Liechtensteinische
Vierter Jahrgang.
Vaduz, Freitag
Nr. 47.
den 24. November 1876
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Irländisches.
Vaduz, hgiftfti abgehaltene Earganser
imm«r einer der größten in weiter
Umgegend, war trotz der wjvwlichen Witterung stark mit Vieh
besetzt; eS mögen gegen 2500 Stück aufgestellt gewesen lein.
Der Kauf ging in allerlei Waare, geringerer und besserer
Qualität, sehr lebhast, wobei sich besonders die welschen Händ-
ler beteiligten, die sich gewöhnlich nicht wählerisch zeigen und
immer gerne gesehen werden. Die Preise standen entschieden
höher als an den vorangegangenen hiesigen und andern Märk»
ten des Bezirks; sie befriedigten Manche sogar besser, als die-
jenigen deS BorjahrS und können als gute Mittelpreise bezeich-
net werden. Wenn diese Preise noch einige Zeit sich halten, so
haben sich die Viehbesiüer nicht zu beklagen (Tagbl.)
Triefen, 22. Nov. (Eingesendet) In Anbetracht, daß in
unserm Ländchen schon seit vielen Iahren an der Verschöne-
rung und Verbesserung deS ViehstandeS gearbeitet wird und
für diesen Zweck von jeder Gemeinde schon viel geopfert wurde,
kommt eS unS hier in Triefen eigenthümlich vor, daß in un-
serer Gemeinde Zuchtstiere stehen, die von keiner Kommission
angenommen sind. Dieselben sind für den ZüchtungSzweck so
wenig geeignet, daß wir für unfern Biehstand Schaden hatten,
wenn sie auch angenommen würden.
Feldlirch, 20 Nov. (Wahl des Gemeinde-Vor-
standeS) In öffentlicher Sitzung des Gemeinde-Ausschusses
wurde heute unter dem Vorsitze des Alterspräsidenten Herrn
Karl Ganahl die Wahl veS Bürgermeisters lind der 4 Ma-
gistratSräthe vorgenommen. Zum Bürgermeister wurde mit 23
von 24 Stimmen gewählt der bisherige Bürgermeister Herr
v. Tschavoll. Für daS ihm entgegengebrachte Vertrauen dan-
kend, erklärte er unter Beifall, der Versammlung die Wahl an-
zunehmen, und betonte, daß er so weit eS in seinen Kräften
stehe, daS Jntensse seiner Vaterstadt wahren und fördern werde,
dazu bedürfe er aber der kräftigen Unterstützung der Gemeinde-
Vertretung, auf die er sicher rechne; dann könne man hoff-
nungsvoll der nächsten AmtSperiode entgegen gehen.
Als MagistratSrathe wurden gewählt die Herren: Josef
Waibl mit 23 Stimn.en, Dr. Beck mit 22, Johann Längle
mit 21 und Johann Rederer mit 20; da Herr Längle auS
gesetzlichen Gründen die Annahme der Wahl ablehnte, so wurde
eine Neuwahl vorgenommen, bei welcher Herr Leopold v. Für-
tenbach aus der Urne hervorging. Herr v. Furtenbach wollte
ebenfalls ablehnen, doch wurden seine AblehnungSgründe von
der Versammlung fast mit Einhelligkeit verworfen, er erscheint
also zum Magistratsrath erwählt. Sofort nach vollzogener
Wahl wurde dem neugewählten Gemeindevorstande vom Herrn
Bezirkshauptmann Neuner das feierliche Gelöbniß abgenommen.
(Feldk. Ztg.)
Ausland.
Deutschland. An die jüngsten Worte deS russischen Kai-
ferS: „Wünschen wir dem Oberstkommandirenden den besten
Erfolg" anknüpfend, wahrt die „Kölnische Zeitung" den deut-
schen Standpunkt in passender '^'eise. Dieselbe schreibt:
„Wer kriegerische Erfolge wünscht, muß auch den Krieg
wünschen, und so ist eS gewiß eine eigenthümliche Weise, auf
welche der Kaiser von Rußland seine vielgerühmte Friedensliebe
kundgegeben hat. Nehmen wir hinzu, daß der Kaiser in MoS-
kau schon erklärt hat: er werde, wenn er auch seinen Ge-
sandten an der Conferenz teilnehmen lasse, doch nötigenfalls
selbständig vorgehen, um sich von der Türkei die nöthigen Ga-
rantien für die Verbesserung der Lage der Christen zu verschaf-
fen, so bildet daS alles ein Verfahren, wie eS feit den Zeiten
Napoleons I. in Europa nicht vorgekommen ist. Man könnte
glauben, seine Prophezeiung von der kosakischen Zukunft Eu-
ropaS sei schon in Erfüllung gegangen. Rußland kehrt zurück
zu der Forderung einer Besetzung türkischer Provinzen, die eS
schon vor einem Jahr unterderhand betrieb, so daß die vielbe
sprochenen bulgarischen Gräuel unmöglich zur AuSrede für feine
längst vorher gefaßten Pläne dienen können. Oesterreich h^t
die Aufforderung zu einer gemeinschaftlichen Occupatio» wie-
Verholt zurückgewiesen, und England den Gedanken ebenfalls
als vertragswidrig abgelehnt, während die Türkei ihn mit Ent-
rüstung alS gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung zurück-
weiöt. Aber Rußland geht über solche Widersprüche einfach
hinweg, und das gewaltige „Dem sei also!" deS russischen
Selbstherrschers soll schon für ganz Europa gelten. Und wir?
Ist renn überhaupt von uns noch die Rede? Was für solche stolze
Worte haben wir ehedem gemacht von dem Einfluß den das
geeinigte Deutschland ausüben sollte! Noch ehe es ein Deutsches
Reich gab, hörten wir auS dem Munde Friedrich Wilhelms
IV. daß Oesterreich und Preußen, mit einander verbündet, statt
genug waren den Frieden der Welt unblutig zu erzwingen.
Und unser vortrefflicher Moltke erklärte: DaS Deutsche Reich
sei machtig genug nicht bloß den Frieden für sich selbst zu be-
wahren, sondern ihn auch der übrigen Welt aufzuerlegen. Wir
wissen freilich nicht waS Deutschland im stillen thut um den
Frieden der Welt zu erhalten; aber eS scheint nicht daß seine
Bemühungen bis jetzt von guten Erfolgen begleitet gewesen
sind. Man versichert unS zwar noch jetzt: daS Drei-Kaifer-
Bündniß bestehe unerschüttert fort, die Konferenz werde zu
Stande kommen und sei nicht aussichtslos. Wenn Rußland
zum Krieg rüste, so wolle eS der Türkei nur Ernst zeigen um
sie zur Nachgiebigkeit zu bewegen. Auch der engl sche erste
Minister soll nur deshalb eine kriegerische Sprache geführt und
von einem zweiten und dritten Feldzug gesprochen haben zu
dem England (und Rußland nicht!) die Mittel besitze um Eng-