Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1876)

1877 entstandenen RechtStitel in einer ausdrücklich bedungenen 
bestimmten Sorte ausländischer Gold- oder Silbermünzett ge- 
bühren, müssen auch nach dem 1. Febr. 1877 in derselben ge- 
leistet werden. 
A r t. 4. Auf die vorstehende Art sind alle Verbindlich- 
leiten des Staates und alle Leistungen an den Staat, des- 
gleichen alle öffentlichen Fonden oder Anstalten, Gemeinden oder 
anderem moralischen oder physischen Personen gebührenden oder 
von ihnen zu leistenden Zahlungen zu behandeln. 
Art. 5. Diese gesetzlichen Bestimmungen haben aber aus 
die Gelvgebahrung der österr.-liechtensteittischen Zollämter, der 
Tabak- und Pulververschleißer, sernerS auf die VerzehrungSsteuern 
und auf die Art der durch den öfterr.-liechtenst. ZolleinigungS- 
vertrag festgesetzten Bezahlung deS von Oesterreich-Ungarn der 
f. Regierung garantirten MinimalbetrageS, sowie allfälliger an 
den Mehreinnahmen an Zöllen, Steuern und von Monopols- 
gegenständen sich ergebenden Ueberschußantheilen, endlich auf 
daS Postporto und die Telegraphekgebühren keine Anwendung. 
Einen weiteren äußerst wichtigen Gegenstand bildete die 
Berathung über den neuen österreichisch-liechtenst. 
Zoll-und Steuervertrag. Derselbe wurde auf An- 
trüg deS bezüglichen KommifstonSberichteS ebenfalls ein st im- 
ni ig angenommen. Schließlich genehmigte der Landtag noch 
den Staatsvoranschlag für 18?7 und das darauf Bezug neh- 
wende Finanzgesetz. 
(Anmerkung der Redaktion. Unsere Leser erfahren hiemit 
in Kürze die wichtigen Entschließungen der heutigen Landtags- 
Atzung. Ein ausführlicher Bericht, auf dem Lanvtagsprotokoll 
beruhend, wird in den nächsten Nummern nachfolgen.) 
Baduz. (Eingesendet.) Ein großer Theil unserer 
Weinberge in den oberen Lagen ist von Hecken und Gesträuch 
umgeben, was den Vögeln willkommene Statten zum Nisten 
bietet und später denselben, dem Äild und zweifüßigen Nä- 
schern mit Menschengesichtern als erwünschte Schlupfwinkel 
dient, von wo auS in die Reben bequem gedeckte Einfälle ge- 
macht werden können, wenn die Trauben für die Naschbegier 
der Genannten die nöthige Reife erlangt haben. Einsender ist 
zwar ein großer Freund und Beschützer der Vögel, zumal der 
Singvögel und kennt deren Werth und Bedeutung für die 
Landwirtschaft sehr gut, wünscht ste aber doch im Interesse 
der Weinbauer zur Zeit der Traubenreife nicht in so unmittel- 
barer Nähe der Weinberge, ebenso nicht die Hegestätten der 
Vögel, die Gesträuche, die zudem auch zur Verschönerung des 
landschaftlichen BildeS durchaus nichts beitragen; gegentheils 
wünscht er diese Dorngesträuche mit Stumpf und Stiel in 
den Ofen, wo ste besser plazirt wären als auf ihrem dermali- 
gm Standorte; und wenn durch Gegenwärtiges eine Anregung 
dazu gegeben würde, die Sache in die Hand zu nehmen und 
die Ausrodung des Gestrüppes den Winter hindurch zu be» 
Werkstelligen, wäre der Zweck dieser Zeilen erreicht. 
Ausland. 
