach Bittet
zurück, auf ihrem Weg einen 70jährigen GreiS niedermetzelnd.
Türkei. Die Verhältnisse im Orient dürften, abgesehen
von der Möglichkeit eineS Krieges, auch noch andere mindestens
ebenso bedenkliche Folgen für Europa mit sich bringen. Der
„Pol. Corr." wird nämlich aus Constanlinopel unter dem
14. April folgendes geschrieben: „Seit einigen Tagen hat sich der
gesammten Bevölkerung unserer Hauptstadt ein panischer Schrecken
bemächtigt. Der Grund dieser Bewegung, welche durch alle Schich*
ten der hauptstädtischen Bevölkerung geht, ist ein simples Ge
rücht, welches allerdings nicht aus der Luft gegriffen zu sein
steint. In der großen Notb an Truppen, welche die Ereig-
Nisse i'i den nordwestlichen Provinzen deS Reiches im Gefolge
haben, blickt man nach allen Ecken und Enden des weiten
Reiches aus um was immeWan regulären und Landwehrtrnp-
Pen verfügbar ist, nach den bedrohten Punkten zu senden. So
ist man schon dabei angelangt auö den asiatischen Provinzen
die Nizams und RedifS hieher 411 dirigiren. Plötzlich verlau
tete, daß i,uch nach Mesopotamien an die dortigen Garnisonen
Marschordre ergangen sei, um fich hieher in Bewegung zu
setzen. Diese Kunde ist eS, welche so panisch wirkte. In der
That kann man dem gesunden Sinn der türkischen Bevölkerung
die Anerkennung nicht versagen, daß er daS fürchterliche einer
solchen Maßregel rasch capirte und durch entsprechende volksthüm-
liche Kritik der ahnungslosen Mitwelt zu Dank rechtzeitig de-
nunzn'rte. Man weiß, wie die Pest augenblicklich in Mesopo-
tamien, namentlich in Bagdad und Hillah, wüthet. Durch«
lchnittlich erliegen in beiden Städten 200—250 Menschen der
gräßlichen Seuche. Und gerade auS ^Bagdad soll die dor-
tige Garnison Marschbereitschaft für Europa bekommen haben.
Es scheint daß der Lärm, welchen das betreffende Gerücht
hier erregte, genügend war um den Großwessier und Seraö-