Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1876)

» 
Neueste Nachrichten. 
Wien, 14. Aug. Die „Polit."Corr." erfährt telegra- 
phisch auS Belgrad vom 14. d: Fürst Milan, der eigenen 
patriotischen Eingebung und den Rathschlägen einsichtiger ser- 
bischer Staatsmänner folgend, beschloß dem aussichtslosen 
Krieg ein Ende zu machen. Dießbezüglich fetzte er sich bereits 
gestern mit den diplomatischen Vertretern der Großmächte in 
Kontakt. DaS Ministerium Ristic wird zurücktreten. Ein 
provisorisches Ministerium dürfte ernannt und die Skupschtina 
einberufen werden. Die öffentliche Meinung verlangt nur Er- 
Haltung der Integrität des Landes und der Dynastie Ob- 
renowitsch. Der Beginn der Friedensaktion wird in kürzester 
Zeit erwartet. 
Belgrad, 14. Aug. 101 Kanonenschüsse kündigen eben 
die Niederkunft der Fürstin Natalie mit einem Prinzen an. 
Die Fürstin und der neugeborne Prinz sind vollkommen gesund. 
Belgrad, 14 Aug. Von der Drina-Armee wird ge» 
* meldet: Zwei Bataillone unter Führung CsiSmil JovanowitschS 
recognofcirten unterhalb Belina und nahmen die türkischen Po- 
fitionen bei Janvia. Die Türken griffen später die ihnen ent- 
rissenen Positionen wieder an, wurden jedoch nach dreizehn- 
stündigem Kampfe gänzlich zurückgeworfen. Während deS 
Kampfes wurde Janvia beschossen. Serbische BeobachtungS- 
truppen stehen um Belina. 
Konstantinopel, 14. Aug. DaS Amnestiedekret des 
Sultans für Bulgarien lautet: Der Sultan bewogen durch 
väterliche Fürsorge und hohe Milde, bewilligt gänzliche Amne- 
stie allen bei dem Lulgarenausstand Compromittirten, deren 
Prozeß noch nicht beendet ist. Ausgenommen sind die bereits 
Berurtheilten und diejenigen, welche wegen Führung und Or 
ganisation deS AufstandeS noch in Untersuchung stehen. Alle 
übrigen Verhafteten werden gegen Kaution freigelassen; nie- 
mand wird ferner in Untersuchung gezogen oder verhaftet, so 
daß alle diesbezüglichen gerichtlichen Verfolgungen aushören. 
Gleichzeitig werden die außerordentlichen Gerichte für Bor- 
Untersuchungen beseitigt, und die Urteilssprüche über Indivi 
duen auS der bezeichneten Ausnahme den ordentlichen Gerich- 
ten überwiesen. 
Vermiedenes. 
Amerika. Ueber die von Dr. Köpffi aus Luzern f. Z 
gegründete Schweizer Kolonie Highland in Illinois schreibt 
der „Anzeiger des Westens": Bei einem Besuche daselbst be- 
merkten wir, daß das Städtchen sich fortwährend vergrößert, 
daß aber seine Straßen und Fußwege immer noch so schlecht 
find wie vor 15 Jahren. Troy schlechter Zeiten begegneten 
wir überall Wohlstand, denn die besonnene Bevölkerung von 
Highland hat in den fetten Jahren soviel angesammelt, um 
die magern Jahre überdauern zu können. Bezeichnend war 
der Umstand, daß man, wohin man kam, Wein, und zwar 
meistens guten Wein angeboten bekam — es war dem Be- 
sucher, als befände er sich in einem Städtchen am Rhein, wo 
alle Welt Wein trinkt, guten und sauren. Die Felder fanden 
wir einem Garten gleich. UeppigereS Welschkorn haben wir 
niemals gesehen. Der Weizen ist überall geschnitten und muß, 
nach den Haufen zu urtheilen, sehr gut ausgegeben haben. 
