Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1876)

— 178 
mtc Tschernajeff» zersprengten. Der Weg inS Herz d-S Lan- > m«nt mit Hinterlassung ihres Privateigen,humS die Stadl verlassen, 
de« und nach Belgrad war ihnen somit ge»ffn«t. Da «schien Der erste welcher Alexinatz betrat, war der CavalleriemajorMufta- 
auf einmal wie ein Blitz aus Heilerin Himmel das russische ph«. Heute RachtS hörte man von den Morawa-Dekleen heftige» 
Ultimatüm,^welche» der Türkei eine 24stundige Frist zu dem Geschützfeuer und Sieingewehr. Geknatter. Die Stellung vor 
M Rußland vorgeschlagenen Waffenstillstände stellte. Rußland Alexinatz gegen Westen ist ebenfalls von den Türken besetzt, 
das in Serbien mit seinen Freiwilligen und Offizieren von den Da» Hauptquartier wird heute hieh.r verlegt So eben wurde 
Türken gründlich auf's Haupt geschlagen war, mußte fem Deligrad von den Serben geräumt und von einem türkischen 
Prestige wieder herstellen. Ob ihm dasselbe durch das gestellt« Kavallerieregiment besetzt. 
Ultimatum gelungen ist wird allseitig mit Recht bezweifelt, 
vielmehr steh» eS au», als ob Rußland in militärischer und Rumänien. Nicht weniger Jntereffe bietend alS die 
diplomatischer Hinstcht eine gründliche Nieverlage erlitten h.u, deutsche Thronrede ist jene mit welcher der Fürst von Rumä- 
wenn schon die Türkei aus den russischen Waffenstillstands»»» »ien die rumänische Sammer eröffnet hat. Die Rede lautet 
schlag eingegangen ist. übersetzt: 
lieber die letzten Ereignisse auf dem Kriegsschauplatz« wird „Meine HH. Senatoren I Meine HH. Abgeordneten! 
der Time« vom 30. Okt. auS Belgrad geschrirben: Bei der Rothwendigkeit, welche daS Lan» empfindet einen Tag 
„DschuniS, der Schlüssel der serbischen Stellung, ist ge- früh«r vi« Arbeit der Reformen und Verbesserungen beendet zu 
stern Nachmittags um '1% Uhr gefallen. Di« Türken began- sehen, welche sie mit berechtigter Ungeduld erwartet, und an» 
nen ihren Angriff auf dasselbe am Morgen und nach einem gesichtS der ernsten Umstände, in welchen wir unS, mitten in 
Heftigen Kampfe, in welchem »er Verlust der russischen Frei- den Ereignissen, welche sich rings um unS entwickeln, befinden, 
Willigen sehr groß war, war die russisch-serbische Armee gesprengt habe ich den Entschluß gefaßt den durch die Verfassung ge. 
Tschernajeff zog sich auf Raschanj zurück und Horivatowiisch botenen Zeitpunkt für die Einberufung der gesetzgebenden Kör« 
auf Etuetzi und Sruschewatz. AlS Tschernajeff während der per vorzurücken und sie zu außerordentlicher Session einzuberufen. 
Rächt fand daß die Türke» nicht in Deligrad eingerückt seien, Unsere Beziehungen zu den auswärtigen Mächten ftnd die 
kehrte er zu diesem Platze zurück. Dieser Schlag muß entschei- besten. Wir empfangen von Seite aller garantirenden Mächte 
dend sein. Rur Rußland kann den Marsch, der Türken auf Ermuthungen (eneoursxemeiits) zur Aufrechthaltung unserer 
die Stadt (Belgrad) aufhalten wenn eS dieß will, und selbst Neutralität — einer Haltung, welche meine Regierung seit dem 
wenn eS kein« Zeit verliert wird Rußland zu spät daran sein Anfang?, der Sümpfe beobachtet hat die auf der Balkan-Halb« 
ihr Borrück«n aufzuhalttn. Di« serbischen Milizen haben erklärt infel ausgebrochen sind. Selbst die hohe Pforte scheint bereits 
daß sie nicht fechten wollen. Gestern haben sie eine Art De- mehr geneigt zu lein die Gerechtigkeit unserer Forderungen an« 
monstralion gemacht, erklärend daß sie unter russischen Offi- zuerkennen. Wir können bestätigen, daß wir jeden Tag die 
zieren nicht fechten wollen. ES besteht keine Täuschung mehr, besten Beweise von Gefühlen deS Wohlwollens empfangen, von 
Serbien liegt jetzt zu den Füßen Rußlands oder steht in der welchen die Großmächte Europa'S hinsichtlich Rumäniens be- 
Gnade der Türken. Groß war letzte Nacht die Bestürzung im seelt sind. Somit sind wir, Dank der klugen und festen Rich- 
K-nat alS um g Uhr ein Telegramm dem Fürsten meldete tung, welche die nationale Repräsentation meiner Regierung 
daß Tschernajeff auf Raschanj zuiückgeworfen und Dschunis gegeben hat, zu der Hoffnung berechtigt, daß, wenn Rumänien 
genommen sei. Se. Hoheit sandle sofort nach Hrn. «arzow, »on Gefahren bedroht werden sollte, welche über seine Kräfte 
dem diplomatischen Agenten Rußlands, und versammelle den gehen, der mächtige Schild des garantirenden Europa uns 
Ministerrath. Die Berathung dauerte bis 3 Uhr Morgens, nicht fehlen würde, um unsere territoriale Integrität und un- 
Während deS Ministerraths wurde, wie ich glaube, eine De« sere nationalen Rechte zu vertheivigen. Indessen haben wir 
pesche nach Livadia gesandt, welche daS Ansuchen enthielt. Ge. die volle Ueberzeugung, daß schon die nächste Zukunft dem 
neral Jgnatieff möge von RuSland angewiesen werden beider Orient die Ruhe geben wird. Dank den Anstrengungen aller 
Pforte auf einen sechswöchigen Waffenstillstand zu dringen, europäischen Mächte zur Verbesserung deS Schicksais der christ- 
Ferner wurde beschlossen, daß der Fürst inS Lager abgehen lichen Völker. M. HH. Senatoren! M. HH. Abgeordneten! 
