gen, welche man zu unterstützen im Auge hat, nutzlos machen.
Zugleich ist die kaiserliche Regierung überzeugt, daß die ver
mittelnden Mächte, indem sie den beiden Fürstentümern die
Nothwendigkeit zum Bewußtsein bringen werden, in Zukunft die
vom Waffenstillstand auferlegten Pflichten gewissenhaft zu ach-
ten, dieselben von jedem Versuche abhalten werden, welcher die
Wirkung hätte die aufständischen Bewegungen der Gränzpro-
vinzen unmittelbar oder mittelbar zu ermuthigen und den Auf-
ständischen Waffen zu liefern. Indem die Pforte in dieser
Weise ihren Gedanken präzisirt, hofft sie den vermittelnden
Mächten einen weiteren Beweis ihres Wunsches zu liefern den
Waffenstillstand, den sie angenommen hat, mit allen Bürg-
schaften zu umgeben die für die Verwirklichung der freundschaft
lichen Absichten, welche die Forderung desselben entschieden ha-
ben, unerläßlich sind. Sie bewahrt die Zuversicht, daß die
Mächte sich stets von denselben Gesinnungen warmer Rücksicht
(sollicitude) für alles waS die Ehre, die Würde und Unab-
Hängigkeit deS Reiches betrifft, beseelen lassen und alleS beiseite
setzen werden waS dem so aufrichtig gewünschten Werk endgül-
liger Friedensstiftung Hindernisse bereiten könnte."
* Aus Barna, 14. Okt. wird der „Pol. Corr." berich-
tet: Den 'Truppensendungen aus Konstantinopel wurde seit
einigen Tagen eine geänderte Richtung gegeben. Anstatt nach
der unteren Donau wird alles donauaufwärtS dirigirt. Bon
Sulina bis Rustschuk wird ein starker Truppencordon gezogen.
Ganz besondere Aufmerksamkeit wird den befestigten Punkten
Tultfcha, Jsaktscha und Silistu'a gewidmet. WaS die letztge-
nannte Festung betrifft, die schon so oft eine wichtige Rolle
gespielt, so wird seit einigen Wochen an deren Ausrüstung ge-
arbeitet. Dieselbe hat in der letzten Zeit neue detaschirte FortS
und Erdwerke erhalten, die deren Widerstandsfähigkeit bedeu-
tend erhöhen. Auch auf Schumla konzentrirt sich die Sorge
der KriegSverwaltung. Daselbst ist ein befestigtes Lager für
40.000 Mann errichtet worden. Schumla soll zu einem Pivot
für eventuelle Operationen gemacht werden , und es werden
daher hier große Waffen- undMunitionSvorräthe aufgehäuft Auch
ein Artillerie-Park wird dieser Tage auS Konstantinopel er-
wartet. ES wird behauptet Abdul Kerim Pasta werde daS
Kommando der Donau-Armee übernehmen nnd sein Haupt
quartier vorläufig in Schumla aufschlagen. An seiner Stelle
soll Achmed Eyub Pascha den Oberbefehl über die Armee von
Nisch übernehmen. Zwar erheben sich sehr viele Stimmen
welche die Fähigkeiten dieses rangältesten Generals der oSma-
nischen Armee in Zweifel ziehen; trotzdem könnte er nicht Prä-
terirt werden. Für die nächsten Wochen ist das Eintreffen ei-
ner Truppenmacht von nicht weniger als 140.000 Mann an-
gesagt. Kleinasien allein soll diese Zahl liefern. Man versichert:
die Regierung werde zum erstenmal seit der Einführung des
neuen Militär - Statuts dessen Bestimmungen durchführen.
Nach demselben sollen die Wehrkräfte deS Reiches in außeror«
deutlichen Zeiten 970.000 Mann betragen, wovon 570 000
Mann auf die NizamS entfallen sollen. Bis jetzt befindet sich
nur etwa die Hälfte dieser Zahl unter den Fahnen. Die Pforte
würde daher, nach den Aussprüchen der türkischen General-
stabSoffiziere, die sich eben hier aufhalten, mehr als eine Vier-
telmillion Soldaten im Äothfall an die Donaugrenze werfen
können. Dieß ist nun allerdings leichter gesagt als gethan, in-
dem einmal die Organisirung dieser Kräfte schwierig ist, und
für ein so gewaltiges Truppenaufgebot die erforderliche An-
zahl von Offizieren nicht leicht aufzubringen ist. Auch mit der
furchtbaren Leere des Staatsschatzes ist bei der Durchführung
dieses Planes stark zu rechnen.
