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trifft, wo die zum Abrahmen bestimmte Milch aufbewahrt wer-
den soll, so ist vor Allem darauf zu achten, daß derselbe die
zur Rahmbildung geeignete Temperatur besitzt. Vielfache Er-
fahrungen haben herausgebracht, daß die zur Ausscheidung deS
RahmeS passendste Temperatur zwischen 10-12° Reaumur
sich bewegt. Bei der Anlegung derartiger Aufbewahrungorte
ist ferner sehr darauf zn sehen, daß dieselben keine übelriehen«
den, gährende oder faulende Stoffe enthalten, weil die Milch
durch Aufnahme solcher Dünste Gefahr läuft, entweder vor-
zeitig sauer zu werden oder gar eine eigentliche Veränderung
anzunehmen.
Welche Gesässe eignen sich am besten zur Auf-
bewahrung der zum A uf rahmen bestimmten Milch?
Der Bau und das Material der Gefäße in denen die
Milch aufrahmen soll iutd sehr verschiedenartig und wechseln
nach jeder Gegend. In der Schweiz und auch in unserer
Gegend herrschen die hölzernen Geschirre vor, in Holland sieht
man 3%' lange und i fa' breite Milchnäpfe au* Eschen oder
Lindenholz, oder irdene Milchtöpfe, oder elegante ovale kupferne
Lecken: die Schweden und Dänen benützen 1 bis 1%" hohe
Viereckige Gefäße aus Weißblech; in Deutschland trifft man
vielfach irdene Becken; in England gußeiserne und sogar glä-
serne Gesäße, in Frankreich blecherne oder emailirte eiserne
Becken und in eleganten Mlchwirthschaften sogar Porzellan«
schalen u. f. w Um auS diesen Musterkarten das Zweckmä«
ßigste auszuwählen muß vor Allem klar sein, welche Anfofde
rungen an ein guteS Milchgestß zu stellen find. AlS solche
find zu nennen:
1. Müssen die Mtlchgefchirre mehr flach als hoch gebaut
sein (2—4") und
2. auS einem Material verfertigt sein, daS sich möglichst
gut reinigen laßt und die Milch nicht aufnimmt d. h. nicht
porös ist.
Die Form der Gefäße hingegen ist gleichgültiger, sie fön-
nen ebensogut viereckig wie rund fein, so bald nur die Milch
in denselben nicht zu hoch aufgeschüttet wird; denn die Fett-
kügelchen, die vom Boden aufsteigen, haben bei flachen Gefä«
ßen und wenig hohem Eingießen einen kürzern Weg zurück
zulegen als bei tiefen. Der Rahm wird deßhalb schneller ge<
bildet.
Bezüglich der bei uns vorherrschenden hölzernen Gepsen
und Multen würden dieselben den obigen Anforderungen ent-
sprechend tarn zweckmäßigsten durch blecherne (auSgeschlagene
und gutverzinnte) Becher ersetzt.
Dleses Material findet überhaupt in neuerer Zeit in der
in der Milchwirtschaft immer mehr Anweudnng und hat
dem Holze gegenüber den großen Vortheil, daß eS nicht
porös ist d. h. nichts von den aufbewahrten Flüssigkeiten
aufsaugt und leicht geremigt werden kann. Bei noch so
fleißigem Ausbrühen und Waschen der hölzernen Gepsen las-
sen fich dieselben nur sehr schwer vollkommen frei von Säu-
ren halten. Wenn man aber dennoch bei den hölzernen Ge-
säßen bleiben will, so achte man wenigstens darauf, daß die-
selben auS zweckmäßigem Holze von fester Faser (Bergholz)
gebaut werden und nicht aus solchem, daß weite Jahrringe
und lockere Struktur besitzt.
Daß in Bezug auf das Reinigen aller Gefäße die größte
Sorgfalt und Pünktlichkeit zu beobachten ist versteht sich wohl
von selbst. Zum Ausspülen der Milchgefäße bedient man sich
vielerorts, um die Säurung zu verhindern einer schwachen
Ratronlauge.
Wie lange soll die abzurahmende Mtlch zum
Aufbewahren stehen bleiben?
Hier begegnen wir einer Frage, die in Bezug auf die Ge-
winnung von Butter von größer Bedeutung ist. Wer sich
hauptsächlich auf die Fabrikation von letzterer verlegt und die
übrigen Produkte der Milch als Rebenprodukte betrachtet, dem
muß natürlich daran gelegen fein, so viel Rahm als möglich
zu gewinnen: zu diesem Zwecke ist es aber durchaus nothwen-
dig, daß das Sauer und Dickwerden der Milch möglichst auf-
gehalten werde; denn nach dem bisher Gesagten ist eS leicht
erklärlich, baß von dem Augenblicke an, wo die Milch gerinnt,
die Fettkügelchen durch die verdickte Milch sich nicht mehr he-
ben können und somit ein Theil derselben in der Milch zu-
rückbleibt. Daß eS hiebei wieder auf einen paffenden Aufbe-
wahrungSort ankommt ist leicht begreiflich und gelten in Äe-
zug auf denselben die schon oben angedeuteten Anforder-
ungen.
Will man eine ganz feine und rein schmeckende Butter
haben, so läßt man die Milch nicht länger als 12 Stunden
stehen, will man die letztere hingegen ganz aufrahmen, so ge-
schieht dieses bei einer Temperatur von B—10 0 Reaumur,
nicht vor 43 bis 60 und bei einer Temperatur von 13—19 ^
Reaumur nicht vor 24 Stunden. Je kühler die Luft, desto
langsamer geht das Aufrahmen vor sich. Zur Verhinderung
deS Sauer- und Dickwerdens der Milch wendet man HHtGg
doppelt kohlensaures Natron an, welches die sich bildkttde
Säure aufnimmt und eine schnelle Ausscheidung deS Raönrrt
gewirkt.
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler
Amtliche Anzeigen. •
Kundmachung.
Gegen doppeltes Unterpfand und gegen gute Bürgschaft
And Hieramts Gelder erhältlich. Auch werden versicherte gute,
ältere Briefe eingelöst. ' - -
Jene Parteien, welche Willens sind, Geld aufzunehmen,
haben sich diesfalls an den festgesetzten AmtStagen Mittwoch
und SamStag bei der gefertigten Verwaltung anzumelden.
Fürstlich Liechtensteinische Kassenverwaltung.
Vaduz, am 28. Jänner 1875.
s NebeSty.
Kornpreife vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 5. Febr.
Der halbe Metzen
beste
mittlere
I geringe
!
1
kr.
1 st
kr.
ff.
kr.
Korn i
3
40
1 3
15
3
05
Roggen . . . .
1 2
80
2
60
2
50
Gerste
1 2
70
2
50
2
30
Türken ....
2
80
2
50
2
20
1
70
1
60
1
50
Xhermometerstand nach Reaumur in Vaduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
W i t te r u n g.
Februar
3
+ 1
+ 4
+ 2%
bedeckt
it
4.
+ 2
+ 2%
0
„ schneit etw.
»
5.
— 1
0
- 2«/2
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6
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7.
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— 1
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Telegrafischer Kursbericht von Wien.
10. Februar Silber . . . . . ... . . 105.75
20-Frankenstücke ....... 8.91
Druck von Heinrich Graff in Feldtirch.