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bauung der Nolla»Gewässer Zadr für Jahr eine Summe für
Berbarrikadirung derselben inS Budget aufgenommen worden.
Der Kanton Graubünden ist von St. Gallen aus dabei
unterstützt worden. Der Bericht deS eidgenössischen Forstinspek-
toratS an den BundeSrath muß zu ^ neuen Maßnahmen des
Bundes in dieser Richtung fübren. Sollen wir unter solchen
Umständen weiter geben u. dem Kanton Graubünden zu Hilfe
kommen, der in den Dreißiger- und Vierziger-Jahren auf eine
gottlose Weise die Wälder kahl geschlagen unv auf Vorsorge
warten ließ und erst jetzt fürsorqt, wo eS ein halbes Jahr-
hundert braucht, den verursachten Schaden wieser zu tilgen
Wir sollten einstehen in einem andern Kanton, wäbrend wir
selbst für uns so stark engagirt sind und wir unS selbst kaum
zu helfen wissen; dam noch mit den hinterlegenden A5uhr»
Pflichtigen, die in den 50er Jahren nur unter einer halben Re-
volution herbeigezogen werden konnten.
Wir sollen da oben helfen, während Niemand daran denkt,
den Kanton Graubünden für den Durchstich in Anspruch zu
nehmen, der laut Kostenvoranschlag zu 6W Millionen berech
net ist, zu dessen Durchführung wir unser Wort verpfändet
haben Müssen wir überall helfen? Graubünden wird die St.
Gallischen Repräsentanten in den cidg. Rathen immer an der
Seite finden, wenn eS sich um eivg Hilfe Handelf. Aber daß
wir finanziell die Sünden gut machen, die droben begangen
worden, kann nicht verlangt werden. Wir haben genug eigene
Sünden zu tragen.
St. Gallen sollte einmal den Much zur Tilgung seiner
Millionen Schulden haben, den das französtsche Volk zeigte,
welches in den Jahren i870—73 2000 Millionen Steuern,
indirekte, dekretirte, um aus dem Unglück herauszukommen, und
wäre es nur, bis wir auS dielen Ausgaben heraus sind.
Landammann Zollikoser. Der Kanton St. Galleu hat
ein Gesuch der Regierung deS Kantons Graubünven um Ab-
Änderung des Gesetzes über die Verdauung der Wilvbäche beim
Bunde unterstützt. Derselbe gewahrt einen Beitrag an die Er-
stellungskosten der Verbauungen, aber nicht an deren Unterhalt.
Die Kosten deS Letztern haben aber einen bedeutenden Umfang
erreicht, so daß sicd die Graubünduer zu sagen anfangen: Die
Opfer, die »vir bringen, nützen unS wenig; wir haben keinen
besonderen Schaden durch die Wildbache Graubünden hat
daher die Regierung des KantonS St. Gallen freundeidgenos-
sich darauf aufmerksam gemacht und um ihre Mitwirkung zur
Anregung einer Revision oben erwähnten Gesetzes angegangen.
Der Regierungsrach wird dieser Frage immerfort die größte
Aufmerksamkeit schenken. Sollte es sich herausstellen, daß der
Kanton St. Gallen nicht anoerS kann, als sich finanziell zu
betheiligen, so wird man sich allerdings zwingen müssen, diese
Frage inS Auge zu fassen.
Stellt daher den Antrag auf motivirte Tagesordnung mit
Rücksicht auf die Schlußnahme des Großen RatheS vom 17.
November 1869 (Sie lautet: Der Regierungsrath ist einge-
laden, dahin zu wirken, daß eilte Verbauung der Nolla vor
genommen werde), und aus die bisherige Betätigung des Re
gierungsratheS.
Noch EineS, bemerkt der Redner. „Wir stehen nicht mehr
da, uns auf die TardiSbrücke stellen und in den Kanton Grau-
bünden hinaufrufen zu dürfen: Habt selber Ordnung! Der
Kanton Graubünden ist im Forstwesen dem Kanton St. Gal-
len weit voran und daher Vorwürfe der Art nicht mehr am
Platze.
