Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1875)

Liechtensteinische 
Dritter Jahrgang. 
Vaduz, Freitag 
Nr. 12. 
den 19. März 1875. 
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werden kranco erbeten an die Redaktion in Vaduz. 
Politische Rundschau. 
Deutschland. Im deutschen Reiche ist am 4. Marz ein 
allgemeines Pferdeausfuhrverbot erlassen worden. Veranlaßt 
wurde dieses Verbot durch den Umstand, daß die französische 
Regierung den Auftrag gegeben hatte, 10000 Pferde in 
Deutschland anzukaufen. 
^ Die „Post" und „Nordd. Allg. Ztg." theilen mit daß die 
Händler sich nunmehr nicht nach Ungarn, sondern nach Ruß- 
land gewendet haben. Diese Angabe steht jedoch mit ander- 
weitigen Mitteilungen im Widerspruch, laut welchen nämlich 
starke Pferdetransporte auf dem Wege von Ungarn nach Frank- 
reich Straßburg passirt haben. Sehr gespannt ist man übri- 
genS in unfern politischen Kreisen ob die russische Regierung 
einer Massenausfuhr von Pferden keine Hindernisse in den 
Weg legen wird. 
Gleichzeitig mit dem Pferde-Ausfuhrverbot hat der „Reichs- 
anzeige?" auch das durch den Colorado-Kafer veranlaßt? Ver- 
bot der Einfuhr von Kartoffeln aus Amerika, sowie von Scha- 
len und anderen Abfallen solcher Kartoffeln, ferner von Säk- 
ken oder sonstigen Gegenständen welche zur Verpackung oder 
Verwahrung derartiger Kartoffeln oder Kartoffelabfälle gedient 
haben, gebracht. 
Vom preußischen Kultusminister ist ein Gesetzentwurf be- 
treffend die Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln für 
die katholischen BiSthümer und Geistlichen an die Abgeordne- 
tenkammer eingegangen. 
Oesterreich. Die „Austria" veröffentlicht jetzt die Tabellen 
über den Warenverkehr des allgemeinen österr.-ungar. Zollge- 
bieteS mit dem Ausland und den Zollausschüssen, sowie über 
det^ Verkehr von Dalmatien im Jahre 1874. Nach demselben 
beziffert sich der Gesammtwerth deS ganzen Warenverkehrs im 
Jahr 1874 in der Einfuhr mit 565.615.388 fl. (- 17,140,330 
st. gegen 1873), in der Ausfuhr mit 452,257,103 fl. (+ 
33,789,586 fl) Der Gesammtwerth deS Verkehres betrug 
demnach 1.017,872,991 fl (+ 16,649,238 fl) Diese Sum- 
men repräsemiren jedoch nur den Gesammtwerth der wichtigeren 
im Jahre 1874 aus dem Ausland und den Zollausschüssen 
ein- und dahin ausgeführten Handelsgegenstände. Der be- 
rechnete Zollbetrag belief sich für Ein. und Ausfuhr im Jahr 
1874 auf 20,723,901 fl, (— 5,483,850 fl gegen 1873). 
Schweiz. Das eidgenössische Mahnschreiben an die am 
Weltpostvertrag betheiligten Staaten, sich mit seiner Ratifika- 
tion zu beeilen, damit derselbe noch am 1. Juli d. I. in Kraft 
treten könne, wie dies in dessen Art. 19 festgestellt ist hat 
wie eS scheint, den gewünschten Erfolg. Nachdem vor acht 
Tagen die englische Regierung die Ratisikation deS Vertrags 
vorgenommen, ist so eben auch seitens der ägyptischen Regie- 
rung ein Telegramm im Bundespalais eingetroffen welches 
Dem BundeSrath meldet daß der gleiche Act auch von dieser 
Seite stattgefunden. Bis jetzt haben den Vertrag also 6 
Staaten ratificirt: Deutschland, England, Schweden, Rumä- 
nien, die Schweiz und Aegypten. ES fehlen, Frankreich inbe 
griffen, somit noch 16 Staaten welche an der Berathung und 
Unterzeichnung des Vertragsentwurfes theilgenommen haben. 
Frankreich. Endlich besitzt das Land der dauernden po- 
Mischen Wirren eine Verfassung. Die französische Republik 
ist nun eine vollzogene Thatfache und Frankreich hat durch dies 
wieder den Platz in der Reihe geregelter Staaten angewiesen 
erhalten. Letzter Tage hat sich, wenn auch nach verschiedenen 
schweren Versuchen, endlich das neue Ministerium konstituirt. 
An der Spitze desselben steht der gewesene Präsident der Na- 
tiovalversammlung Hr. Büffet. 
Das neue Ministerium kennzeichnet sich vorzüglich durch 
seinen antibonapartistischen Charakter. Die Bonapartisten wissen, 
daß man ihnen jetzt scharf auf die Finger schaut und weit 
entfernt einen Kampf zu suchen, werden sie zufrieden sein, 
wenn man sie unbehelligt läßt. Hält die Majorität der Na- 
tionalversammlung auf die sich daS ueue Ministerium stützt 
fest und dauernd zusammen, so wäre ein lebenskräftiges und 
anhaltendes Bestehen der Republik möglich und würde dann 
Frankreich auch den Beweis liefern können, daß eö das schwer 
geborne Kind der Republik auch großzuziehen vermag. Da 
aber die Majorität auS sehr verschiedenen Elementen, die nur 
auf dem Wege deS Kompromisses aus Furcht vor dem Bona- 
partiSmuS sich vereinigten, besteht, so kann auch möglicher- 
weise die schön geträumte Hoffnung bald sich wieder zersplittern 
und dann dürfte daS Kaiserreich wieder sehr günstige Chaneen 
erhalten. — Büffet hat in der Nationalversammlung daS 
Programm deS neuen KabinetS vorgetragen. Dasselbe ist 
sehr konservativ gehalten und will die öffentliche Meinung 
und die Staatsbeamten gegenüber Auslegungen, welche 
die VerfaffungSgesetze erfahren hätten, beruhigen, die 
Bevölkerungen sollen wirksam gegen die Angriffe revolutionärer 
Leidenschaften geschützt, werdeu; der Belagerungszustand soll biS 
zum Zustandekommen deS Preßgesetzes bleiben, desgleichen soll 
daS MaireSgesetz aufrecht erhalten werden, doch sollen die 
MaireS möglichst aus den Gemeinderäthen genommen werden. 
Die Regierung wird der Verfassung entschieden Achtung ver- 
schaffen. DaS Programm appellirt an die gemäßigten Män- 
ner aller Parteien. Wenn die Nationalversammlung dasselbe 
mißbillige, so möge sie dieS unverzüglich erklären. DaS Pro- 
gramm wurde von den Centren und einem Theil der Rechten 
mit Beifall aufgenommen; die Linke verhielt sich schweigend. 
Die Sitzung schloß ohne daß eine Abstimmung über das Pro- 
gramm stattgefunden hätte. 
Spanien. Ein Korrespondent der „Kölnerzeitung" bringt
	        

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