unendlich, besonders Vergnügen , ^daS man sich nicht erwirbt,
das sich immer von selbst darbietet. Wenn für die arbeitenden
Menschen daS Vergnügen Erholung und Anregungsmittel zu
neuer Thätigkeit ist', so entbehren die Menschenj, die nur dem
Genüsse leben, dieses Anregungsmittels. Daher tritt bald Ueber-
druß und Langeweile ein, und Menschen, die nur genießen u.
nicht schaffen, werden bald mißmüthig, deS Genusses unfähig,
und bedürfen immer neuer Anregung, neuer Reizmittel, wollen
sie vergnügt sein. In den Badeörtern ist nun auch dafür ge-
sorgt — leider ist dieses Mittel ein trauriges — eS ist daS
Spiel. Die Erklärung, warum in Bädern so viel und so lei-
denfchaftlich gespielt wird, liegt einfach in den angeführten Um-
ständen. DaS Spiel ist das Anregungsmittel für die vom
NichtSthun und dem steten Vergnügen ermüdeten, gelangweil»
ten Menschen.
Die Zeit, welche ich für dey Aufenthalt in *** verwenden
konnte, war bald verstrichen, ich mußte an die Abreise denken.
Am letzten Tage meineS Aufenthalts ging ich früh am Tage
schon auS, noch einmal wollte ich die herrliche Gegend durch-
wandern, noch einmal mich ergötzen an den schönen Aussichten
von den verschiedenen Bergen herab und sie meiner Einbil-
dungSkraft fest einprägen, um die lieblichen Bilder in der Er-
innerung zu bewahren. Als ich durch den Park ging, der um
die frühe Morgenstunde immer belebt ist von wandelnden Ba.
degästen, welche den Brunnen trinken, bemerkte ich eine unge-
wohnliche Unruhe unter der Gesellschaft. Während sonst AlleS
aneinander vorbeiwandelte, sich flüchtig grüßend, bildeten sich
heute hier u. da Gruppen, die lebhaft mit einander sprachen.
ES mußte etwaS Ungewöhnliches vorgefallen fein. Ich erkun-
digte mich und erfuhr sogleich, daß der Lord P. .. seltsamer
Weise vermißt werde. Er war die ganze Nacht nicht nach
Hause gekommen, waS er noch niemals getban, seine Diener-
schaft hatte keine Weisung von ihm erhallen und war feinet-
wegen in großer Unruhe. Sein Haushofmeister hatte schon
überall herumgefragt, allein niemand wollte den Lord bemerkt
haben. Einzelne erinnerten sich, daß er den Abend vorher
gegen 10 Uhr den Spielsaal verlassen hatte, seit dieser Zeit
war er von niemanden gesehen worden.
Dieser Lord P... war eine auffallende Erscheinung in
dem Badeorte. Im Besitze eineö ungeheuern Vermögens lebte
er auf großem Fuße und verschwendete bedeutende Summen,
waS natürlich Aller Aufmerksamkeit auf ihn zog. Namentlich
war er ein leidenschaftlicher Spieler. Er spielte hoch und mit
dem abwechselndsten Glücke. Hatte er mehrmals die Bank ge
sprengt und große Summen gewonnen, so war ihm daS Glück
zu anderen Zeiten so ungünstig gewesen, daß er AlleS verlo-
ren hatte. In solchem Falle war er immer mehrere Tage
nicht öffentlich erschienen, biS er frische Geldsendungen bezo-
gen und mit gewohnter Verschwendung wieder auftreten konnte.
Um diesen Mann drehte sich daS Gespräch der Badewelt
an diesem Morgen. Während leichtsinnige junge Leute lachend
behaupteten, irgend ein geheimes Abenteuer würde den Lord
wshl die ganze Nacht festgehalten haben, fürchteten Andere,
eS möchte ihm ein Unglück zugestoßen sein. Leider war die
Furcht der Letztern nur zu begründet. Während ich noch hier
und dahin horchend bei den verschiedenen Gruppen vorbeiging,
kamen vom Ende des ParkeS ein paar junge Leute in großer
Eile und offenbarerBestürzung daher, welche ihren Bekannten
die Worte zuriefen: ,^er Lord ist gefunden, er liegt ermordet
im Birkengrunde!" Wie ein Hagelschauer schlug diese Nach-
richt in die ganze Gesellschaft ein und verwandelte die sonst
heitere, lachende Stimmung der Badewelt in> Bestürzung.
Der Mord ist etwas Entsetzliches, so daß er, wo er vor-
kommt, Schrecken und Grauen verursacht. Und tritt etwas
so Entsetzliches in eine Gesellschaft, die wirklich oder scheinbar
nur deS Lebens heitere Seite kennt, so ist die Wirkung , um
so größer. In der That schauderte auch ich zusammen bei
dieser Nachricht. Von einem Menschen, den man wenige
Stunden.zuvor in voller Lebenskraft, ja im Vollgenusse deS
LebenöglückeS gesehen hat, zu erfahren, er sei auS dem Leben
geschieden, obendrein gewaltsam, durch Mord geschieden, hat
etwaS UeberwältigendeS.
Nachdem der erste Schrecken bei der Gesellschaft vorüber
war, trat Neugier an dessen Stelle. Man wollte das Nähere
wissen, wollte wissen, wo und wie, aus welchen Gründen die
That geschehen, wer der Mörder sei. Man fragte, man er-
kundigte sich, jeder Neuhinzutretende wußte ein neues Gerüchts
eine neue Vermuthung. Endlich ward der Leichnam deS Er-
mordeten hereingebracht. Von den Personen, die ihn beglei-
teten, erfuhr man, der Leichnam habe eine Schußwunde. A5e-
nige Schritte von ihm sei eine abgeschossene Pistole gefunden
worden. Jedoch habe diese so weit von dem Leichnam gele-
gen. daß an einen Selbstmord nicht gedacht werden könne.
Ueberdieß fei der Todte beraubt worden, weder Brieftasche,
noch Geldbörse, noch Uhr oder Schmuck hatte man an ihm
gefunden. Nach dieser Auskunft zerstreuten sich die Badegäste
und der Park ward leerer. Meinem Vorsätze getreu besuchte
ich noch einmal alle die schönen Plätze der Umgegend, doch
hatte mich der Vorfall des Morgens derart verstimmt, daß
ich meine Heiterkeit nicht wieder gewann.
(Fortsetzung folgt.)
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler.
Korupreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 9. April.
Der halbe Metzen
beste
mittlere
geringe
si
kr.
fl
fr.
fl-
kr.
Korn .....
3
40
3
15
3
05
Roggen ....
2
80
2
60
2
50
Gerste . . . . .
2
70
2
50
2
30
Türken ....
2
80
2
50
2
20
Hafer
1
70
1
60
1
50
Thermometerstand.nach Reaumur in Vaduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
April 14
- %
+ 7
+ 6
hell; Reif
„ 15.
— i
+ 8%
+ 5
fasthell „
. „ 16-
+ 4
+ 9
+ 7
hell
. l?
- Vi
+ 9%
+ 9
n
.. 18.
+ 3
+ 13
+ 11V2
»
„ 19.
+ 5
+ 14
+12 V2
tt
„ 20.
+ 6
+ 16%
+ 14
it
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
21. April Silber 103.40
20-Frankenstücke 8.88
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.