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Verschiedenes.
* Ein ergreifendes Bild auS denAlpen. Kaum
10 Minuten unterhalb dem Gipfel der Mythen, auf dem das
Kreuz weit hinausschaut in die Lande, hat jder Tod im Ber-
laufe von kaum 12 Jahren drei Menschenleben gefordert. Der
„Bote der Urschweiz" berichtet:
Wenn man auf der Alpthalerseite unten in den Weiden
„Gspaa" oder „Buchen" steht, so zeigt stch unS die Formation
des VergeS viel kühner und in seinen Felsenformationen groß
artiger, als wenn man von ihm in das Alpenthal niederbückt.
Bon der Alphütte aus, da steht man doch oben in den Flühen
die „Bergrappen" kreisen und die „Wannerli", Weihe und
Steinadler ihren kühnen Flug erheben. Bon den Felsen winkt
hie und da ein Beet von Alpenrosen und den einzelnen Ab-
fätzen zeigt stch ein grünes Band von Bergschlüsselblumen.
Ein solches Band von grünem Weidgras, von rothen Alpen-
rosen und Schlüsselblumen zwischen zwei himmelshohen Felsen
war eS, auf dem hingebettet die Leiche des letzthin verunglück
ten jungen ManneS lag. Ueber ihm, wohl 100 Fuß hoch die
überhängende Fluh und unter ihm, viermal Kirchthurm hoch,
die senkrecht in's Thal abfallende Felsenklust. Keines Men-
schen Fuß war eS möglich, hinaufzuklimmen auf daS Blumen-
grab.
ES geht eine Sage durch unsere GebirgSwelt, daß, wenn
ein Mensch verunglückt ist und sein gebrochenes Auge stch nach
aufwärts nach den Sternen richtet, kein Raubthier und kein
Veier und kein Rabe frech genug sei, den tovten Menschen-
korper anzugreifen. Wohl kreisen ste über der Stelle, auf welcher
der Leichnam liegt, doch daS starre Menschenauge übt auch
im Tode noch die Zaubergewalt über das lüsterne Raubgethier
und keines wagt es die Leiche zu schänden. So wenigstens
war es der Fall mit dem unglücklichen Küster.
Viele Tage über waren eS die beherztesten Bergsteiger, die
sich mit eigener Lebensgefahr opferten,' um durch die Felsen-
klüHe einen Pfad zur Hebung der Leiche zu finden. AlleS war
vergeblich, eS fand stch kein Stein, auf dem der Fuß hätte
sicher ruhen, an dem kahlen Felsen kein Strauch, an dem der
Arm stch hätte halten können. DaS einzige Mittel war, vom
überhängenden FelS an Seilen stch hinab und unten auf der
Höhe des Felsenbandes angelangt, stch „hineinschaukeln" zu
kqffen zum unbedeckten Felsengrab, um eine Leiche zu bestatten
lind daS eigene Leben auf das Spiel zu setzen.
Diese kühnen Männer fanden stch; ste heißen Jgnaz Lag-
ler, Mythenknecht, Schreiner Kaspar Äos. Niederöst, Tambour
Theodor Horath und Anton Wlget. ES war ein wirkliches
Wagestück.
Droben in Mitte des FelSabhangeS, wo stch zu unterst
«och eine Stelle zeigte, auf der für 3 Personen stch noch Raum
zum Stehen bot und die mehr als 100 Fuß hoch über dem
Platze war, wo die Leiche lag, da wurde das Seil angelegt.
Der Rettungsapparat war hpchst primitiver Natur. Vier Heu-
ftiler, jedes 6 Klafter lang, wurden aneinandergebunden, das
Ende schlang stch einer um den Leib, das obere Theil behielten
die zurückgebliebenen Kameraden in den Händen und für und
für langsam nachlassend, ging eS in die Tiefe. Wie merkwür-
big schnell und leicht stch dieser Satz in sicherer Stube am
RedaktionStische niederschreibt! wie schreckhaft bang war dieser
Moment in Wirklichkeit! „Gott steh' uns bei!" beteten oben
auf der Felsenrampe die Männer und von unten auS der Tiefe
hallte es herauf: .Haltet fest ihr Freunde, sonst bin ich ver-
loren."
DaS straff gespannte Seil allein gab noch Kunde von den
Bewegungeu des tödeSmuthigen Tauchers in dem Wolkenmeer
un dsy oft wieder einer der rasch geschürzten Knoten abgewickelt
war, schlug jedeS Herz banger: „Wird eS halten?" Das
Seil hielt fest.
Unten angelangt, da war keine Möglichkeit vorhanden, den
Leichnam, der noch ganz wohlbehalten mitten im Weidgras lag,
mit dem kühnen Steiger wieder über die schwindelnde Tieft
hinauszuziehen, Seil und Kraft wären wohl zu schwach ge?
wesen. Der Körper deS Verunglückten wurde hinuntergestürzt
über die senkrecht inS Thal fallende Fluh und unten in den
bereitgehaltenen Sarg gelegt.
ES war ein eigentümlicher, feierlicher Moment, als unten
in der Alp die Männer, die ihr Leben für ein christliches Be-
gräbniß in die Schanze geschlagen und die Aelpler
unbedeckten Hauptes den Sarg umstanden und für den Dahin-
geschiedenen ihre fünf „Vater unser" beteten. Nicht ein Auge
war trocken geblieben.
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