Häusern. Und da nur der Ertrag die Steuertrast, und mithin
das gerechte Prinzip einer Steuerumlegung repräsentirt, so
muß für hie Häuser ein approximatives Maß des Ertrages
gesucht werden, um HauSertrag und Bodenertrag in ein gleich-
mäßiges Berhältniß zu bringen. Nach der obigen Andeutung
bestünde unser Vorschlag zur richtigen Fizirung deS Häuserer-
trageS in der Aufstellung einer MiethzinSskala. Man dürfte
wohl kaum die niedrigste Miethe unter 10 fl. und die höchste
nicht über 300 fl. ansetzen. Die Einreihung der Häuser in
diese Skala erfordert natürlich in erster Linie die Werthein-
schätzung der Häuser, die bei unS auch bereits erfolgt ist. Ein
Haus von geringerm Werths kommt hiedurch begreiflicher
Weise auch in eine niedere Miethskala, während ein Haus von
größerem Werthe auch um so höher in der Miethskala erscheint
Nehmen wir ein HauS mit dem niedersten Werthe von 3C0 fl.,
und seKen wir seinen Miethertrag auf ca. 10 fl., welche 10 fl.
zugleich als sogenannte „Steuergulden" erscheinen würden.
Auf 10 Steuergutden falten aber 100 fl. EinschäyungSwerth
von Grund und Boden, 10 Steuergulden gegenüber stehen
also 100 fl. Kataster-EinschätzungSwerth vom Boden oder
300 fl. Kataster-EinschätzungSwerth eines HaufeS u. f. w.
Nach diesem Beispiele ergäbe sich demnach vaS Berhältniß von
3 zu 1; resp. um eS in Perzenten auszudrücken: Der Steu-
ergulden wird ermittelt bei Grund und Boden durch 10% des
BodeneinschätzungSwertheS, bei den Häusern hingegen durch
3l/z% deS HauSeinschätzungSwertheS. — Folgende Tabelle
einer Eteuergulden- resp. MiethzinSskala dürfte die besagten
Verhältnisse noch genauer vorführen.
Boden: Steuergulden Häuser:
Wirklicher
Kataster
resp.
KataKer
Wirklicher
Werth
Werth
Miethertrag
Werth
Werth
200
100
10
300
450
400
200
20
600
900
1000
500
50
1500
2250
2000
1000
100
3000
4500
3000
1500
150
4500
6750
4000
2000
200
6000
9000
5000
2500
250
7500
11250
6000
3000
300
9000
13500
Wir haben, wie ersichtlich ist, neben dem Katasterwerthe
die wirklichen Werthe auch beigesetzt, und zwar sind wir von
der vielfach angenommenen Behauptung ausgegangen, daß der
wirkliche Werth vom Boden ca. die Hälfte und der von den
Häusern ca. % mehr betrage, als der angenommene Schätz-
ungSwerth. Dieser Umstand ist insoweit von Bedeutung, alS
sich daS Procentverhältniß bei den wirklichen Werthen verän
dert, und zwar ist nach obiger Tabelle das Berhältniß deS
KatasterwertheS vom Boden und von den Häusern zum
Steuergulden wie 3 : 1. d. h. der Steuergulden wird ermit-
telt beim Boden durch 10% deS Boden Katastral wert heS,
bei den Häusern durch S%% deS Häuserkatastralwer-
theS'; hingegen ist das Berhältniß deS wirklichen Wer-
tbeS vom Boden und von den Häusern zum Steuergulden
w»e 2'/ 2 : 1, oder 10 ; 4V 2 == 5 : 2^ d. h. der Steuer-
gülden wird ermittelt beim Boden durch 5% des wirklichen
WertheS, bei den Häusern durch 2%% deS wirklichen
W ertheS. —
Wenn auch diese Beispielsweise angeführten Prozentsätze
nicht ganz richtig erscheinen dürften, so veranschaulicht obige-
Auseinandersetzung doch zur Genüge, daß die bisherige Bela-
ftung der Häuser eine viel zu hoch gegriffene war, und daß
ein richtiges Berhältniß zwischen Boden- und Häuserbelastung
sich nur auf daS gerechte Prinzip des Ertrages basiren kann.
(Fortsetzung folgt.)
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•%
> —
Vaterländisches.
Baduz, den 21. März (Zur Münzfrage.) Die Befürch
tungen über die fortschreitende Entwertung deS Silbers, welche
in einem bezüglichen Artikel der letzten Nummer unseres Blattes
ausgesprochen wurden, bestätigen sich immer mehr und mehr.