und so schnell dahin eilen solle alS ihn Postpferde fahren könne». Diese Session wird in wenigen Tagen die ordentliche Session 
Alle in Belgrad befindlichen Offiziere wurden aus dem Schlafe des Jahres berühren. Die Budgets deS nächsten JahreS 1877 
geweckt und angewiesen sich in wenigen Minuten berei zu werden Zbnen unmittelbar vorgelegt werden. Dieselben wer« 
machen. Der Fürst reiste zwischen 6 und 7 Uhr ab. Der Zweck de» von Veränderungen begleitet sein , welche i» die organi« 
der Reise deS Fürsten ist dieserbischen Milizen womöglich zusammen, schen Gesetz« deS öffentlichen Dienstes einzuführen sind, und 
zuhalten. SS ist jedoch nicht wahrscheinlich daß ihm dieß gelingen welche Reduktionen enthalten die unsere finanzielle Lage alS 
werde. Die alten Vorderladergewehre welche die meisten Miliz- nothwendig erscheinen läßt. Diese gesetzlichen Abänderungen 
männer tragen, sind von der Bajonnetspitze bis zum Schaft müssen volirt werden bevor das Jahr 1877 begonnen hat, 
rostig weil sie nicht gereinigt werden, und sie selbst sind in I damit sie Nutzen stiften können, sie werden somit auch dem 
einem kläglichen Zustand der Schwäche in Folge des schlim- Votum unv der Berathung für die Budgets des JahreS 1878 
wen WetlerS, ungenügender Nahrung und spärlicher Kleidung. J ur Unterlage dienen. Die andern Gesetzentwürse, wie derjenige 
Die Tscherkessen sprengten von DschuniS in der Richtung auf Leistungen bezüglich unserer Straßen, derjenige der Umän» 
Raschanj vor und brannten einige Dörfer hinter Paratfchin derung der Kopfsteuer und derjenige der Reform der Departe» 
und bis zu Tfchuprija nieder. Die Bestürzung ist allgemein." mental- und der Communalgesetze. werden ebenfalls Ihre ern« 
steste Aufmerksamkeit erfordern. Der letzlere Entwurf wird den 
AuS Alexinatz wird vom 1. Rov. geschrieben: Gestern gesetzgebenden Körpern als eine unaufschiebbare Reform em« 
Abends rückten Theile der Division Fazli. und Suleiman pfohlen, damit dem Lande die Wohlthaten des Prinzips der 
Pascha in Alexinatz ein. Die Truppen mußten die Morawa administrativen Decentralisation gesichert werden, ohne welche» 
durchwaten. Alexinatz hat durch daS neue Bombardement we- eS schwer ist ein- für allemal jene kommunale Autonomie her« 
nig, die Befestigungen dagegen sehr viel gelitten. Von den zustellen welche durch die Verfassung feierlich gewährleistet ist. 
Einwohnern blieben etwa 50 Frauen und Kinder zurück, welche Die Schwierigkeiten der Lage sind groß und zahlreich; gleich, 
die rücksichtsvollste Behandlung erfuhren. Die Brücke von Ale« > wohl zweifle ich nicht daß die Rumänen sie heute, wie früher, 
xinatz war verbrannt. Kanonen blieben keine, von KriegSgeräthen durch ihr- Einigkeit und ihre Vaterlandsliebe zu überwinde» 
dagegen Munition Gewehr« und Wagen zurück. Die Einwohner wissen werden. Somit mögen Ihre Arbeiten gesegnet fein, 
hatten, nach Aussage der Zurückgebliebenen, erst im letzten Mo« Gez. Carol. Gegengezeichnet von sämmtlichen Ministern."
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.