der französischen Regierung im Zahre 1878 eine Weltausstel
lung in Paris zu halten mit folgendem Artikel:
„DaS Dekret, welches auf den 1. Mai 1878 die Eröff
nung einer Weltausstellung in Paris ankündet, ist unbestreitbar
ein Akt ausgezeichneter Politik. Nie hat die Regierung, fei eS
dem Lande selbst, sei eS dem Auslände gegenüber, die großen
Interessen, die ihr anvertraut find, besser gefördert. Sie er-
theilt dadurch dem Ausland, wie ungläubig es auch sein mag,
die Versicherung, daß sie entschieden gewillt ist den europäischen
Frieden zu ehren. Ein Volk, welches Umwälzungen befürchtet,
gibt nicht allen Nationen der Welt ein solches Stelldichein.
Wir fühlen heute die schmerzlichen Schläge, von welchen wir
betroffen wurden, nicht weniger tief als gestern; aber wir
wollen unsere frühere Stellung durch den Frieden und nicht
durch den Krieg wieder zu erringen trachten. Vom Stand-
punkt der inneren Politik aber zeigen wir, daß wir ebensowe-
nig auf die Revolution als auf den Krieg zählen. Ein Un-
ternehmen wie das, welches im Entstehen begriffen ist, hält je-
den Gedanken, daß das Volk, welches sich damit beschäftigt,
eine innere Störung befürchtet oder bei seinen Nachbarn einer
Umwälzung entgegensieht, fern. Eine solche an alle Völker ge-
richtete Einladung sich an dem ruhmvollen Wettstreit der Ge-
werbe und Künste zu betheiligen, ist ein Beweis, daß man in
Frankreich an die Zukunft glaubt und Vertrauen hegt in die
friedlichen Gesinnungen denen alle europäischen Regierungen
Ausdruck verliehen haben. Was man vor dem Beschluß vom
25. Febr. 1875 nicht einmal hätte versuchen dürfen, kann heut
unternommen werden ohne die geringste Ueberraschung zu er-
regen. Allen monarchischen Jntriguen entronnen, von jedem
Kompromiß mit der Vergangenheit befreit, der gefährlichen Ein-
Mischung der auf die Retterrollen verpichten Prätendenten cnt*
ledigt, athmet endlich das republikanische Frankreich frei von
der Sorge für die Zukunft. Des morgigen TageS sicher, sich
stützend auf den unanfechtbaren Willen der Nation, von keinem
Hintergedanken gegen irgend eine Macht beseelt, mit dem Be>
wußtsein, daß sie yichtS gethan hat um Mißtrauen einzuflößen,
vertrauend und daS vollste Vertrauen verdienend, tritt die
französische Republik mit edler Haltung die Aera der Wie-
dergeburt und deS Fortschritts an, die für sie begonnen hat
Diese große friedliche Kundgebung wird der Welt vollends
zeigen was wir nach so unsäglichem Mißgeschick, nachdem
Trümmer zwei Drittheile unseres Landesgebietes bedeckt hatten,
zu leisten im Stande gewesen sind. Sie wird der Triumph
der Arbeit und der Ordnung sein, von unseren Anstrengungen
zeugen und sie würdig krönen :c
In diesem Sinne faßt auch die deutsche Presse den Em*
schluß der französischen Regierung auf. Die Kölner Zeitung
sagt sogar: seit dem Friedensschlüsse sei keine Nachricht gekom-
wen, die für Deutschland und die ganze Welt willkommener
wäre als die von der 1878er Ausstellung. Dieselbe bemerkt:
„Wir leben zwar nicht mehr unter der holden Täuschung,
mit welcher 1851 die Weltausstellung in London eröffnet wurde,
als besäßen wir an einer solchen Weltausstellung ein Unter-
pfand des ewigen Friedens. Auch sonst haben sich nicht alle
Erwartungen erfüllt, die sich an solche Ausstellungen knüpften;
aber sie sind dennoch so belehrend und unterbaltend, daß sich
die Idee deS Prinzen Albert nicht bloS in Europa behauptet,
sondern bereits nach Amerika verpflanzt hat. Unter den ge-
gsnwärtigen Umstanden, hat ein Beschluß der französischen Regie-
rung aber noch eine ganz besondere Bedeutung. Unmittelbar
nach dem Krieg und nach einem Friedensschlüsse, den die Fran-
zosen für sehr hart ansahen, herrschte begreiflicherweise in
Frankreich große Erbitterung und ein Rachegeschrei, das für
die Erhaltung des Friedens nichts gutes zu bedeuten schien.