Rußland. lieber die militärischen Dispositionen für den
türkischen Feldzug und über die ungünstige Finanzlage wird
der Berliner „Post" aus St. Petersburg, 20. Okt., geschrie-
ben: Nach den neuesten Dispositionen sollen drei Heere ge-
bildet werden. DaS eine, 120,000 Mann, unter dem Kom
mando deS Großfürsten Nikolai, soll in Bulgarien einrücken
und die türkischen Donau-Festungen cerniren. DaS zweite,
340,000 Mann, unter dem Großfürsten-Thronfolger, wird
von der türkischen Gränze bis nach Süd-Polen aufgestellt wer-
den, und das dritte, 240,000 Mann, unter General LoriS-
Melichoff, soll in die asiatischen Provinzen der Türkei ein-
dringen. Die Kosaken bilden ihre Reserveregimenter. Große
Vorräthe an Halbpelzen, warmen Stiefeln zc. für einen Win-
terfeldzug sind bereit. Der Geist der Truppen ist vortreffllich.
Kein Mann, kein Offizier will bei den ReserveBataillonen zu-
rückbleiben. Aber leider, je größer der Enthusiasmus, desto
größer auch der Mangel an Geld. Der Finanzminister Hr.
v. Reutern reist heute von Livadia ab und wird am Sonn-
tag hier erwartet. Jetzt begreift man recht wie seine Verwal-
tung üble Früchte getragen hat, denn der Staatsschatz enthält
nur 170 Millionen in Golt und Silber, welche den bedeuten-
den Betrag deS Papiergeldes decken sollen. Heut ist der EourS
auf der Börse in bedenklicher Weise gesunken. Werden diese
Zustände zu einem Wechsel im Ministerium führen?
Bom Kriegsschauplatz.
In den letzten Tagen ist im Morawa-, bezw. Dschunischa-
Thal, wieder lebhaft gekämpft worden; die Offensive ging von
der Türkei auS. Die „Deutsche Ztg " berichtet darüber: „Nicht
Tschernajeff ist eS der die Offensive nach dem Abzüge der Di-
Vision Fazly Pascha'S wieder ergriffen hat, sondern Ejub Pa-
scha that dieß am 19. d., und nicht die Serben scheinen jetzt
die numerisch Stärkeren zu sein, sondern die Türken, die neuer-
dingS bedeutende Verstärkungen erhalten haben, wenngleich
nicht gesagt wird woher; denn sie treten den Gerben überall
mit Uebermacht entgegen, und scheinen auch ihre Erfolge auS-
nützen zu wollen. Am 19. d. griffen, Wie wir bereits berichtet
haben, Ejub und Ali Saib Pascha Horwatowitsch in seinen
den Rücken der Türken bedrohenden Stellungen an und war-
fen seine drei Brigaden nach Kavnik zurück. Die vier serbi
schen Brigaden, welche erst um 4 Uhr Nachmittags als Ver-
stärkung auf dem Kampfplatz anlangten, kamen zu spät um
dem Tag eine für die Serben günstige Wendung zu geben.
Der Hauptangriff erfolgte, wie wir eS vermuthet hatten, mit
dem Hauptgewicht gegen Dschunisch, wahrend in der Front
nur e'n Geschützkampf stattfand. Am 20. d. wiederholten die
Türken, wie uns heut unser Spezialkorrespondent auS Parat-
schin meldet, mit noch größerer Erbitterung den Angriff gegen
die serbischen Stellungen (wahrscheinlich eine Zwischenstellung) bei
Krevet, zwischen Schiljegowatsch und Kavnik, in der Absicht
Horwatowitsch vom GroS zu trennen und ihn westwärts ab-
zudrängen. ES soll ihnen dieß nicht gelungen sein, sondern
die Serben sollen ihre Stellung bei Krevet (Abends 7 Uhr)
behalten haben. Die Verluste an diesem Tag werden beider-
seitS als sehr große bezeichnet.
Am 21. d. M. aber griffen die Türken neuerdings die
Stellung von Krevet an, während von Pritlowitsch auö Ale-
xinatz bombardirt wurde. Ueber den Ausgang dieses Gefechts-
tageS wird uns leider noch nichts gemeldet. Während uns un-
ser sehr gut informirter Spezialkorrespondent das Gefecht vom
19 d. als das erste von Bedeutung nach den am 23. und
30. September vorgefallenen bezeichnet, erhalten wir heute aus
Pescanitza, dem türkischen Hauptquartier, ein vom 18. Oktober
datirteS Telegramm, welches von einem an diesen^ Tage vor-
gefallenen Gefechte zwischen Trubarevo und Dschunisch spricht,
in Folge dessen die Serben mit einem Verlust von 5000 Tod-
ten und Verwundeten in die westlichen Wälder geworfen und
gleichzeitig die rechtsseitigen von den Serben besetzten Lehnen
deS Morawa-ThaleS von diesen gesäubert worden seien. Die
Fassung deS Telegramms vom !9. d. auS Paratschin läßt
allerdings einiges an Deutlichkeit zu wünschen übrig. ES heißt
da: Horwatowitsch habe sich, da er keine Hülfe bekommen,