Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1875)

Liechtensteinische 
Dritter Jahrgang 
Baduz, Freitag 
Nr. 13. 
den 26. Marz 1875. 
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werden franco erbeten an die Redaktion in Vaduz. 
Des hohen Charfreitags wegen erscheint die Wo 
chenzeitung um eine« Tag später. 
Vaterländisches. 
(m) Bilder aus der vaterländischen Geschichte. 
45. Die Freiherren v. Brandis. 
(Fortsetzung.) 
Der Schwabenkrieg. 
Die Hauptaufgabe, welche sich die Eidgenossen nun stell- 
ten, war die Wiedereroberung deS WallgauS. Dieser Plan 
war leicht einzusehen und es sammelte sich daher eine zahlreiche 
Macht im Wallgau, bestehend auS den Landleuten deö ThaleS 
selbst, sowie aus Zuzügen von Tirol und Schwaben. Man 
schätzte sie auf 14000 Mantl Die Häuptmacht lag herwärts 
Frastanz bei der Letzi, in der Nähe von Fällengatter, Maria- 
Ebene und unter der Voralp Amerlügen. Da bot lheits das 
Terrain eine natürliche Verschanzung', theilS suchte man sich 
durch aufgeworfene Bollwerke und Basteien noch mehr zu st- 
chern. s Durch diese feste Stellung sollte den Eidgenossen !der 
Eingang ins Thal versperrt werden. Die Stellung war so gut 
gewählt, daß ein Angriff von Vorne unmöglich gelingen konnte. 
Nur wenn der Feind sie umgieng, konnte er Aussicht auf Er- 
folg haben. 
Die Eidgenossen erhielten immer neuen Zuzug und ihre 
Macht wuchs auf 10000 Mann. Bei Vaduz und in der Um< 
gegend befanden sich die Panner von Zürich, Luzern, Schwyz, 
Uri, Unterwalden, Zug u. GlaruS, von Appenzell, St. Gallen 
u. dem grauen Bunde. Bei Gillenberg ließen sie nur wenige 
Mannschaft zur Beobachtung u. Einschließung der Beste. Am 
20. April 1499 zückten die Eidgenossen in zwei Schlachthau- 
fen vor. Der eine zog von Gallmist aus gerade auf die Letzi 
zu, um sie von Vorne anzugreifen, der andere wandte sich nach 
Planken. Zum Führer hatte diese Abtheilung den Ulrich Ma? 
riß von Schaan. Dieser führte sie von Planken durch die Alp 
Gaffadura bis auf die Höhe deS Berges, an dessen anderer 
Seite die den Frastanzern gehörige Alp Saroia liegt. Von 
diesem Zuge erzählt die Sage: „Uli Mariß gieng Erbsen streu- 
end voran und die Schweizer dieser Spur folgend kamen auf 
die Höhe des BergeS. Daselbst angekommen verlangte Uli Ma- 
riß den versprochenen Lohn Da sprach der, Hauptmann der. 
Schweizer zu ihm: „Knie nieder, nimm den Hut in die Hand 
und du wirst ihn erhalten." Solches that Uli Mariß, da 
schlug ihm der ^Hauptmann mit dem Schwerte den Kopf vom 
Rumpfe, daß er in den Hut fiel. So bekam der Berräther 
den Lohn." AuS der Alp.Saroia gelangten die Schweizer in? 
die Voralp Amerlügen u. konnten von dort aus die Stellung 
ihres Feindes betrachten. Nach der Sage stieß ein Hirte, wel- 
cher auf der Alp das Vieh weidete u die Schweizer erblickte, 
mit solcher Macht in sein Horn, um den Seimgen ein Zeichen 
zu geben, daß ihm die Adern sprangen und er todt niedersiel. 
Die Schwäbischen wurden nun von zwei Seiten angegrif- 
fen. Trotz ihrer ungünstigen Stellung wichen ste lange nicht 
und eS entwickelte sich ein hartnäckiger und erbitterter Kampf. 
Die Eidgenossen selber mußten den tapfern Widerstand - der 
Wallgauer anerkennen u. gestanden, daß sie in ihren Kriegen 
feit 100 Jahren nie einen so tapfern Widerstand gefunden 
hätten. Dennoch unterlagen die Wallgauer der Ueber- 
macht und der ungünstigen Stellung. Auseinander gesprengt 
flohen sie nach allen Seiten. Eine Menge stürzte in die Jll, 
von denen aber die Wenigsten bei den steilen Usern sich durch 
Schwimmen retten konnten. Sie wurden theilS bei Feldkirch, 
theilS in der Au zu TosterS auf den Sand an das Ufer ge- 
worfen. Die Beute der Eidgenossen an Kriegsmaterial und 
geplünderten Gegenständen war groß. Alles wurde nach Wer- 
denberg geschleppt. Die Wallgauer mußten 8000 fl. Brand- 
schatzung zahlen^ Damit hatten aber die Eidgenossen ihre Ab- 
ficht noch keineswegs erreicht. Feldkirch u. Gutenberg blieben 
in der Gewalt deS Kaisers und im Wallgau mehrte sich die 
Erbitterung. Die Leichen der Ertrunkenen wurden bei der St. 
Wolfgangskapelle bei TosterS begraben. 
(Fortsetzung folgt.) 
Baduz, 23. März. Im Interesse unserer wenn auch klei- 
nen einheimischen Industrie können wir eine auf daS Zollwe- 
fen bezügliche uns verbürgt mitgetheilte Notiz nicht unerwähnt 
lassen. Die mechanische Werkstätte von Seeger im Mühleholz 
übernahm jüngst die Lieferung der Eisenbestandtheile zu der 
Rheinbrücke in Au und bezog biezu das Eisenrohmaterial aus 
der Schweiz. Die Verpflichtung war: Lieferung der fertigen 
Arbeit franco Buchs, daS Weitere ist somit Sache der betref- 
senden Brückengemeinden. Mechaniker Seeger stellt nun an die 
Zollbehörde das begründete Ersuchen, das Rohmaterial zu die- 
fem Zweck zollfrei "einführen zu dürfen, indem die Wäare wke- 
der nach der Schweiz zurückgehe. Die Gewichtsdifferenz durch 
Verarbeitung, d i. der Abfall käme begreiflicherweise als zu- 
rückbleibend zur Verzollung. Befreiung von Verzollung ist hier 
und anderweitig schon öfters in derartigen Fällen zugestanden 
worden. Trotzdem wurde das Gesuch abschlägig erledigt. 
ES ist klar, daß durch dieses Verfahren und Vorgehen 
von Seite der österreich. Zollbehörde nicht der betreffende Ar- 
tikel (denn er geht ja wieder nach der Schweiz zurück) fon- 
dem lediglich die Arbeit im eigenen Zollgebiete selbst zollpflich- 
tig erscheint. Man besteuert somit, vollständig im Gegensätze 
zu der Bedeutung deS „Schutzzolles" die Arbeit selbst, schiebt
	        

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