Volkswirthschastliches.
Die Arbeit in Europa und in Amerika.
(Schluß.)
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika bilden Haupt-
sächlich einen Ackerbaustaat, wie der bedeutendste Export von
Getreide und Baumwolle schon nachweist^ welcher jährlich, mit
Einschluß anderer Ackerbauprodukte, über dreihundert Millionen
Dollars betragt. Die in aktiven Besitz genommenen Farmlän-
dereien betragen über 500 Millionen Acker, deren Werth na-
hezu 10,000 Millionen Dollars betrügt. Beschäftigt in diesem
ausgedehnten Ackerbau find 9 Millionen Arbeiter.
Der durchschnittliche tägliche Lohn eines Ackerbau-ArbeiterS
nebst Kost beträgt 1 % bis 1^/z Doll., und ohne Kost 2 bis
2*/ 2 Dollars. WaS die Handwerker betrifft, so ist der durch-
fchm'ttliche Lohn aller Klassen 4 Doll.; viele Klassen erhalten
sogar mehr, z B. Steinhauer, Maurer, Mühlenbauer, Möbel-
schreiner sogar über 5 Doll. per Tag, Schuhmacher, Schneioer
3 bis 4 Doll. per Tag, Schmiede, Zimmerleute 4 bis 5 Doll.
per Tag u. s. w. Die Zahl der Baumwollen-Manufakturen
beläuft stch auf 950, in welchen 135,369 Arbeiter beschäftigt
sind u. 1.300,000 Ballen Baumwolle verarbeitet werden; der
Werth der hieraus erzielten Baumwollen-Produkte wird auf
180 Mill. Doll. veranschlagt. Der Wochenlohn der in den
Baumwollen-Faktoreien beschäftigten Arbeiter, je nach den Klas-
sen, beträgt 6 bis über 18 Dollars, also durchschnittlich 12
Doll. Die Wollspinnereien produciren einen Werth von 156
Mill. Dollars jährlich; der durchschnittliche Wochenlohn aller
Klassen zusammen beträgt 10 bis 12 Doll.; die Aufseher und
Ingenieure erhalten in den Baumwollen- und Wollen-Fabriken
wöchentlich 15 bis 18 Doll. Die Produktion von Roheisen
beträgt 900,000 Tonnen (ä 2000 Pfd.), Eisenstangen 750,-
000 Tonnen und Bessemer-Stahl 190,000 Tonnen jährlich.
Die Arbeiter in den Kohlen- und Eisenminen erhalten einen
Wochenlohn von durchschnittlich 20 bis 25 Dollars. In den
Eisengießereien und Maschinenfabriken beträgt der Wochenlohn
12 bis 15 Doll., in manchen Staaten bis 20 Dollars. Im
Schiffsbau wird der Arbeiter durchschnittlich mit 12 bis 15
Doll. per Woche bezahlt; im Ledergeschäft existirt derselbe Lohn.
In den Tabaksfabriken zahlt man durchschnittlichen Wochenlohn
7 bis 10 Dollars, Cigarrenmacher ernten gewöhnlich 12 bis
15 Doll. per Woche. Die Wagenfabriken bilden ein Haupt-
geschäst, der Arbeitslohn per Woche beträgt 14 bis 16 Doll.;
in den Pianofabriken beträgt der Wochenlohn 15 bis 20 Doll.
Die Seiden-Manufakturen in den Staaten Connecticut, New-
Jersey, New-Aork, Massachusetts, Vermont, Pennsylvania pro-
duziren über 20 Mill. Doll. Werth; in neuerer Zeit hat man
mit Erfolg den Seidenbau in California begonnen, doch wird
der größere Theil der Rohseide von China u. Zapan bezogen;
der Arbeitslohn in den Seidenmanufakturen beträgt wöchentlich
10 bis 15 Doll. Was die Ausgaben und die Unterhaltskosten
der Arbeiter betrifft, so. kostet Weizenmehl per Faß (200 Pfd.)
6 bis 7 Dollars, Roggenmehl über 6 Dollars, Fleisch 8 bis
15 und 20 Cents, Kartoffeln einen Dollar per Bushel (Berl.
Scheffel), Butter 35 Cents per Pfd.; die Kost u. Wohnung
zusammen für einen Arbeiter kostet per Woche 5 Doll.; eine
Arbeiterfamilie von mehreren Kindern bedarf wöchentlich 9 bis
13 Doll. mit Einschluß der Wohnung von mehreren Zimmern,
sowie außerdem an jährlicher Kleidung 50 bis über 100 Doll.
Der Zustand der Arbeiterklasse in Nordamerika ist unzweisel-
hast besser als in Europa, sie leben und essen besser, denn
Fleischspeisen sind für jeden Tag als gewöhnlichste Nahrung
zu finden, die Wohnungen der Arbeiterfamilien, namentlich un-
ter den Amerikanern, sind äußerst reinlich und mit Sinn für
Bequemlichkeit und Comfort eingerichtet, so daß sich die beste
Bürgerklasse Deutschlands solcher nett eingerichteten Wohnun-
gen nicht zu schämen brauchte. Nicht nur die Löhne sind selbst
bei größeren Ausgaben doch verhältnißmäßig hier viel höher
als in Europa, sondern eS ist auch hier der Arbeiterstand ge
achteter. Denn durch seine politische volle Gleichberechtigung
mit jedem andern Stande hat der Arbeiterstand auch gleiche
Würde und Achtung. Dazu kommt, daß das Freischulsystem
allen Kindern guten unentgeltlichen Unterricht gewährt, mittelst
dessen der Arbeiter in Ansehung der Schulbildung auf gleichem
Niveau mit allen andern Gewerksklassen steht; daß endlich der
Arbeiter hier stch der größten Freiheit, wie in keinem andern
Land, erfreut.
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler
Nichtamtliche Anzeigen.
Gänzlicher
AUSVERKAUF.
Wegen Zurücklegung des Geschäftes eröffne ich vom
5. November an Behufs vollständiger Räumung meines
Tuch- und SchnittwaarenlagerS einen
Ausverkauf zu herabgesetzten Preise«.
Indem ich dieses hiemit zur allgemeinen Kenntniß bringe,
beehre ich mich, an das P. T. hochgeehrte Publikum in Stadt
und Land die ergebene Einladung zu recht zahlreichem Zuspruch
zu richten, mit dem Bemerken, daß es sich hiebei nicht um
einen gewöhnlichen Ausverkauf einzelner ungangbarer oder
schadhaft gewordener Artikel, fondern vielmehr um gänzliche
Räumung eines knrrenten Waarenlagers handelt.
Feldkirch, am 1. November 1875.
Paul DeiSböck.
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 4. Februar.
V,
Der halbe Metzen
1 beste
mittlere
geringe
1 fl
kr.
1 st
kr. j
1 st.
kr.
3
40
I 3
15
3
05
Roggen ....
2
80
1 2
60
2
50
Gerste
2
70
1 2
50
2
30
Türken ....
2
80
2
50
2
20
Hafer
1
70
| 1
60
1
50
Thermometerstand nach Reanmur in Baduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Februar
2
— 5V 4
- 2%
— 3
trüb; Nebel
*
3.
- 7
- 2%
- 3 Vi
n
4.
— 5
+ 1
0
halb hell
tf
5.
— 1
+ 1 %
-
trüb
it
6.
- 2'/2
+ 2V2
- 23/ 4
halb hell
tf
7.
- 5%
- 2
— 5*72
hell
ir
8.
- 5
+ 1
— 2
trüb.
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
9. Febr. Silber 104.—
20-Frankenstücke . 9.20
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.