Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1876)

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Jahren in die Schweiz. Gegen ihren Willen, wie vorhandene 
Briefe von ihr sagen, wurde sie verheirathet. Obwohl ihr Ge- 
mahl, wie sie ebenfalls gesteht, sie gut behandelte, kannte sie 
keine Liebe zu ihm, sie haßte die Schweiz und sehnte sich nach 
Amerika und nach einem andern Gefährten. Die Unglückliche 
hatte ein weiches Gemüth, das ebenfalls an großer Ueberreizt-- 
heit trank war. Es ist n-cht wahr, daß die beiden schon län 
ger ein LiebeSverhältniß gepflegt haben. Die ersten Schritte 
hiezu geschahen erst am 21. Oktober abhm. An diesem Tage 
nämlich erhielt Z. Egger einen Brief, unterzeichnet Max Ema- 
nuel und begleitet von einem Theaterbillet. Der Briesfchreiber 
versichert den Adressaten seiner Freundschaft und bittet ihn, da S 
Billet zu benüyen. Egger konnte den Ursprung der Sendung 
nicht enträthseln. Am 22. Oktober folgte ein gleicher anony» 
wer Brief mit gleicher Beilage, nur war dieser Brief viel über- 
schwenglicher alS der erste. Eine dritte ähnliche Sendung, 
immer anonym, langte am 25. Oktober an. DaS Gleiche geschah 
am 27. Oktober. Durch diese räthselhafte Korrespondenz über 
deren Ursprung der junge Mann keine Ahnung hatte, kam er 
in die größte GemüthSerregung. Da, eS war am Sonntag 
den 29. Oktober Mittags, ging er beim Theater vorbei, um 
vielleicht beim Billetverkauf diejenige Person wahrzunehmen, 
welche ihm die Geschenke verschafft hatte. Sein Zweck wurde 
nicht erreicht, er wiederholte den Versuch am Montag, jetzt 
wurde feine Erwartung erfüllt. Denn Marzelline F war da 
und gab ihm zu verstehen, daß sie Max Cmanuel sei. Egger 
war höchst, erstaunt, denn, obwohl ihr Nachbar, Hatte er Mfr 
dahin keine Gedanken an sie. Der ganze fernere Berkehr der 
beiden Unglücklichen bestand in drei ferneren Briefen von ihr 
und zwei solchen von ihm, welche alle eine fast widerliche 
Ueberfchwenglichkeit in der Versicherung der Liebe an den Tag 
legen. Außerdem sahen sie sich einmal Mittwoch den 1. Ro^ 
vember. An diesem Tage kam Marzelline F. unter nichtigem. 
Vorwanve in unser HauS auf Besuch. Der Besuch dauerte 
ungefähr eine Stunde und da die andern keine Ahnung über 
das Verhältnis der Beiden hatten, wurde das Gespräch über 
ganz fremde Dinge geführt. 
Bei dm Beiden war inzwischen die Sachlage eine andere 
geworden. Sie sprachen in den Briefen von den intimsten 
Verhältnissen, in denen sie stehen, von der Aussichtslosigkeit 
einer Verbindung, von Träumen und amerikanischer Freiheit 
Marzelline F. fügte bei, daß sie am Freitag ihrem Gatten die 
Trennung der Ehe und die Rückreise nach Amerika vorschlagen 
werde. Wenn er nicht einwillige, so werde sie sich daS Leben 
nehmen und für ihn sterben AlS sie auf dem Nachmittags 
3 Uhr ausgemachten Rendezvous nicht erschien, glaubte Egger 
sie AbendS todt und dieser Brief und dieser Glaube muß seine 
Seele mit unnennbaren Schmerzen erfüllt haben und war die 
Veranlassung der unglücklichen Tbaten (Schluß folgt ) 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vi-. Rudolf Schädler^ 
Schieitheim. 
Kanton Schaphausen, badische «Station Stühlingen. 
Wir empfehlen uns zum Verspinnen von Hanf, Flachs und Abwerg imLohne unter Zusicherung gewissen- 
hafter und billigster Bedienung. Agenten in Sullett: Wittwe Tiner, Handlung. Sevelen: Eggenberger, Färber» 
Trübbach: Kuhn, Handlung. Maienfeld: A. Möhr, Handlung. Ferner ertheilen nähere Auskunft und nehmen Sen- 
düngen entgegen in Vaduz: Seger Handlung. Eschen: Landrath Oehri. Gamprin: Gebrüder Rascher, Wirtschaft. 
Denzler: Ruoß & Co. 
Für die bekannte 
Flachs-, Hanf-, Wergspinnerei, 
Weberei, Iwirnerei & Bleicherei 
in Bäumenheim (bayer. Bahnstation), 
Krämiirt auf de» A«sstell«»ge» Miinchen 1868,1871, 
1872, 1874, Ulm 1871, Wie» 1873 
nehmen Flachs, Hanf und Abwerg fortwährend zum 
Lohnverspinnen, Weben, Zwirnen und Bleichen an: 
Herr Anton Real in Triesen. 
„ Felix Real in Vad uz. 
Schnellste und beste Bedienung wnd zugesicheit. 
Die Eisenbahnfrachten hin und zurück bezahlt bci größeren 
Sendungen die Spinnerei. 
Die Versteigerung wird um benannten Tage in der Wirth- 
schast zum Schwert in Ruggell abgehalten, nähere Auskunft 
wird am Ganttage ertheilt. 
Pachtluftige werden hiemit bestens eingeladen zu der Ver- 
fteigerung zu erscheinen. 
Im Austrage des Gemeinderaths: 
Ruggell, den 20 November 1876. 
Rudolf Oehri, Vorsteher. 
Thermometerstand nach Reanmnr in Vaduz. 
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Mühlpacht-Steigernng. 
Die Gemeinde Ruggell gibt Donnerstag den 21. De 
zember l I. die vor einigen Jahren neuerbaute Frucht-Mühle 
mit zwei Mahlgängen, Rölle, Hanfreibe, Bretter- und Zirkular- 
Sage sammt 4 geräumigen Wohnzimmern und circa 1000 
Klafter Wies- und Streuboden auf dem Wege der Versteige- 
rung für 4 nach einander folgende Jahre gegen eine Kaution 
von 500 ff. ö. W. und Vorauszahlung eines vierteljährigen 
Pachtzinses in Pacht. 
Der Antritt deS PachtübernehmerS kann am 1. Jänner 
1877 geschehen. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
Nov. 15 
+ % 
+ 6% 
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+ 2*/ 4 
+ 6% 
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Telegrafischer Kursbericht von Wie«. 
22. Nsvemb. Silber. . . . 112.60 
20-Frankenstücke 1010 
Druck von Heinrich Graff in Feldtirch.
	        

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