Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1876)

eepräsentirte der Silbergulden gegenüber der schwankenden Bank- 
«oten bei einer CurSdifferenz bis über 30^ das ruhige sta 
bile Zahlungsmittel, während heute der Goldgulde» gegenüber 
dem schwankenden Silber und Papiergeld die gleiche Rolle 
übernimmt. 
Wenn damals der Eschnerberg mit Vorarlberg verkehren 
konnte, warum sollte daS heute nicht mehr geschehen können? 
AlS vor 13 Jahren der Zollvertrag mit Oesterreich erneuert 
wurde, waren Fürst und Volk darin einig, daß dem Fürsten- 
4hum die damals ruhige nicht schwankende Silberwährüng er 
halten bleibe. Die Gründe, welche damals für eine solide Lan 
deswährung angeführt wurden, sind heute noch vollwerthig. 
<zs würde zu weit führen Alles zu wiederholen, was im Schooße 
beS Landtages seit 3 Jahren zu Gunsten einer WährungSre- 
gelung schon gesprochen und geschrieben wurde. Die Mehrheit 
Ihrer Kommission blieb daher auch heute dem wiederholt von 
der Mehrheit deS Landtages ausgesprochenen Grundsatze der 
unbedingten Notwendigkeit einer Münzregelung treu, doch er- 
klärte sich dieselbe bereit, um den Uebergang von der jetzigen 
in die neue Währung möglichst zu erleichtern, einige Berän- 
derungen im vorgelegten Münzgesetzentwurse zuzugestehen. 
Die Thatsache anerkennend, daß der größte Theil deS Lan- 
beS schon wiederholt sich für Einführung der Goldwährung 
ausgesprochen hat und demnach die Annahme deS neuen Münz- 
Gesetzes in der nächsten LandtagSsitzung keinem Zweifel mehr 
unterliegt, haben die Abgeordneten: Oehri und Kaiser in der 
Heutigen Kommissionssitzung die Erklärung abgegeben, daß sie 
um doch wenigstens Etwas den Wünschen der untern Land- 
fchast entsprechendes zu erringen für daS neue Münzgesetz 
Kimmen werden, wenn 
1. der Einführungstermin der neuen Währung vom i. 
Jänner auf den 1. Februar 1877 verlegt werde. 
2. Artikel 3 des Münzgesetzentwurfs dahin abgeändert 
werde, daß Gelddarlehen, welche im Jahre 1876 auf österr. 
Silberwährüng lautend gemacht wurden, bis zum 16. Juli 
1877 mit öftere. Silbergulden im VoÜwerthe zurückbezahlt 
werden können. 
Um dem neuen Münzgesetze eine möglichst einhellige Zu- 
siimmung zu verschaffen, andern TheilS, um den Wünschen der 
untern Landschaft, so viel als möglich gerecht zu werden, hat 
deshalb Ihre Kommission diesen Compromiß angenommen und 
empfiehlt Ihnen den neuen Münzgesetzentwurf mit den von 
den Abgeordneten Oehri und Kaiser vorgeschlagenen Ab- 
äuderungen einstimmig zur Annahme. 
Vaduz, den 20. Dezember 1876. 
Die Kommission. 
Das Münzgesetz wird sodann mit den von der Kommission 
vorgeschlagenen Abänderungen und in der Fassung, wie das 
selbe in der letzten Nummer der „Liechtenft. Wochenztg." mit- 
getheilt wurde, einstimmig angenommen. 
Hierauf verlangt der fürstl RegierungSkommissär das Wort, 
um die Erklärung abzugeben, daß nach der EommissiönSsitzung 
vom 20. Dez. l. I. die 4 Abgeordneten deS EfchnerbergeS in 
Beisein des fürstl. KassaverwalterS NebeSky ihm mit Hand- 
schlag daS Versprechen abgegeben haben, in der heutigen Land- 
^agSfitzung unter den von der Kommission beantragten Abän- 
Gerungen Gr den Münzgesetzentwurf zu stimmen. 
(Fortsetzung folgt.) 
Vaterländisches. 
Vaduz, den 25. Dez. Nachdem der neue österreichisch- 
liechtensteinische Zoll- und Steuervertrag nun auch vom österr. 
ReichSrath genehmigt worden ist, wurde derselbe heute von der 
fürstl. Regierung durch daS hiesige Landesgesetzblatt veröffentlicht. 
Laduz, 24. Dezember. (DaS Steigen des Silbers.) 