So schreibt ein wohl unterrichteter Berliner Correspondent der
„AugSburger Allgemeinen Zeitung":
Berlin, 16. März. Die Entwerthung deS Silbers hat
in letzterer Zeit so beunruhigende Dimensionen angenommen,
daß man in verschiedenen Ländern eine amtliche Untersuchung
dieser Kalamität anbefohlen hat. Auch in Deutschland beschäf
tigt man sich angelegentlich mit der Frage: wie dem stetigen
Fallen der Silberpreise Einhalt zu gebieten ist, da man sich
wohl bewußt ist, daß die Entwerthung deS Silbers der Durch-
führung unserer Münzreform einen Verlust von wenigstens
einigen Millionen Thalern bereitet. Ehe wir einer eingehen-
deren Erörterung der Frage näher treten, weisen wir den Vor-
wurf zurück, daß unsere. Münzresorm an diesem beträchtlichen
Verluste die Hauptschuld trage; denn eS ist klar, daß auch
ohne eine einheitliche Umwandlung unserer Zahlungsmittel der
Verlust nicht hätte erspart werden können. Die Ursache der
Entwerthung deS Silbers ist sogar nur zu einem geringen
Theil durch die Einführung der deutschen Münzreform bedingt
worden; die Hauptursache besteht in der enormen Steigerung
der Silberproduktion und der sich verringernden Nachfrage nach
Silber. Die Minen in Newada und den Rocky Mountains,
deren Ertragfähigkeit anfangs unterschätzt wurde, haben bedeu-
tende Quantitäten Silber zu Tage gefördert. Einem amtli-
chen Berichte deS StaatSkommissärS jur das Minenwesen,
Professor Raymond, entnehmen wlr, daß die Gesammtsilber-
Produktion in den Vereinigten Staaten 1850 nur 200,000
Mark betrug. Selbst 1860 hatte sie noch nicht 600,000
Mark erreicht. 1370 dagegen betrug sie 62 Millionen Mark,
d. h. 300 mal soviel als vor 10 Jahren. 1874 ergab sie
über 120 Millionen, etwas weniger als die drei vorhergehen-
den Jahre. Bon 1860—1875 betrug die Silberproduktion
amerikanisch« Minen 1,005,402,000 Mark. Von streng
fachwissenschaftlicher Seite, der wir durchaus Glauben schenken
können, wird angenommen, daß der Silberertrag amerikanischer
Minen während der nächsten 5 Jahre sogar den Betrag der-
selben während der letzten 30 Jahre übersteigen wird Ange-
sichtS dieser kolossalen Mehrproduktion fällt der von der Reichs«
regierung zu bewirkende Verkauf des aus den auSrangirten
alten deutschen Silbermünzen gewonnenen Metalls, nach Abzug
der neuen geprägten und noch zu prägenden Silbermünzen,
nicht maßgebend inS Gewicht. Denn wenn wir selbst gemäß
der vom Abgeordneten Sonnemann im Reichstag angestellten
hohen Schätzung annehmen, daß wirklich noch 450 Millionen
Mark zu verkaufen sind, so wird man zugestehen müssen, daß
diese Summe verschwindend gering ist im. Vergleich zu der
immer steigenden Massenproduktion, und daß sie daS riesige
Fallen deS.SilberpreiseS nimmermehr allein bewirkt haben kann.
Die Entwerthung deS Silbers hat natürlich in verschiedenen
Staaten das lebhafteste Verlangen nach einer reinen Gold-
Wahrung hervorgerufen. Dem Beispiele Deutschlands sind der
skandinavische Norden, die Niederlande und Japan gefolgt.
Die lateinische Münzkonvention, welche noch immer zaudert
eine reine Goldvaluta einzuführen, hat sich bewogen gefühlt,
die Gesammtsumme der Silberprägung für die vier Hauptstaa-
ten um % zu reduziren. Sehr bezeichnend ist der Uebergang
Hollands von der Silber- zur reinen Goldwährung, welche eS
vor 25 Jahren mit großen Kosten aufgegeben hatte, als daS
kalifornische Goldfieber die Welt erschreckt und die Befürchtung
hervorgerufen hatte, daß Gold billiger noch als Silber werden
könnte. Von beängstigender Wirkung ist die Entwertung des
Silbers für daS indische Reich in feinen Beziehungen zu Eng-
land. Während daS Mutterland die Goldwährung besitzt, be-