zwar bis zum Eintrocknen der Beeren am Stecke — erhält.
Dies wird aber nur in klimatisch bevorzugten Gegenden und
bei günstigen WitterungSverhältniffen zur Möglichkeit.
Die Entwicklung der Trauben ist Heuer in Vaduz im All-
gemeinen in so erfreulicher Weise fortgeschritten, daß wir we
nigstens auf eine ganz gute Qualität zu hoffen berechtigt sind,
im Falle sich der Oktober einigermaßen günstig zur Ausreife
anläßt.
Uebereilen wir uns daher mit der Weinlese so lange nicht,
alS die Trauben frisch und gesund, die Rebblätter grün und
die Oktober'tage sonnig und trocken sind. Jeder dieser Tage ist
GoldeS werth; denn erst im letzten Stadium der Auöreife ist
die Zunahme an Zuckergehalt eine betrachtliche und diese ist ja
für die Qualität maßgebend.
Eine ganz entsprechende Verordnung der fürstl Regierung
macht eS Jedem möglich, nach seinem Ermessen den richtigen
Zeitpunkt für die Weinlese abzuwarten; wir lassen dieselbe hier
wörtlich folgen, sie lautet:
Verordnung.
Zur Erzielung eines den verschiedenen Interessen der hier-
landigm Weingartenbesitzer möglichst entsprechenden gleichförm-
igen Vorgehens im Beginne der Weinlese ordnet die Regierung
Folgendes an:
In jeder Gemeinde, wo sich Rebhalden befinden, ist von
den Weingartenbesitzern alljährlich im Monat August eine Kom-
Mission aus 3—5 Mitgliedern zu wählen, welche unter dem
Vorsitze des OrtSvorsteherS den Zeitpunkt deS Beginnes der
allgemeinen Weinlese zu bestimmen hat. — Es bleibt aber auch
einzelnen Weingartenbesitzern unbenommen vor der allgemeinen
Weinlese zu wimmeln, wenn durch eine auf deren Kosten zu
veranlassende Beschau dieser Kommission die vollkommene Trau-
benreife in den betreffenden Weingartenparzellen konstatirt und
in nicht geschlossenen Weingärten noch überdies die Weinlese
einer besonderen Aufsicht durch ein Kommissionsmitglied unter-
stellt wird.
Die Weingartenaufsicht durch den Traubenhirt hat in jeder
Gemeinde über die allgemeine Weinlese hinaus noch weitere
14 Tage fortzubestehen, soferne einzelne Weingartenbesitzer spä-
ter zu wimmeln beabsichtigen.
Die Nachlese (daS sogenannte Spiegeln) bleibt gänzlich
untersagt. — Übertretungen dieser Verordnung werden mit 2
bis 100 fl. geahndet.
Baduz, den 27. Sept. Ueber den letzten Grabser Markt
gibt der „Wervenberger Anzeiger" folgenden Bericht: Der am
20. Sept. abgehaltene Vieh- und Pferdemarkt in Grabs war
ziemlich stark befahren. Rindvieh waren circa 1080 Stück
aufgeführt. Pferde, meistens junge Waare circa 450 Stück.
Schafe und Ziegen circa 200 Stück. Schweine circa 100
Stück.
Der Handel im Rindvieh war besonders lebhaft und wurde
viel verkehrt. Es waren Käufer aus Italien, Deutschland
und den angrenzenden Kantonen in ziemlicher Anzahl vorhan-
den Die Preise für Rindvieh waren je nach der Qualität
folgende:
a) Für tragende, gutgebaute und gutgenahrte Kühe und
dreijährige Rinder von 300 bis 700 Fr. per Stück, b) für
zweijährige Rinder 200 bis 300 Fr., e) für einjährige Käl-
ber 100 bis 200 Fr.
Der Pferdehandel ging weniger lebhaft. Für verkaufte
Waare stellten sich die Preise wie folgt:
a) Für gute Zug- oder Zuchtpferde 700 bis 1000 Fr.,
d) für 2 ^jährige Füllen 650 bis 800 Fr., c) für 1 ^ Jähr
linge 400 bis 500 Fr., d) für ^jährige Füllen 250 btS
400 Fr.
Auch Schafe, Ziegen und Schweine waren leicht absetzbar
und galten bedeutend mehr als voriges Jahr.
Durchschnittlich gingen die Preise im Rindviehhandel bei
schönen Kühen und tragenden Rindern per Stück circa Fr.
