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halte aller Dinge diene." Oft setzten die Chemiker der Borzeit
ihre Präparate dem Einflüsse deS ThaueS aus, und meinten
ihnen dadurch den höchsten Grad der Vollkommenheit zu ge-
den. Sie sahen den Thau als daS mächtigste Mittel an, daS
man nur immer anwenden könne, wenn man die Schönheit
«Weit über die von der Natur gezogenen Grenzen hinaus er-
■ Halten wolle, und verkauften ihn unter den lockenden Namen
^Himckelswasser", oder Aurorathränen", oder „Sott-
nenesse nz" u. f. w. »sehr theuer
Im Gegensätze dazu haben verschiedene Aerzte, überein-
stimmend mit den Überlieferungen abergläubischer Völker, z B.
der Araber, dem Thaue die Kraft beigemessen, schwere Krank-
ßeiten bei Menschen und Thieren zu erzeugen. Deßhalb ver-
meiden die Araber heute noch, ihre Heerden zur Weide auf
Wiesen zu führet», welche mit Thau bedeckt find.
Erst im Anfange unseres Jahrhunderts gelang eS, eine
'Reihe von Erfahrungen über das Entstehen veS ThaüeS, und
damit eine einfache Theorie aufzustellen, welche allen Ungereimt-
Helten der Alchymisten, Physiker, Philosophen ein Ende machte.
Der Thau ist nichts Anderes, als beinahe ganz reines
Wasser, welches sich durch Verdichtung deS in der Luft ent-
haltenen Wasserdampfes auf die an der Oberfläche deS Bo
dens befindlichen Gegenstände niederschlägt. Sind diese Ge-
genstände von hinlänglich gleicher Temperatur, so bleibt der
Niederschlag flüssig und heißt Thau, sind sie stark abgekühlt,
so erstarrt oder gefriert er und heißt Reif. Man darf jedoch
den Thau nicht mit dem Regen verwechseln, der gleichfalls
durch die Verdichtung des WasserdampfeS entsteht und der thells
in Form von Wolken, theilS in unsichtbarem Zustande, in der
Atmosphäre enthalten ist. Der Regen bildet sich, wenn die
Luft einen solchen Grad von Kälte erreicht, daß der Wasser-
dampf wieder in den flüssigen Zustand übergeht; der Thau
'dagegen entsteht, wenn die Gegenstände, welche ven Boden be,
decken, soweit abgekühlt sind, daß sie den Wasserdampf auf
ihrer Oberfläche verdichten, ohne daß eine beträcht
liche Masse von Luft an dieser Abkühlung Ay-
thell nimmt.
Um zu verstehen, wie diese, sich scheinbar widersprechen-
hen Bedingungen in Einklang gebracht werden können, ist eS
notwendig, auf die Wärme und deren Ausstrahlung
einzugehen.
Alle Körper, selbst die kältesten, besitzen die Eigenschaft,
Wärme auszustrahlen; das.Heißt, Märme in geraden Linien
auszustoßen, die von einem jeden Punkte ihrer Oberfläche nach
allen Richtungen ausgehen. Stellt man sich in jeder beliebi
gen Richtung in die Nähe eines warmen Körpers, so empfängt
man einen Theil der Wärmeftrahlen, die von diesem Körper
ausgegangen sind ; das Gefühl der Wärme, die man empfindet,
kömmt nicht daher, daß die Luft, in der Berührung mit dem
Wärmesitze sich erhitzt, und dem Körper des Beobachters ihre
Wärme hierauf mitgetheilt hat; denn man empfindet in der
That, wenn man durch eine lebhafte Bewegung die Luft be-
ständig erneuert, stetS dasselbe Gefühl der Warme; auch kann
man den warmen Körper entfernen und vermittelst eines Ther-
mometers den Beweis liefern, daß die Temperatur der zwischen
dem Sitze der Wärme und dem erwärmten Körper gelagerten
Luftschichten nicht merklich gestiegen ist.
Bei dem erstem Experimente sendet der Herd — der Sitz
der Wärme — Wärmestrahlen nach dem Körper des Beobach
ters, der seinerseits gleichfalls Wärme nach dem Herde aus-
strahlt. Es herrscht daher stets eine wechselseitige Auöstrahl-
ung, ein Austausch von Wärme zwischen zwei einander gegen-
über gestellten Körpern von verschiedener Temperatur. Derje-
nige von den beiden Körpern, welcher die höchste Temperatur
besitzt, verliert mehr Wärme, als er bei diesem Austausche ge-
winnt, und muß daher kälter, der andere dagegen wärmer
werden. Sonach erkaltet ein Mensch neben einer EiSmasse,
während das Eis warm wird und theilweise schmilzt; dennoch
ist der Ausdruck genau, daß das Eis Wärme in der Form
von Strahlen ausstoßt.
(Schluß folgt.)
Berichtigung. In Folge undeutlicher Correctur kam in
der letzten Nummer dieses Blattes unter Schweiz: statistiHe
Notizen über Rekrutenprüfung irrthümlicherweise ein Nachsah
zum Abdrucke, der nicht zum Sachlichen gehört und eine der
Tendenz dieses Blattes nicht entsprechende kritische AeußeruM
enthält. Wie dieS schon geäußert wurde und auch bekannt
ist, vermeidet die „Liechtenst. Wochenztg H jede kritische Bespte-
chung kirchlich-religiöser und kirchlich-politischer Fragen und
wird dieser Tendenz auch künftighin treu bleiben. Besagter
Nachsatz sowie seinerzeit ein Ausdruck in einem statistischen Auf
satze über Arbeiterverhältnisse in Amerika und Europa haben
sich nur in Folge undeutlicher C.orrectur gegen die Tendeitz
dieses Blattes eingeschlichen.
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Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler.
Nichtamtliche Anzeigen.
Bekaantniachung:.
Auf Sonntag, den 30. April, NachtnittagS 2 Uhr wird
eine allgemeine
Generalversammlung
deS
liechtenstein. Viehversicherungs- Vereines
in den Schloßlokalitäten zu Vaduz anberauWt.
Die VereinSm-tgliever werden ersucht, sich vollzählig einzu-
finden.
Vaduz, am 17. April 1876.
^ Kinderwagenkorb ti £ tm
Dachgestell. Näheres zu erfragen bei der Redaktion.
Kornpreife vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 14. April.
Der halbe Metzen
Korn
Roggen
Gerste .
Türken
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mittlere fl geringe
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Thermometerstand nach Reanmur in Badnz.
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7 Uhr
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6 Uhr
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trüb; Reg., Schn.
fast trüb
hell; Reif
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Telegrafischer Kursbericht von Wie«.
19. April Silber 103.60
20-Frankenstücke 956
Druck von Heinrich Graff in Feldtirch.