W rr t h - S a n d. Sein Antrag beabsichtige nicht, die Wuhr-
Gemeinde und den hinterliegenden Wuhrbeittz zu den Lasten
herbei zu ziehen. Ebenso enthalte derselbe kein Wort, daß der
Kanton eine finanzielle Verpflichtung übernehme. - Allerdings
könne der Fall unv die Notwendigkeit eintreten, daß der Kan-
ton in dieser Richtung herbeigezogen wird. Was den Einwand
betreffe, saß man nicht in ein fremdes Land gehen und mit
helfen könne, so wäre derselbe auch dem Kaiserthum Oesterreich
gegenüber geltend zu machen Das Eigenthum deS Landes
darf mich nicht kümmern, wo Gefahr vorhanden ist. CS ha-
den auch nicht die Kahlschläge im Nolla- und Glennergebiet
speziell die Kalamitäten veranlaßt. Der Bericht deS eidgen.
Oberingenieur Salis weist diesfalls nach, daß die Nolla schon
vor Jahrhunderten Geschiebe nach unten gewälzt habe.
Selbst die -eifrigsten Gegner können die Berechtigung deS
Antrages nicht bestreiten. Niemand kann behaupten, daß die
Verbauung der Wildbäche nicht ebenso nothwendig sei wie der
Rheindurchstich. Neman» kann behaupten, daß eine finanzielle
Verpflichtung in der Motion ausgesprochen sei.
Nationalrath Müller. Aber eine moralische, und diese
können wir angesichts unserer finanziellen Nothstände nicht auf
unS nehmen.
Ueber die Motion Wi»th-Sand wurde motivirte TageSord-
nung nach Antrag Zoll-kofer beschloffen.
Politische Rundschau.
Oesterreich. Cardinal Rauscher, dessen schwere Erkrankung
wir letzthin gemeldet haben, ist am 24. Nov. in Wten gestor
ben. DaS feierliche Leichenbegangniß hat am 27. stattgefun-
den. Es bethe-liqten sich an demselben der Kaiser, die Erz
herzoge, die Minister, daS diplomatische KorpS, die Präsidien
und die Mitglieder beider Hauser deS ReichSratheS, die Gene-
ralität, mehrere Kirche.ifülften, der Statthalter, der Bürger-
meister mit dem Gemeinderath und andere Notabilitäten.
Im Abgeordnetenhause beantwortete der HandelSministet
die bekannten Interpellationen, betreffend die Zölle, dabin, der
Minister deS Aeußern werde der bereits im Laufe deS Oktober
an ihn gerichteten Aufforderung der Regierung den Handels-
vertrag mit England nebst der bezüglichen Nachtragskonvention,
sowie den Handelsvertrag mit Frankreich noch vor Ablauf
dieses JahreS zu kündigen und die deutsche Regierung zur Re-
vision deS Handels- und Zollvertrages noch vor dem.Eintritt
deS KüudigungSttrmineS zu bewegen, allern ächstenö ent-
sprechen. Nach erzielter Übereinstimmung mit Ungarn und
nach Vereinbarung über die Grundlagen für neue HqndelS-
und Zollverträge mit Deutschland und mit Frankreich werde
das Bestreben der Regierung darauf gerichtet sein dem Reichs-
rathe baldmöglichst einen neuen Zolltarifsentwurf vorzulegen;
hiebei würden die Bedürfnisse des Handels und d?r heimath-
lichen Industrie jed, zulässige Berücksichtigung finden. Mit
jenen beiden Verträgen werde gleichzeitig ein allgemeiner Zoll-
tarifSentwurf vorgelegt werden, während mit England und
anderen Staaten keine Abmachungen über ZolltarifSfätze
getroffen werden sollen. Die Minister sagte schließlich die Ab-
stellung der Mißbrauche bei Handhabung des Appreturverfah»
renS zu. Die beifälligst aufgenommene Antwort des Mini-
sterS wurde dem volkswirthschaftlichen Ausschüsse zur schleunigen
Berichterstattung zugewiesen.
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schadler«
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Sevelen, im November 1875.