100 höher als voriges Jahr. — Der Grabser Septembermarkt
war jedeS Jahr der Prüfstein für die Preise im Frühherbst
für das St. Gallische Oberland, hoffen wir, daß er die guten
Vorzeichen auch für diesen Herbst in sich trage. Den Vieh-
besitzern möchten wir aber zurufen: mit den Forderungen nicht
zu stark in die Höhe zu gehen, damit die Käufer nicht abge-
schreckt und der Absatz geschwächt wird. ES ist Vieh in Masse
vorhanden und die Heustöcke reichen nicht aus, ein guter Drit-
theil deS ViehstandeS deS St. Gallischen Oberlandes muß aus-
geführt werden, bis das vorhandene Futter für unsern Vieh-
stand genügt.
Vaduz, den 27. Sept. Wie man aus Klingnau (Kt.
Aargau) vom 17. Sept. schreibt, sind bereits Beweise geliefert,
daß der 1875er Wein bei sorgfältiger Lese ein recht guter
werden wird. Hr. Heer z. „Engel" hat heute in seinem Reb-
berge zur „Burghalde" Vorlese 'gehatten und eS zeigte sich
bei Wägung des WeinmosteS daS wirklich überraschende Re-
sultat, daß Schenkenberger 95, Klevner 106 und Tokaier so-
gar 110 Grad zog.
Im Jahr 1865 den 22. September zog der Klevner auS
dem gleichen Stück Reben 102 Grad und am 5. Oktober ge-
wohnliches Gewächs 90, Klevner 107 Grad.
Die Weinlese im Süden Frankreichs ist beendigt und hat
im Centrum begonnen. DaS Ergebniß soll eines der reichsten
des Jahrhunderts sein und daS |>on 1874 um ^ übertreffen,
also 75—80 Millionen Hektoliter liefern.
Vaduz, den 28. Sept. Ueber den letzthin bei Horgen
(Station der linkSufrigen Zürickseebahn) stattgefundenen Bahn
rutsch schreibt der „Bimd" folgendes: Daß die linken Ufer
bis weit gegen Zürich hinab von der Strömung unterhöhlt
sind, weiß längst alle Welt und die Warnung alter Seebe
wohner: die Bahn nicht hart dem Ufer entlang zu führen, da
sie notwendig versinken müsse, hätte deßhalb wohl berücksich-
tigt werden dürfen. Allein die Mahnungen waren in den
Wind gesprochen und, trotz allem Sträuben der Nordostbahn,
drückten eS einige reiche Horgener durch, daß die Bahn sich
ihnen «n das Ufer legte, was, an sich schon ein Verbrechen
gegen allen Schönheitssinn, auch die bauliche Entwicklung der
Gemeinde hemmen mußte Man hat zur Genüge vernommen,
mit welch' unendlichen Schwierigkeiten die Ausführung der
Bahn von Horgen ab, wo sie von der Höhe weg an den
See tritt, zu kämpfen hatte, und welche ungeheuren Summen
die Terrainverfenkungen verschlangen. Nichts schreckte ab; der
Bau wurde zu Ende geführt, und wenige Tage nach seiner
Collaudation, die „zu allgemeiner Befriedigung" ablief, steht
man vor einem größeren und gefährlicheren Loch a!S je zuvor.
Schon am Mittwoch Morgens bemerkte man Senkungen bei
der Bahnstation Horgen, doch die Züge liefen darüber weg
und durchschüttelten und lockerten den Boden noch mehr.
Einige Minuten nach 11 Uhr traf dann der Schnellzug von
Zürich ein und kurz nach seiner Abfahrt und in Erwartung
deS zweiten Schnellzugs von Glaruö brach plötzlich die ge-
fährdete Stelle ein, und versank in einem Umfang von viel-
leicht zwei Jucharten in die Tiefe deS SeeS. Von der Dampf-
schiffstation bis hinauf über die Straße auf drei Seiten um
daö Stationsgebäude herum trat das Wasser an die Stelle
des Landes und verschlang Trace und Boden. Von dem
schönen Stationsgebäude versank die Veranda und gefährdete
den übrigen Theil so sehr, daß man sofort an dessen Aus-
räumung wie auch an diejenige de< Güterschuppens schritt.
Sofort suSpendirte matt natürlich die Bahn, und die Dampf-
schiffe traten wieder in volle Funktion. Ingenieure erschienen
auf dem Platz und stellten Untersuchungen an, bei denen sich
herausstellte, daß das Terrain in eine Tiefe von 60 Fuß ver,
funken war und die Gefahr noch nicht vorüber sei. So fan-
den denn auch heute neue Nachrutschungen statt, und bereits