Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1876)

Häusern. Und da nur der Ertrag die Steuertrast, und mithin 
das gerechte Prinzip einer Steuerumlegung repräsentirt, so 
muß für hie Häuser ein approximatives Maß des Ertrages 
gesucht werden, um HauSertrag und Bodenertrag in ein gleich- 
mäßiges Berhältniß zu bringen. Nach der obigen Andeutung 
bestünde unser Vorschlag zur richtigen Fizirung deS Häuserer- 
trageS in der Aufstellung einer MiethzinSskala. Man dürfte 
wohl kaum die niedrigste Miethe unter 10 fl. und die höchste 
nicht über 300 fl. ansetzen. Die Einreihung der Häuser in 
diese Skala erfordert natürlich in erster Linie die Werthein- 
schätzung der Häuser, die bei unS auch bereits erfolgt ist. Ein 
Haus von geringerm Werths kommt hiedurch begreiflicher 
Weise auch in eine niedere Miethskala, während ein Haus von 
größerem Werthe auch um so höher in der Miethskala erscheint 
Nehmen wir ein HauS mit dem niedersten Werthe von 3C0 fl., 
und seKen wir seinen Miethertrag auf ca. 10 fl., welche 10 fl. 
zugleich als sogenannte „Steuergulden" erscheinen würden. 
Auf 10 Steuergutden falten aber 100 fl. EinschäyungSwerth 
von Grund und Boden, 10 Steuergulden gegenüber stehen 
also 100 fl. Kataster-EinschätzungSwerth vom Boden oder 
300 fl. Kataster-EinschätzungSwerth eines HaufeS u. f. w. 
Nach diesem Beispiele ergäbe sich demnach vaS Berhältniß von 
3 zu 1; resp. um eS in Perzenten auszudrücken: Der Steu- 
ergulden wird ermittelt bei Grund und Boden durch 10% des 
BodeneinschätzungSwertheS, bei den Häusern hingegen durch 
3l/z% deS HauSeinschätzungSwertheS. — Folgende Tabelle 
einer Eteuergulden- resp. MiethzinSskala dürfte die besagten 
Verhältnisse noch genauer vorführen. 
Boden: Steuergulden Häuser: 
Wirklicher 
Kataster 
resp. 
KataKer 
Wirklicher 
Werth 
Werth 
Miethertrag 
Werth 
Werth 
200 
100 
10 
300 
450 
400 
200 
20 
600 
900 
1000 
500 
50 
1500 
2250 
2000 
1000 
100 
3000 
4500 
3000 
1500 
150 
4500 
6750 
4000 
2000 
200 
6000 
9000 
5000 
2500 
250 
7500 
11250 
6000 
3000 
300 
9000 
13500 
Wir haben, wie ersichtlich ist, neben dem Katasterwerthe 
die wirklichen Werthe auch beigesetzt, und zwar sind wir von 
der vielfach angenommenen Behauptung ausgegangen, daß der 
wirkliche Werth vom Boden ca. die Hälfte und der von den 
Häusern ca. % mehr betrage, als der angenommene Schätz- 
ungSwerth. Dieser Umstand ist insoweit von Bedeutung, alS 
sich daS Procentverhältniß bei den wirklichen Werthen verän 
dert, und zwar ist nach obiger Tabelle das Berhältniß deS 
KatasterwertheS vom Boden und von den Häusern zum 
Steuergulden wie 3 : 1. d. h. der Steuergulden wird ermit- 
telt beim Boden durch 10% deS Boden Katastral wert heS, 
bei den Häusern durch S%% deS Häuserkatastralwer- 
theS'; hingegen ist das Berhältniß deS wirklichen Wer- 
tbeS vom Boden und von den Häusern zum Steuergulden 
w»e 2'/ 2 : 1, oder 10 ; 4V 2 == 5 : 2^ d. h. der Steuer- 
gülden wird ermittelt beim Boden durch 5% des wirklichen 
WertheS, bei den Häusern durch 2%% deS wirklichen 
W ertheS. — 
Wenn auch diese Beispielsweise angeführten Prozentsätze 
nicht ganz richtig erscheinen dürften, so veranschaulicht obige- 
Auseinandersetzung doch zur Genüge, daß die bisherige Bela- 
ftung der Häuser eine viel zu hoch gegriffene war, und daß 
ein richtiges Berhältniß zwischen Boden- und Häuserbelastung 
sich nur auf daS gerechte Prinzip des Ertrages basiren kann. 
(Fortsetzung folgt.) 
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> — 
Vaterländisches. 
Baduz, den 21. März (Zur Münzfrage.) Die Befürch 
tungen über die fortschreitende Entwertung deS Silbers, welche 
in einem bezüglichen Artikel der letzten Nummer unseres Blattes 
ausgesprochen wurden, bestätigen sich immer mehr und mehr. 