Rur zwei einzige ganz regen freie Tage, damit die fleißigen Farmer 
in der Umgebung von Highland den Lohn ihrer Mühen auch 
gut hereinbringen können, und das Jubeljahr der Republik 
wird ein segensreiches für sie fein. 
Leider faulen die Trauben — aber die Apfelbäume find 
zum Brechen voll. Gibt'S wenig Wein, fo gibt'S Eider, und 
ste verstehend in Highland ihn gut zu machen. Man ließ 
uns zweijährigen Cioer kosten — wir ziehen ihn manchem 
Glase gallifirten WeineS vor, das wir auch trinken mußten. 
* In Heiden, dem appenzellischen Kurort, habe man durch- 
gute Fütterung so starke Ziegenmilch erzielt, daß ein nord- 
deutscher Kurgast beim Genuß deS vierten Schoppens zu mäkern 
anfing. 
* Was sich die Maori, die Eingebornen von Neuseeland^ 
unter Bankerott denken, geht aus nachstehender, dem „GlobuS" 
entnommenen Mittheilung hervor. Ein Maorihäuptlwg, eiw 
Mann von Intelligenz und in Geldangelegenheiten mit seinen 
benachbarten PakehaS (Weißen) sehr gewissenhaft, verlor kürz- 
lich 40 Pfd. Sterl. bei einem Weißen, der sich bankerott er- 
klärt hatte. Er erzählte befreundeten Häuptlingen, daß er sein 
Geld bei einem Pakeha verloren, welcher paoksrspu (bankerott) 
geworden. Aus die Frage, waS „p>eksrapu" bedeute, gab « 
folgende Erklärung: „Ein Pakeha, der „pseksrspu" werden 
will, fängt ein Geschäft an und verschafft sich ohne Zahlung 
eine Menge Waaren. Er macht dann möglichst viel Geld 
daraus, vielleicht 2000 Pfd. Sterl. und bringt es sicher bei 
Seite, mit Ausnahme von 5 Pfd. Sterl.' Mit diesen 5 Pfd. 
Sterl. geht er zum Richter und erklärt, er wolle „?»oksrspu" 
werden. Der Richter entgegnet, eS thue ihm zwar leid, aber 
eS müsse geschehen. Er ruft hierauf alle Advokaten zusam- 
men, sowie alle Leute, welchen der Pakeha schuldet, und spricht^ 
„Dieser Mann ist „psoksrspu"; allein er will Euch AlleS ge 
ben^ was er hat, und darum hat er mich gebeten, diese 5 Pfd^ 
Sterl. unter Euch zu verthellen." Der Richter gibt dann den 
Advokaten 4 Pfd. Sterl., und unter die Gläubiger vertheilt 
er 1 Pfv. Sterl., warauf der paeksrspu-Pakeha ruhig nach 
Hause geht." 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler. 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 11. August. 
Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
geringe 
> 
ff. 
kr. 
1 ff, ] 
iJr.J 
ff. 
kr. 
Korn ..... 
3 
40 
1 3 
15 
3 
05 
Roggen .... 
2 
80 
2 
60 
2 
50 
Gerste ..... 
*> 
1 
70 
2 
50 
2 
30 
Türken .... 
2 
80 
2 
50 
2 
20 
Hafer 
1 1 
70 
1 1 
60 
1 
50 
Thermometerstand nach Reaumur i« Vaduz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
August 9 
-HO 
+20 
+19 
hell 
„ 10. 
+12 
+21 
+20 
n 
„ 11. 
+13 y 2 
+21 
+20 
tf 
12 
+12 
+21 
+21 
it 
„ 13. 
+14 % 
+21 
+20 
ff 
„ 14. 
+16 
4-22N 
+19 
tf 
„ 15. 
+15 
+22 
+I6V4 
fast hell; A.etw.Reg. 
Telegrafischer Kursbericht von Wie«. 
17. August Silber 104.20 
20-Frankenstücke 9.73% 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.