1873* enthält die genauen Angaben über die Actiengesellschaf-
ten, welche in dem genannten Jahr in den im ReichSrath ver
tretenen Ländern bestanden und zu Grunde giengen. Den
Bank- und Creditinstituten ist in dem Buch ein eigener Ab-
schnitt gewidmet. AuS den Nachweisungen erfahren wir, jdaß
von^den 98 Banken', welche im Jahre 1873 existirten, bezie-
hungsweife entstanden, nur 82 daS Jahresende erlebte«. Daö
Angezahlte Capital sämmtlicher 98 Banken« betrug 481,208,536
fl. in Banknoten und 41,600,000 fl in Silber. Die Gumme
der von denselben ausgegebenen Pfandbriefe belief sich auf
341,567,633 fl. in Bankn. nnd 102.246,000 fl. in Silber. Die
von 82 derselben ausgewiesenen Einnahmen erreichten die Höhe
Bon 101,348,296 fl, die Ausgaben 140,462,365 fl., so daß
stch im Ganzen ein Verlust von 39,114,069 fl. ergab. Den
größten Verlust erlitt die Oesterreichische Bodenkreditanstalt mit
7,204,239 fl., dann die Unionbank mit 6,886,691fl., die Oe-
sterr. allgemeine Bank mit 6,038,745 fl., der Länderbanken-
Verein mit 5,986.582 fl.; in Summe wurden 62,302,371 fl.
verloren und £3/188,302 fl gewonnen. Von diesem Gewinn ent-
fiel allein auf die Nationalbank ein Betrag von 10,857,189
fl. In Konkurs geriethen im Jahre 1873 7 Banken (4 in
Wien) mit einem Aktienkapital von 144 Millionen, im Jahre
1874 4 (in Wien keine) mit einem Aktienkap. von 1,685,776
fl. In Liquidation traten im I 1873 40 Banken (Wien 24)
mit einem Aktienkapital von 132,835,000 fl, im I. 1874 26
Banken (Wien 14) mit einem Aktienkapital von 63,220,000
fl. Die Gesammtzahl sammtlicher Aktiengesellschaften ^(die Ban
ken mitgerechnet) belief sich auf 681 mit einem statutenmäßigen
Aktienkapital von 2,835,636,245 fl und einem eingezahlten
Aktienkapital von 1,877,837,088 fl. Von denselben waren für
252,608,543 fl. Pfandbriefe und für 1,322,231,428 fl. Pri-
oritätsobligationen ausgegeben. In Konkurs geriethen im Jahre
1873 22 Gesellschaften mit 19,562,623 Aktienkapital, im I.
1874 24 Gesellschaften mit 11,775,376 fl. Aktienkapital. Die
Liquidation beschlossen im Jahre 1873 85 Gesellschaften mit
224,844,120 fl. Aktienkapital, 1874 69 Gesellschaften mit
116,710,950 fl Aktienkap-tal. Neu entstanden im I. 1874
20 Gesellschaften mit 15,426,000 fl. Aktienkapital.
^ Paris, 14. Sept. Ueber den der Kaiserin von Oester-
reich widerfahrenen Unfall meldet man dem „Figaro" folgen-
des Nähere: „ Ihre Majestät machte ihren gewohnten Morgen-
ritt in den Park, als ihr Pferd, da es eben mit verhängten
Zügeln galoppirte, wahrscheinlich an einer Unebenheit des Bo-
dens stolpert« und die Kaiserin im Weiterrennen über seinen
Kopf hinweg zu Boden warf. Sie blieb bewußtlos liegen.
Der G^oom, welcher sie begleitete holte eiligst Hilfe herbei,
ANd Ihre Majestät wurde in einem Sessel nach dem Schloß
getragen. Ihr Arzt, Dr. Wiederhofer, welcher nicht auf dem
Schloß Sassetot wohnt, konnte erst eine Stunde nach dem
Unglücksfall an Ort und Stelle erscheinen. Er konstatirte
Verletzungen an der Stirn und am Hinterkopfe. Trotz der
empfindlichen Schmerzen, welche Ihre Majestät erleidet, ver«
sichert man uns, daß ihre Wunden durchaus ungefährlich sind,
und daß sie im Lause deS gestrigen Tags daS Bett verlassen
konnte." — Von heute (13) wird offiziös aus Sassetot ge«
meldet: „Die Besserung in oem Befinden der Kaiserin von
Oesterreich hält an; doch haben ihr die Aerzte verordnet wenig-
stenS noch heut und morgen strengste Ruhe zu beobachten."
