Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1876)

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besseres als eine ähnliche Neutralität, wie fte Rußland 1866 
und 1870 beobachtet habe, erwarten dürfen. Indessen habe 
Rußland auch die deutsche Hülfe nicht sonderlich nöthig, eS 
könne getrost für seine gerechte Sache in den Kampf gehen. 
Eine sehr wirksame Unterstützung Werve Rußland an den Sym 
pathien finden , welche innerhalb der österreichischen Armee (!) 
hei deren zahlreichen slavischen den Magyaren und Deutsch- 
Oesterreichern abgeneigten Elementen für die balkanischen Brü« 
der herrschen; solche Soldaten seien eine schlechte Stütze in 
einem Kriege für welchen Rußland keinen günstigeren Moment 
als den gegenwärtigen finden könne. 
Türkei. Ein Ereigniß von besonders großer Bedeutung 
ist der Beschluß der türkischen Regierung, die FriedenSbedingun- 
gen, welche ihr die europäischen Regierungen auf Borschlag Eng- 
lands zur Annahme empfohlen haben, nicht anzunehmen. Die 
englisch-russischen Friedensvorschläge, welche Sir H. Elliot am 
25. d. M. zur Kenntniß der Pforte brachte, sind zuerst nur 
in einer JnstrultionSdepesche forumlirt, welche die Signatur 
Lord Derby'S trägt und in einem ziemlich getreuen Auszug 
aus dem englischen Original folgendermaßen lautet: 
„Die türkischen FriedenSpunklationen erscheinen unzulässig, 
daher wollen Sie als BafiS einer Vereinbarung folgendes vor- 
schlagen: 1) Den veränderten «latus quo für Serbien und Mon 
tenegro. 2) Gleichzeitig unterzeichnet die Pforte ein zwischen 
ihr und den sechs Mächten geschlossenes Protokoll, worin sie 
für Bosnien und die Herzegowina ein System lokaler admi. 
nistrativer Autonomie zu schaffen verspricht, unter welcher Be 
nennung verstanden werden soll ein System solcher Local-Jn- 
üitutionen die der Bevölkerung eine Controlle über ihre eigenen 
Localbeamten und Garantie gegen Ausübung willkürlicher Auto- 
rität gewähren. ES ist keine Rede von der Bildung tributärer 
Staaten. 3) Gleichartige Garantien gegen Mißverwaltung werden 
auch für die Bulgare! vorgesehen. Die genauen Details dieser 
Garantien weroen einer späteren Erörterung vorbehalten. 
Sie werden beifügen daß man erwartet, die in Folge der 
ausgewechselten Noten vom 30. Dezember und 13. Februar 
bereits zugestandenen Reformen sollen in diesen Einrichtungen 
für Bosnien und die Herzegowina einbegriffen sein und so 
wett dieß möglich auch auf die Bulgarei ausgedehnt werden. 
Wir bezweifeln nicht daß die übrigen Mächte diese Instruktion 
die Sie beauftragt find zum Ausdrucke zubringen, unterstützen 
werden. Sie können, Herr Botschafter, nicht ernst genug die 
Dringlichkeit der Situation der Pforte gegenüber ebenso be* 
tonen wie die Vortheile die auS einer raschen und bereitwilligen 
Annahme unserer Propofitionen für die Pforte erwachsen müß 
ten. Auch wollen Sie konstatiren daß die Fortdauer der Feind- 
seligkeiten während der Verhandlungen mit den Mächten selbst- 
verständlich nicht zulässig ist, und daß allsogleich eine Verein- 
batung (Arrangement) wegen eines formellen Waffenstillstandes 
getroffen werden müßte." 
Neueste Nachrichten. 
Berlin, 3. Oktober. Die Ablehnung der vorgeschlagenen 
FriedenSbasiS durch die Pforte übt eine deprimirende Wirkung 
aus, doch wird die Lokalifirung eines etwaigen russisch-türktschen 
Krieges erhofft. — Die „Norvd. Allg. Ztg." rügt die Leicht- 
gläubigkeit der Börse gegenüber den ausländischen Allarmnach- 
richten, speziell gegenüber der Meldung von einem Scheitern 
der Mission SumarokoffS. 
Wien, 3 Okt. Die Traktatmächte beabsichtigen noch ein- 
mal eine vie Annahme der Friedensvorschläge kategorisch ver- 
langende Collektivnote an die Pforte zu richten, indem sie sich 
der Erwartung hingeben dieser Schritt werde der Pforte den 
nöthigen Rückhalt gegen die KriegSstimmung der Bevölkerung 
bieten. ' 
PariS, 3. Okt. Die „Ag. HavaS" meldet: Die Antwort 
der Pforte auf die Friedensvorschläge der Mächte entwickelt 
einen Reformplan für das ganze Reich mit vollständiger Eman 
zipation der Christen, hebt die Nutzlosigkeit einer lokalen Au 
tonomie der drei Provinzen Bosnien, Herzegowina und Bul 
garien hervor, ohne jedoch eine förmliche Weigerung auSzu 
sprechen und bietet eine Waffenruhe (aber nicht einen Waffen 
stillstand) an. ' 
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