So schreibt ein wohl unterrichteter Berliner Correspondent der 
„AugSburger Allgemeinen Zeitung": 
Berlin, 16. März. Die Entwerthung deS Silbers hat 
in letzterer Zeit so beunruhigende Dimensionen angenommen, 
daß man in verschiedenen Ländern eine amtliche Untersuchung 
dieser Kalamität anbefohlen hat. Auch in Deutschland beschäf 
tigt man sich angelegentlich mit der Frage: wie dem stetigen 
Fallen der Silberpreise Einhalt zu gebieten ist, da man sich 
wohl bewußt ist, daß die Entwerthung deS Silbers der Durch- 
führung unserer Münzreform einen Verlust von wenigstens 
einigen Millionen Thalern bereitet. Ehe wir einer eingehen- 
deren Erörterung der Frage näher treten, weisen wir den Vor- 
wurf zurück, daß unsere. Münzresorm an diesem beträchtlichen 
Verluste die Hauptschuld trage; denn eS ist klar, daß auch 
ohne eine einheitliche Umwandlung unserer Zahlungsmittel der 
Verlust nicht hätte erspart werden können. Die Ursache der 
Entwerthung deS Silbers ist sogar nur zu einem geringen 
Theil durch die Einführung der deutschen Münzreform bedingt 
worden; die Hauptursache besteht in der enormen Steigerung 
der Silberproduktion und der sich verringernden Nachfrage nach 
Silber. Die Minen in Newada und den Rocky Mountains, 
deren Ertragfähigkeit anfangs unterschätzt wurde, haben bedeu- 
tende Quantitäten Silber zu Tage gefördert. Einem amtli- 
chen Berichte deS StaatSkommissärS jur das Minenwesen, 
Professor Raymond, entnehmen wlr, daß die Gesammtsilber- 
Produktion in den Vereinigten Staaten 1850 nur 200,000 
Mark betrug. Selbst 1860 hatte sie noch nicht 600,000 
Mark erreicht. 1370 dagegen betrug sie 62 Millionen Mark, 
d. h. 300 mal soviel als vor 10 Jahren. 1874 ergab sie 
über 120 Millionen, etwas weniger als die drei vorhergehen- 
den Jahre. Bon 1860—1875 betrug die Silberproduktion 
amerikanisch« Minen 1,005,402,000 Mark. Von streng 
fachwissenschaftlicher Seite, der wir durchaus Glauben schenken 
können, wird angenommen, daß der Silberertrag amerikanischer 
Minen während der nächsten 5 Jahre sogar den Betrag der- 
selben während der letzten 30 Jahre übersteigen wird Ange- 
sichtS dieser kolossalen Mehrproduktion fällt der von der Reichs« 
regierung zu bewirkende Verkauf des aus den auSrangirten 
alten deutschen Silbermünzen gewonnenen Metalls, nach Abzug 
der neuen geprägten und noch zu prägenden Silbermünzen, 
nicht maßgebend inS Gewicht. Denn wenn wir selbst gemäß 
der vom Abgeordneten Sonnemann im Reichstag angestellten 
hohen Schätzung annehmen, daß wirklich noch 450 Millionen 
Mark zu verkaufen sind, so wird man zugestehen müssen, daß 
diese Summe verschwindend gering ist im. Vergleich zu der 
immer steigenden Massenproduktion, und daß sie daS riesige 
Fallen deS.SilberpreiseS nimmermehr allein bewirkt haben kann. 
Die Entwerthung deS Silbers hat natürlich in verschiedenen 
Staaten das lebhafteste Verlangen nach einer reinen Gold- 
Wahrung hervorgerufen. Dem Beispiele Deutschlands sind der 
skandinavische Norden, die Niederlande und Japan gefolgt. 
Die lateinische Münzkonvention, welche noch immer zaudert 
eine reine Goldvaluta einzuführen, hat sich bewogen gefühlt, 
die Gesammtsumme der Silberprägung für die vier Hauptstaa- 
ten um % zu reduziren. Sehr bezeichnend ist der Uebergang 
Hollands von der Silber- zur reinen Goldwährung, welche eS 
vor 25 Jahren mit großen Kosten aufgegeben hatte, als daS 
kalifornische Goldfieber die Welt erschreckt und die Befürchtung 
hervorgerufen hatte, daß Gold billiger noch als Silber werden 
könnte. Von beängstigender Wirkung ist die Entwertung des 
Silbers für daS indische Reich in feinen Beziehungen zu Eng- 
land. Während daS Mutterland die Goldwährung besitzt, be-
	        

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