* New-Aork, 28. Aug. Die amerikanischen Blätter
bringen Berichte von der 9. Jahresversammlung der „Fat
Men's Association" (deS Vereins der Fetten), die am 25. Aug.
zu Gregory'jS Point in Connecticut stattfand. Der kaum
26jährige Vorstand des Vereins, William PerkinS, wiegt 373
Pfund; er ist daS gewichtigste unter den Mitgliedern des Ver-
eins, von denen etwa 100— oder 12 Tonnen im Ganzen
zusammenkamen. Sie kamen, sagt einer der Berichterstatter,
wie Nilpferde, und der Boden zitterte unter ihren Füßen. Die
/
Geschäfte der Versammlung wurden rasch abgewickelt, sie be-
standen außer der Wahl von Vorständen u. s. w. hauptsächlich
im Wägen neu aufzunehmender Mitglieder; wer unter 200
Pfund wiegt, wird zu leicht befunden. Ein großartiges Ban-
kett bildete den Haupttheil der Feierlichkeiten, doch fehlte eS
zum Schluß auch nicht an einem Tänzchen.
* London, 10. Sept. (Schwimmwuth.) Die düsteren
Prophezeiungen des Pariser „Figaro" von den verderblichen
Folgen, welche die Schwimmthat Kapitän WebbS nach sich
ziehen werde, fangen an in Erfüllung zu gehen. Eine förm
liche Schwimmwuth ist ausgebrochen, und greift rasch um sich.
Solange die Schwimmer mit der nöthigen Vorsicht zu Werke
gehen, sich auf ihren Fahrten von einem Boot begleiten lassen,
und von Zeit zu Zeit die erforderlichen Stärkungen, als da
sind Fleischbrühe, altes Bier u. s. w. zu sich nehmen, läßt
sich nichts dagegen einwenden. Von solchen mit Ueberlegung
unternommenen und mit Ausdauer durchgeführten Schwimm-
fahrten find wiederum zwei in den Schwimmannalen zu ver-
zeichnen. Ein hiesiger Schwimmlehrer, Namens Cavill, schwamm
gestern von Hammersmith Bridge bis in die Nähe des Tower,
eine Strecke von ungefähr 11 Meilen in 3% Stunden und
ließ unterwegs seine zwei Knaben, von denen der eine 7, der
andere nur 3% Jahr alt ist, ihre Schwimmkünste prsduzieren.
Er gedachte noch einige Meilen weiter bis Greenwich zu
schwimmen, wurde aber durch die Fluth daran verhindert.
Eine andere Probe von Fertigkeit und Ausdauer im Schwim-
men legten zwei Damen aus Vrighton ab. Frl. Ellen Sai-
geman, eine Schwimmlehrerin, und Frl. DickS schwammen im
Meer von Shoreham nach Brighton, 5—6 Meilen weit, in
2 y 2 Stunden. Diese Thaten verdienen alle Anerkennung und
Bewunderung« Aber mit den Berufenen wetteifern auch Un-
berufene um die Palme. Besonders ist die Themse in der
Nähe von London Bridge Schauplatz von solchen tollkühnen
Wagestücken. Von dieser Brücke, auf welcher der Verkehr am
lebhaftesten ist und wo eö raher an bewundernden Zuschauern
nicht fehlen kann, springt fast täglich irgendein ehrgeiziger
Schwimmheld kopfüber in die Fluthen der Themse, die sich
schwarz und schauerlich wie die Gewässer des Acheron unter
den mächtigen Bogen durchwälzen und nichts weniger als ein-
ladend aussehen. Polizei und Bootsleute haben ihre liebe
Roth; die letzteren natürlich mit dem Herausziehen, denn die
Kraft dieser Schwimmenthusiasten reicht oft nicht im entferntesten
an ihre Begeisterung heran. Leider sind auch schon einige Un-
glücksfälle vorgekommen. Ein komischer Fall aber begegnete
jüngst dem Nichter eines der Polizeigerichte. Als er Morgens
das Verzeichniß der zu verhandelnden Fälle durchlas, fand er,
daß unter den Excedenten sich einer befand, der arretirt wurde,
weil, und „während er auf der Temse dahertrieb, arg betrun-
ken und unzurechnungsfähig." Der gute Mann war nemlich,
stark angeheitert, mit dem Vorsatz in'S Wasser gestiegen die
Welt durch seine Schwimmkunst in Staunen zu versetzen.
Zum Glück wurde er noch rechtzeitig aufgefischt und von der
Polizei in Gewahrsam genommen, der dienstthuende Inspektor
aber wußte seine Vergehen nichts anders zu bezeichnen.
* Wien. Stubenmädchenscherze. Bei einem Kaufmanne
am Franz-Josephs-Kai ist seit längerer Zeit Katharina K. als
Stubenmädchen bedienstet. Im selben Hause befindet sich ein
Hofmeister, der auch Reserve-Lieutenant ist. ES gelang nun
Katharina, die Uniform des Lieutenants in einem günstigen
Augenblick sich anzueignen, anzulegen, den Säbel umzufchnal-
len und das leichte Käppi aufzusetzen. In diesem Anzüge
nahm nun die Amazone an jede Seite eine ihrer Freundinnen
und stolzirte gestern Abends vor 10 Uhr über den Franz-Jo-
sephS-Kai. Sie wollte sich einer bekannten Hausmeisterin
zeigen, damit sie eS einsehe, wie auch Frauen die Uniform gut-
kleide. Der weibliche Lieutenant war nahe seinem Ziele, als
von ungefähr ihm ein Feldwebel entgegenkam, der zwar vor