DaS fortgesetzte und in letzter Zeit ganz besonders stark hervor- 
getretene Steigen des Silbers (Londoner Preis 53^ gegen 47 
im Sommer) erregt die umfassendste Aufmerksamkeit aller finan- 
ziellen und volkswirtschaftlichen Kreise. Ziemlich allgemein 
wird bekanntlich das Steigen des Silbers der wesentlich ver- 
stärkten Silberausfuhr nach Indien zugeschrieben. Die Gesammt- 
ausfuhr von Großbritanien betrug, wie der „Economist" in 
einem längeren Artikel nachweist, im November d. I allein 
2,522,000 Pfd. St. gegen 668000 Pfd. St. im November 
1875 In den 11 verflossenen Monaten d. I. wurde für nicht 
weniger als 8,679 000 Pfd. St. nach Indien und China 
verschifft. Während derselben Zeit im Jahr 1875 wurden nur 
3,912 000 Pfd. St. Silber dahin auitzeführt. Der „fficono- 
mist" schreibt jedoch noch außerdem die neue Gestaltung deS 
Marktes der Aenderung der Münzpolitik in der lateinischen 
Union zu. Früher seien diese Staaten eine Art Borrathskammer 
für Gold und Silber gewesen. Fiel das Gold im Preise, so 
schickte man eS nach Frankreich und kaufte Silber dafür, und 
siel daS Silber, so wechselte man in Paris Gold ein. Seit- 
dem nun Frankreich und Belgien die Prägung von Silber- 
thalern eingestellt baben, hat stch die Lage des Marktes voll- 
ständig geändert. Die Edelmetallhändler sind genöthigt selbst 
Borrath zu halten zu einem Preise wie er ihnen gerade an- 
nehmbar erscheint; ihre Mittel sind aber nicht groß gmug um 
sich gegen so große Verkäufe behaupten zu können wie sie fort- 
während von der deutschen Regierung drohen. Bon bestimmen- 
dem Einfluß auf die Steigerung deS SilberpreiseS ist ferner 
die Lage deS amerikanischen Marktes. ES werden neuerdings 
die bisherigen Schätzungen über den Ertrag der Silberminen 
von Nevada als übertrieben bezeichnet und verwirkliche Ertrag 
für das Jahr 1876 nicht höher als zu 2400,000 Unzen Fein- 
filber (eirka 112 Mill. Mark) angenommen. Die durch Eon- 
greßakte auf 1. Jänner 1879 bestimmt zugesicherte Wieder- 
aufnahm« der Baarzahlungen aber wird auf eine Reihe von 
Jahren nicht nur die einheimische Silberproduktion in Anspruch 
nehmen, sondern möglicherweise Nordamerika als Käufer auf 
dem eontinentalen Silbermarkt auftreten lassen. 
Dennoch dürfte stch der gebesserte Stand des Silbers noch 
längere Zeit behaupten, was speziell für die Regulirung bezie 
hungsweise Durchführung unseres neuen MünzgesetzeS sehr 
günstig und werthvoll erscheinen muß. 
Laduz, den 27. Dez. DaS Dezemberheft deS landwirth- 
schaftlichen Vereins M Baiern enthält folgenden allgemeinen 
Bericht über die baierische Landwirthschaft im abgelaufenen Mo- 
nat: „Der November hat winterlich begonnen und mit einem 
wahren FrühlingSwetter geschloffen. Letzteres ist dem Land- 
wirth sehr zu gut gekommen; eS konnte noch eine Menge 
Ackerarbeiten vollendet und für das Frühjahr noch manches 
vorbereitet werden. Wir haben die Ernte als eine Mittelernte 
geschätzt, und zwar als eine gute Mittelernte; eS scheint jedoch, 
daß in einzelnen Gegenden die Erträgnisse sehr gering waren; 
eS liegen unS einige sehr trübe Schilderungen vor. Zu einer 
geringen Getreideernte hat sich eine schlechte Kartoffelernte und 
ein tief eingreifender Futtermangel gesellt. Wir schließen den 
Jahrgang unter dem Eindruck einer ungünstigen Lage der 
Landwirthschaft und ohne große Hoffnung auf baldige bessere 
Zustände. Die Culturkosten sind im Verhältniß zum Preise 
der Produkte zu hoch, obgleich die letzteren nicht niedrig ge- 
nannt werden können. Die Lasten, welche Grund und Boden 
zu tragen haben, sind schwer, und ist eine Erleichterung in der 
nächsten Zukunft nicht abzusehen. Alle Landwirthe versichern 
uns, daß sie mit Defizit abschließen; nur der kleine Mann, 
der sein Feld mit eigener Hand baut, gedeiht noch; er lebt 
aber nicht von der Cultur des Lodens, sondern von der Ar- 
beit. .Wir müssen nach neuen HülsSquellen suchen und die 
vorhandenen zu steigern trachten, um wieder bessere Zustände 
hnbeizuführen. Nicht einzig und allein in politischen und so- 
zialen Reformen dürfen wir unser Heil suchen, sondern in He- 
bung und Förderung deS Betriebs, in Hebung der Produktion."
	        

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