Hat nach der Volkszählung von 1372 25 Städte über 50,000
Einwohner mit einer Gesammtbevölkerung »on mehr als 4 1 / 2
Millionen Einwohner, wovon 9 Städte über 100.000 (Paris,
Lyon, Marseille, Vsrdeaux, Lille, Toulouse, Nantes, Rouen
und St. Etienne) 3^ Millionen haben Zm Uebrigen hatte
bekanntlich Frankreich 18! 5 30 Millionen Einwohner, während
daS außeröfterreichische Deutschland damals 22 Millionen Ein-
wobner zahlte, so daß also die Bevölkerung des letzteren sich
nahezu verdoppelt, diejenige Krankreichs sich dagegen um nur
fünften Theil vermehrt hat.
Oesterreich. Bor Jahresschluß wurde noch das von
beiden Häusern des ReichSrathes festgesetzte Finanzgesetz für
1876 publizirt. Die gesammten StaatSauSgaben für die deutsch-
österreichische Reichshälfte beziffern sich mit 403,170,570 ff.,
die Einnahmen mit 372,702,342 ff Zur Bedeckung des sich
hiernach ergebenden Defizits von nahezu 30^ Millionen wird
der Finanzminifter ermächtigt zunächst Obligationen der durch
das Gesetz vom 20 Juni 1368 freirten, nicht rückzahlbaren
und in Roten verzinslichen einheitlichen Staatsschuld bis zu
dem noch zulässigen Nominalbeträge von 1 l Millionen Gulden
innerhalb der durch daS Gesetz vom 24 Dez. 1867 bestimm*
teil Gränzen zu veräußern; für die Bedeckung deS alsdann
noch verbleibenden Restes wird durch ein besonderes Gesetz,
Welches auf die Beschaffung der zum StaatS-Eisenbahnbau er-
forderlichen Geldmittel Bedacht nimmt Borsorge getroffen werden.
Frankreich. Die französische Rationalversammlung hat
Ach am 31. Dez. v. I. aufgelöst, nachdem sie vorher noch be-
stimmt hatte, daß die G<meinderäthe ihre Delegirten für die Se-
natorenwahlen am 16. Jan. zu ernennen, die Senatorenwah-
len am 30. Zan., die Abgeordnetenwahlen am 20. Febr. vor
stch gehen und die beiden neuen Kammern am 8. März in
Versailles zusammentreten sollen.
Der Piäsident, Herzog d'Audiffret-PaSquier richtete fslgende
Abschiedsworte an die Versammlung:
„Meine sHerren! nach einer fünfjährigen Legislatur find
Sie bei dem Ziel angekommen, welches Sie Ihren Arbeiten ge-
steckt haben. Sie werden jetzt dem Lande das Mandat wie-
vergeben das eS Ihnen unter Umständen anvertraut hatte,
welche eS gleichzeitig gefährlicher und ehrenvoller machten. Kaum
waren Sie versammelt, so trat auch schon zu den Leiden der
Invasion das gehässige Schauspiel eineS beispiellosen AufstandS
Mit unserer Heldenmüthigen Armee haben Sie die Commune
besiegt. Sie haben den Frieden geschloffen, unser Lösegeld be-
zahlt. In einem wahnsinnig unternommenen Kriege hatte der
Sieg unS im Stich gelassen; aber unmittelbar nach unserem
Waffenunglück konnte daS Ausland ermessen wie viel Hülst-
quellen und Credit diesem rechtschaffenen und arbeitsamen Lande
noch ve»blieben waren. (Beifall) In diesem Augenbiickschritten Sie
zum zweiten Theil Ihrer Aufgabe, stellten Ihre innere Verwaltung
wieder her, bestimmten Ihre politischen Einrichtungen. Ein
jeder von Ihnen hatte in diese Räume seine Überzeugungen,
seine Erinnerungen, seine Hoffnungen mitgebracht. Alle diese
Gefühle beherrschte aber ein einziger Gedanke: die Liebe zum
Baterlande. (Sehr gut.) So entstand die Verfassung vom
25. Februar, ein vielleicht unvollkommenes Werk, ohne wel-
cheS Sie aber befürchten mußten, das Land aufs neue dem DeS-
potiSmuS und der Anarchie ausgesetzt zu sehen (Sehr gut!)
Dieses Werk vertrauen Sie heute der Loyalität deS Marschalls
Mae-Mahon an (sehr gut!), dem Patriotismus der künftigen
Kammern, der Mäßigung deS Landes, welches Ihnen durch 5
Jahre so edel zur Seite gestanden hat. Niemals war eine
Autoritär geachteter als dte Ihrige, niemals fand ein Wille
besseren Gehorsam. ES ist dies eine vortreffliche, im voraus
gegebene Antwort an diejenigen, welche in Zukunft noch wa-
gen sollten zu behaupten, daß Frankreich der Freiheit nicht
würdig ist. (Anhaltender Beifall.) Ziehen Sie also vertrau-
enövoll von dannen, m. HH, unterwerfen Sie sich also dem
Urtheile fceS Landes! Fürchten Sie nicht, daß es Ihnen die
Zugeständnisse vorwerfen könnte, welche Sie seinem Frieden und
seiner Ruhe gemacht haben; denn eS gibt zwei Dinge die Sie
ibm unverletzt zurückgeben: seine Fahne und seine Freiheiten !"