Manche zweifelten daran, daß die Franzosen die Frist für die
Abbezahlung der Kriegsentschädigung von fünf Milliarden in-
nehalten würden; da sie doch einmal entschlossen wären das
KriegSglück noch einmal zu versuchen, so würden sie wahrschein-
lich die letzten Milliarden, statt sie nach Deutschland zu schicken,
lieber auf die Erneuerung deS Krieges verwenden. Ja es ist
kaum ein Jahr her, baß der Eifer unserer Nachdaren, ihre
Armee weit über den bisherigen Stand zu vergrößern, ernste
Besorgnisse erregte ob sie nicht in kurzer Frist den Krieg wieder
aufzunehmen entschlossen wären, wobei sich denn natürlicher-
weise die Frage aufdrängte, ob wir so lange warten sollten,
bis die Franzosen mit ihren KriegSrüstungen fertig wären, und
ob wir nicht besser thun würden selbst unsere Zeit zu wählen.
Die französische Regierung erklärte damals in den stärksten
Ausdrücken, daß sie keine kriegerischen Absichten hege und die
gegenseitige Aufregung hal sich seitdem gelegt. ThaNm bedeu-
ten indeß immer mehr als Worte und so beweist die franzö
sische Regierung ihre Aufrichtigkeit am besten durch den jetzt
gefaßten Beschluß eine Weltausstellung vorzubereiten. Denn
ein solcher Beschluß wäre gar nicht möglich, wenn wirklich die
Franzosen noch immer die unselige Idee eines Rachekrieges mit
dem ersten Eifer in sich nährten. Unselig nennen wir diese
Idee schon deßhalb weil, den Sieg der Franzosen vorausgesetzt,
vie Deutschen ihrerseits auf Rache sinnen würden und fo kein
Ende des Blutvergießens abzusehen wäre. Schon im Laufe deS
JahreS sind hin und wider Anzeichen zu Tage getreten, daß in
Frankreich eine etwas versöhnlichere Stimmung Platz greife,
und wir haben ein jedes solches Anzeichen mit Freuden begrüßt.
Wir können jene Ankündigung einer Weltausstellung nur
mit der wärmsten Anerkennung begrüßen, und sind dabei ganz
frei von Neid, daß es nicht Berlin ist, welches die Ebre erhält
Sitz der nächsten Weltausstellung zu sein. EineStheilS befin
den sich Handel und Gewerde, die in Frankreich seit dem Frie-
den ausgeblüht sind, bei uns augenblicklich in einer ungünstigen
und gedrückten Lage. Die in so kostbarer Weise eingerichtete
Weltausstellung in Wien 1873 fiel zusammen mit dem Aus-
bruch deS Krachs, mit dem Rückschlag auf eine seit dem Frie-
den mit Frankreich überreizte Geschäftstätigkeit und von einer
Besserung ist bis jetzt erst wenig zu spüren. Wo Handel und
Gewerbe noch so darniederliegen, würde eS kaum gerechtfertigt
erscheinen die großen Kosten für eine Weltausstellung aufzu-
wenden. Dazu kommt, daß Berlin bis jetzt noch wenig im
Stand ist mit London, Paris und Wien als Sitz einer Welt-
auSjtelluug zu wetteifern. Berlin wird Weltstadt ist eS aber
noch nicht. Alles ist dort erst im Werden und Wachsen, und
die Presse unserer Hauptstadt hat sich fast einmüthig gegen
einen solchen Plan ausgesprochen. Die Einberufung einer
Weltausstellung nach Paris und schon im Jahre 1878 wird
dagegen bei uns mit ungetheiltem Beifall aufgenommen. Die
Erbitterung und Wuth, die sich 1870 bei dem plötzlichen un-
gerechtfertigten Ueberfall durch Frankreich der deutschen Nation
bemächtigte, war im wesentlichen schon durch die glücklichen
Erfolge des Krieges besänftigt und ein eigentlicher National-
haß herrscht bei uns gar nicht. Wir erkennen die großen Ver-
dienste, welche sich die französische Nation um die Bildung der
Welt erworden hat bereitwillig an. Wir schätzen alleS, waS
sie an Künsten und Wissenschaften hervorgebracht, ja, sind nur
zu geneigt, was die Franzosen im Roman und Drama schaf-
fen, zu bewundern und nachzuahmen. Ja wir erkennen die Über
legenheit der Franzosen in manchen ErwerbSzweigen an und
namentlich die Erfahrungen, welche die elsäßischen Indu
striellen beim Wechsel der Herrschaft machten, haben eS bei dem
Deutschen zum Bewußtsein und zur Anerkennung gebracht,
daß die Franzosen im Handel und Wandel zum Theil pünkt-
licher und reeller sind als die Deutschen :c."
Aus Bosnien wird vom 1. April geschrieben, daß die
Insurgenten gerade an demselben Tage, an welchem sie in der
Herzegowina einen Waffenstillstand von 15 Tagen geschlossen
Haben, ^ in Bosnien unter Golub Babitsch bei Unnatz einen
Sieg über die Türken erfochten. Man darf freilich bei den