Deutschland. Im deutschen Reichstage soll gegenwärtig 
mit den Zustizgesetzen daß Reformwerk der deutschen RechtSein- 
heit eingeführt werden. Der Reichstag hat in vielen Punkten 
vollberechtigte Korderungen beschlossen und zwar in vielen Sa- 
chen mit großer Mehrheit. Der ButtdeSrach will aber nicht 
- darauf eingehen und versucht seine Beschlüsse in Form eines 
Ausgleiches und unter dem schön öfters dagewesenen Hochdrucke 
auf die nationalliberale Partei durchzudrucken. ES ist dieS, 
wie selbst nationalliberale Blätter gestehen, ein wenig erheben 
des Schauspiel. Daß die Volksvertretung aus diesen Kämpfen 
in ihrem Ansehen nicht gestärkt hervorgeht, ist nicht Minder 
stcher, als daß die Achtung vor den konstitutionellen Ginrich- 
tungen des Reiches durch solche Mißerfolge gewissenhafter nnd 
ausdauernder parlamentarischer Arbeit nicht erhöht wird. 
Die Dinge im Orient ffnd momentan etwas ruhiger, 
man hört sogar „Friedensschalmeien", man schreibt von Hr 
„Harmonie" auf der Konferenz in Konstantinopel. ES stellt 
sich aber heraus, daß die Verhandlungen aus der Konferenz 
noch immer „einen allgemeinen Charakter bewahren" und sst 
daher mit Recht besorgt, daß, sobald die Aufrichtung deS Frie 
dens- und Reformwerkes praktisch angegriffen wird, die Ge- 
gensätze, die unter der scheinbaren glatten Oberfläche in un- 
ausgeglichener Schärfe schlummern, mit elementarer Gewalt 
wieder hervorbrechen werden. Die FriedenSauSkchten ffnd also 
auch jetzt durchaus nicht hoffnungsvoll und auf dem kommen 
den Jahre laM ein schwerer Alp. Wir in Liechtenstein find 
freilich fem vom Schuß und haben Gott sei Dank mit unsern 
Rheinsoldaten nur den Rhein zu bekriegen; aber doch werden 
auch wir von der allgemeinen GeschäftSstockung und dem Dar^ 
niederliegen alles Unternehmungsgeistes, Erscheinungen, die jä 
bereits schon seit geraumer Zeit zu Tage treten, nachtheilige 
Folgen zu verspüren bekommen. 
Nach Korrespondenzen von der russischen Grenze an die 
allgemeine Zeitung stftd eben die enorm großen und bei den 
ungünstigen territorialen und klimatischen Ursachen schwierigen 
militärischen Arbeiten zum „Losschlagen" noch nicht vollendet, 
und demnach kann man dem Scheine der russischen Nachgiebig- 
keit bei den Konferenzverhandlungen nur insoweit trauen, als 
sich dieselbe eben auS der Notwendigkeit noch Zeit zu gewm- 
nen erklärt. Nach neuester Mittheilung ist der zu Reformen 
und Verbesserungen sehr geneigte Midhat Pascha in Konstant 
tinopel zum Großwessier ernannt worden. Doch dürften die 
hierauf stch stützenden FriedenSHoffnungen in Hinblick auf Ruß- 
land zu weit gehen. 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Gchädler. 
Für die bekannte 
Alachs-, Hanf-, Wergspinnerei, 
Weberei, Zwirnerei $c Bleicherei 
in Baumenheim (bayer. Bahnstation), 
prämiirt auf de« Ausstellungen München 1868,1871, 
1872, 1874, ttlnt 1871, Wie« 1873 
nehmen Flachs, Hanf und Abwerg fortwährend zum 
Lohnverspinnen, Weben, Zwirnen und Bleichen au: 
Herr Anton Real in Triefen. 
„ Felix Real in Vaduz. 
Schnellste und beste Bedienung wird zugesichert. 
Die Eisenbahnfrachten hin und zurück bezahlt bei größeren 
Sendungen die Spinnerei. ^ 
Thermometerftalch nach Reaumnr in Baduz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
tSUhr 
ÄbendS 
6 Uhr 
Witterung. 
Dez. 13.1 — 1 
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Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
23. Dezember Silber 114.60 
20-Frankenstücke 1004 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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