(Anhaltender Beifall ) Die Nationalversammlung vertagt sich
bis zum 8. März 1876, an welchem Tage ihre Gewalten ab-
laufen. (Die Linke bricht in die Rufe aus: „Es lebe die Re-
publik!" Die Rechte antwortet! „ES lebe Frankreich!")
Von der bosnischen Grenze meldet man den am 24.
Dez. erfolgten Aulbruch Reuf PalchaS von Mostar gegen
Niksitsch. Der Pascha hatte die Absicht alle die zwischen die-
fen festen Plätzen und Krstae gelegenen, den vier türkischen
Wegstunden langen Gebirgspaß Dugo sperrenden Forts und
Kulas mit Munition und Proviant zu versehen. Zu diesem
Zweck theilte er seine Streitmacht in zwei Theile. Der vordere
Theil, daS Hauptkorps, sollte mit einem Borsprung von vier
türkischen Wegstunden der Proviantkolonne den Boden klären,
und gelangte so bis Krstac, dem am Eingang zum Dugo-
Engpasse gelegenen Schlüsselpunkte, während die MunitionS-
und Proviantkolonne, auS Metovje debouchirend, sich gegen
daS Gadskopolje vorwärts bewegte. Aber auch die christliche
Streitmacht »heilte sich in 2 Heerhaufen. Sotschiea mit Zi-
monitsch lagen bei Krstae im Hinterhalt und hatten diesen
Platz zum Angriffsobjekt, während Peko Pavlovitsch mit Mak-
sim Batschovitsch und Drago Obrenov am Gadskopolje der
Proviantkolonne auflauerten. Sotschiea wirft sich bei Krstac
auf den Feind, zersprengt ihn und vertreibt ihn aus dem in
Eile zur Bertheidigung hergerichteten Objekt und den Schan-
zen. 500 Türken bedecken die Walstatt. Bon den Christen
sind 30 todt, 50 verwundet. Die Proviantkolonne hat in-
dessen Lunte gerochen, kehrt um und sucht und findet in Me-
tovje Rettung. Peko Pawlowitsch, unwirsch über die ent-
schlüpfte Beute, wendet stch Ta^s darauf gegen den Süden
auf das 3 Stunden ferne Plano, und eS gelingt ihm nach
furchtbarem Kampfe dem Feinde 100 Pferde, 600 Stück
Hornvieh und 3600 Stück Schafe abzujagen. Drei volle
Tage wütheten diese Kämpfe.
Verschiedenes.
* Beerdigung der Opfer von Hellikon. Man
schreibt der „Schw. Grenzp" aus Hellikon vom Gestrigen:
Während der Christbaum im obern Saale des SchulhauseS
noch jetzt seine friedlichen Zweige ausbreitet, als feiere Hellikon
auch heute noch Weihnachten, herrscht in dem sonst so stillen
Dörfchen ein Gefühl, wie wenn die KriegSfurie mit all ihrem
Entsetzen und Schrecken über dasselbe hergebrauSt wäre. In
roh gezimmerten Särgen schlummern die Liebsten, die Blüthe
deS Dorfes; unter Trauerklängen, unter Weinen und Weh-
klagen geht heute ein Zug mit 32 Leichen, nachdem gestern
36 beerdigt worden, hinauf auf den Friedhof, ,wo der gähnende
Schlund'von zwei langen Gräben die Verunglückten aufnimmt.
DaS war ein Anblick! Kinder jammerten den Särgen ihrer
Eltern nach, Ellern ihren Sprößlingen. Unter Gesang und
Trauerktängen wurden die noch vor kurzem in voller Le-
bensfrische Gestandenen dem kühlen Schoß der Erde übergeben.
Nachdem der OrtSgeistliche einige Worte deS Trostes zu den
vom Schicksal jso hart Geprüften gesprochen, nahm Landammann
Augustin Keller, als eidgenössischer Schuldirektor, sichtlich
ergriffen, daS Wort zu einer schlichten Md rührenden An-
spräche. Konnte man schon während der Rede tiefeS Schluch
zen, schwere Seufzer vernehmen, Thränen in Strömen ver-
gießen sehen, so erst als der Redner geendet hatte. Auch
Manner, die ein Herz von Stahl und Eisen besaßen, sah
man tief bewegt. Darauf verzog sich die Menge, ernst und
in sich gekehrt. — Von vem nämlichen Sachverständigen, wel-
cher der „Schw. Grenzp." bereits zu ihrem ersten Bericht
über daS Unglück in Hellikon sein Gutachten abgegeben hatte,