Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1875)

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trifft, wo die zum Abrahmen bestimmte Milch aufbewahrt wer- 
den soll, so ist vor Allem darauf zu achten, daß derselbe die 
zur Rahmbildung geeignete Temperatur besitzt. Vielfache Er- 
fahrungen haben herausgebracht, daß die zur Ausscheidung deS 
RahmeS passendste Temperatur zwischen 10-12° Reaumur 
sich bewegt. Bei der Anlegung derartiger Aufbewahrungorte 
ist ferner sehr darauf zn sehen, daß dieselben keine übelriehen« 
den, gährende oder faulende Stoffe enthalten, weil die Milch 
durch Aufnahme solcher Dünste Gefahr läuft, entweder vor- 
zeitig sauer zu werden oder gar eine eigentliche Veränderung 
anzunehmen. 
Welche Gesässe eignen sich am besten zur Auf- 
bewahrung der zum A uf rahmen bestimmten Milch? 
Der Bau und das Material der Gefäße in denen die 
Milch aufrahmen soll iutd sehr verschiedenartig und wechseln 
nach jeder Gegend. In der Schweiz und auch in unserer 
Gegend herrschen die hölzernen Geschirre vor, in Holland sieht 
man 3%' lange und i fa' breite Milchnäpfe au* Eschen oder 
Lindenholz, oder irdene Milchtöpfe, oder elegante ovale kupferne 
Lecken: die Schweden und Dänen benützen 1 bis 1%" hohe 
Viereckige Gefäße aus Weißblech; in Deutschland trifft man 
vielfach irdene Becken; in England gußeiserne und sogar glä- 
serne Gesäße, in Frankreich blecherne oder emailirte eiserne 
Becken und in eleganten Mlchwirthschaften sogar Porzellan« 
schalen u. f. w Um auS diesen Musterkarten das Zweckmä« 
ßigste auszuwählen muß vor Allem klar sein, welche Anfofde 
rungen an ein guteS Milchgestß zu stellen find. AlS solche 
find zu nennen: 
1. Müssen die Mtlchgefchirre mehr flach als hoch gebaut 
sein (2—4") und 
2. auS einem Material verfertigt sein, daS sich möglichst 
gut reinigen laßt und die Milch nicht aufnimmt d. h. nicht 
porös ist. 
Die Form der Gefäße hingegen ist gleichgültiger, sie fön- 
nen ebensogut viereckig wie rund fein, so bald nur die Milch 
in denselben nicht zu hoch aufgeschüttet wird; denn die Fett- 
kügelchen, die vom Boden aufsteigen, haben bei flachen Gefä« 
ßen und wenig hohem Eingießen einen kürzern Weg zurück 
zulegen als bei tiefen. Der Rahm wird deßhalb schneller ge< 
bildet. 
Bezüglich der bei uns vorherrschenden hölzernen Gepsen 
und Multen würden dieselben den obigen Anforderungen ent- 
sprechend tarn zweckmäßigsten durch blecherne (auSgeschlagene 
und gutverzinnte) Becher ersetzt. 
Dleses Material findet überhaupt in neuerer Zeit in der 
in der Milchwirtschaft immer mehr Anweudnng und hat 
dem Holze gegenüber den großen Vortheil, daß eS nicht 
porös ist d. h. nichts von den aufbewahrten Flüssigkeiten 
aufsaugt und leicht geremigt werden kann. Bei noch so 
fleißigem Ausbrühen und Waschen der hölzernen Gepsen las- 
sen fich dieselben nur sehr schwer vollkommen frei von Säu- 
ren halten. Wenn man aber dennoch bei den hölzernen Ge- 
säßen bleiben will, so achte man wenigstens darauf, daß die- 
selben auS zweckmäßigem Holze von fester Faser (Bergholz) 
gebaut werden und nicht aus solchem, daß weite Jahrringe 
und lockere Struktur besitzt. 
Daß in Bezug auf das Reinigen aller Gefäße die größte 
Sorgfalt und Pünktlichkeit zu beobachten ist versteht sich wohl 
von selbst. Zum Ausspülen der Milchgefäße bedient man sich 
vielerorts, um die Säurung zu verhindern einer schwachen 
Ratronlauge. 
Wie lange soll die abzurahmende Mtlch zum 
Aufbewahren stehen bleiben? 
Hier begegnen wir einer Frage, die in Bezug auf die Ge- 
winnung von Butter von größer Bedeutung ist. Wer sich 
hauptsächlich auf die Fabrikation von letzterer verlegt und die 
übrigen Produkte der Milch als Rebenprodukte betrachtet, dem 
muß natürlich daran gelegen fein, so viel Rahm als möglich 
zu gewinnen: zu diesem Zwecke ist es aber durchaus nothwen- 
dig, daß das Sauer und Dickwerden der Milch möglichst auf- 
gehalten werde; denn nach dem bisher Gesagten ist eS leicht 
erklärlich, baß von dem Augenblicke an, wo die Milch gerinnt, 
die Fettkügelchen durch die verdickte Milch sich nicht mehr he- 
ben können und somit ein Theil derselben in der Milch zu- 
rückbleibt. Daß eS hiebei wieder auf einen paffenden Aufbe- 
wahrungSort ankommt ist leicht begreiflich und gelten in Äe- 
zug auf denselben die schon oben angedeuteten Anforder- 
ungen. 
Will man eine ganz feine und rein schmeckende Butter 
haben, so läßt man die Milch nicht länger als 12 Stunden 
stehen, will man die letztere hingegen ganz aufrahmen, so ge- 
schieht dieses bei einer Temperatur von B—10 0 Reaumur, 
nicht vor 43 bis 60 und bei einer Temperatur von 13—19 ^ 
Reaumur nicht vor 24 Stunden. Je kühler die Luft, desto 
langsamer geht das Aufrahmen vor sich. Zur Verhinderung 
deS Sauer- und Dickwerdens der Milch wendet man HHtGg 
doppelt kohlensaures Natron an, welches die sich bildkttde 
Säure aufnimmt und eine schnelle Ausscheidung deS Raönrrt 
gewirkt. 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler 
Amtliche Anzeigen. • 
Kundmachung. 
Gegen doppeltes Unterpfand und gegen gute Bürgschaft 
And Hieramts Gelder erhältlich. Auch werden versicherte gute, 
ältere Briefe eingelöst. ' - - 
Jene Parteien, welche Willens sind, Geld aufzunehmen, 
haben sich diesfalls an den festgesetzten AmtStagen Mittwoch 
und SamStag bei der gefertigten Verwaltung anzumelden. 
Fürstlich Liechtensteinische Kassenverwaltung. 
Vaduz, am 28. Jänner 1875. 
s NebeSty. 
Kornpreife vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 5. Febr. 
Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
I geringe 
! 
1 
kr. 
1 st 
kr. 
ff. 
kr. 
Korn i 
3 
40 
1 3 
15 
3 
05 
Roggen . . . . 
1 2 
80 
2 
60 
2 
50 
Gerste 
1 2 
70 
2 
50 
2 
30 
Türken .... 
2 
80 
2 
50 
2 
20 

1 
70 
1 
60 
1 
50 
Xhermometerstand nach Reaumur in Vaduz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
W i t te r u n g. 
Februar 
3 
+ 1 
+ 4 
+ 2% 
bedeckt 
it 
4. 
+ 2 
+ 2% 
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„ schneit etw. 
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— 1 
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Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
10. Februar Silber . . . . . ... . . 105.75 
20-Frankenstücke ....... 8.91 
Druck von Heinrich Graff in Feldtirch.
	        

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