Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1875)

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Gattin verschwinden lassen. Für das merkwürdige Kunststück 
brach ein von allen Seiten stürmisches ös c«po loS, was dem 
Physiker nicht ganz erwünscht schien; doch gefaßt trat er vor 
und sagte: Da trotz der allgemeinen Sympathie, welche man 
dermalen für die Muselmanner hegt, uns Christen noch nicht 
erlaubt ist, mehrere Frauen zu nehmen, und ich als guter 
Christ nur eine Frau besitze, diese aber soeben verschwinden 
ließ, so ist eS mir nicht möglich, sogleich eine zweite verschwin- 
den zu lassen; hat aber jemand auS dem Publikum ein böseS 
Weib, welches er durch meine Zauberkraft verschwinden lassen 
möchte, so beliebe er sich zu melden. Ein reicher Bäcker, der 
mit seiner Ehehälfte auf dem ersten Platze thronte, rief Plötz- 
lich: „Herr! zwanzig LouiSd'or gebe ich ihm, wenn er die da 
— auf seine Frau deutend -r verschwinden laßt". Da erhob 
die bezeichnete Dame die gewaltige Rechte und donnernd schallte 
der Schlag durch den Saal, mit welchem eine der kräftigsten 
Ohrfeigen an der brennenden Wange ihres Eheherrn blühte. 
Der Saal wiederhallte von dem Applaus und die hohen und 
höchsten Herrschaften, welche anwesend waren, stimmten mit 
den Inhabern der letzten Plätze in ein freudiges allgemeines 
Gelächter ein. 
* Etwas für den Haushalt. Um gute Schinken 
zu erzielen, giebt es keine einfachere, noch bessere Methode als 
jene, nach welcher die Hamburger Schinken bereitet werden, 
welche sich bekanntlich eines Weltrufes erfreuen. Schon seit 
alter Zeit verfährt man dort auf folgende Art: Der Schinken 
und überhaupt Rauchfleisch wird sofort blutwarm in einem 
Gemenge von 32 Theilen Kochsalz und nur einem Theile 
Salpeter (wohlgemerkt!) tüchtig eingerieben, hierauf gehörig 
mit Roggenkleie überstreut (kann auch Weizenkleie sein); hängt 
recht viel daran, so umwickelt man das Stück mit Druckpapier 
und hängt eS in den Rauch. Durch dieses Verfahren werden 
die unangenehmen brenzlichen Raucheinwirkungen abgehalten 
und daS Fleisch vor allzu großer AuStrocknung bewahrt. Wenn 
man bedenkt, wie viel man gutes Geld für schlechte Schinken 
bezahlen muß und wie viel Rauchfleisch von ungeschickter Hand 
in wahres unkaubareS und ungenießbares Holz umgewandelt 
wird, so dürste jeder Haushaltung dieses Rezept willkommen 
sein. 
* Der amtlichen „Wiener Zeitung" Passirte in den letzten 
Tagen ein kleines Malheur. DaS AmtSorgan begieng nämlich 
die Unvorsichtigkeit, die angekommenen Fremden der Rubrik 
„Verstorbene" einzureihen; daraufhin entstand nun in der Pro- 
vinz eine wahre Panik. Besorgte Gattinnen, Brüder und 
Schwestern bestürmten den Telegraphen und aus einzelnen 
Theilen des Reiches kamen sogar Verwandte an, um die theu- 
ren Verblichenen nach der heimatlichen Erde überführen zu 
lassen. Hier löste sich das Mißverständniß alsbald auf, allein 
Einzelne waren mit der Freude, ihre Angehörigen lebendig zu 
wissen, nicht zufrieden — und verlangten Schadenersatz von 
der kaiserlichen ^Wiener Zeitung". DaS AmtSorgan weigerte 
sich aber, darauf einzugehen, und so dürfte es zu einem inter 
essanten Prozeß kommen. 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler. 
Eine Briestasche mit Banknoten, auf der Landstraße 
zwischen Vaduz und Feldkirch. 
Jener EigentWmer, welcher sich hinlänglich aufzuweisen 
vermag, kann dieselbe gegen einen, angemessenen Finderlohn 
und VeröffentlichungS-Kosten beim Unterzeichneten in Empfang 
nehmen. 
Vaduz, am 14. Sept. 1875. 
Gemeindevorstand Real. 
Holzversteigerung. 
Die Gemeinde Planken bringt unterhalb der Plankner Alp- 
(zwischen den Bachen) circa 90 Hochstämme Tannenholz zur 
öffentlichen Feilbietung. Die Versteigerung findet Montag, 
den 20. September Nachmittags 2 Uhr in der Wirt 
schaft in Planken statt. Die Versteigerungsbedingungen kön 
nen zum Vorhinein bei dem Unterzeichneten eingesehen werden. 
Planken, den 4. Sept. 1875. 
Der OrtSvorsteher: 
22 Gebhard Gantner 
Abhanden gekommen vor circa 6 Tagen: 
Ein Jagdhund, männlichen Geschlecht«», drei Jahre alt, 
von hellbrauner Farbe, mit weißen Pfoten, einem weißen Ring 
um den Hals, halb weißem geradetragendem Schweife und 
einer ungeregelt gegen einander lausenden Blässe; am leichte- 
sten erkenntlich an einer auf der einen Seite, vor dem hin- 
tern Schenkel befindlichen, kleinen, etwas länglichten Stelle, 
von weißen Haaren; folgt auf den Ruf: „Belto". 
Dem Einbringer oder Anzeiger desselben Fr. 10.— Be 
lohnung. 
Sennwald, den 8. Sept. 1875. 
A. Göldy zum Atzler. 
Zu verkaufen: 
Ein mittelgroßer Haushund Bei wem? sagt die Expe- 
dition dieser Zeitung. 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 10. Sept. 
Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
geringe 

fl. 
kt. | 

kr. 
fl. 
kr. 
Korn 
Roggen .... 
Gerste 
Türken . . . . 
Hafer 
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50 
30 
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50 
Thermometerstand nach Reanmyr in Badnz. 
Monat 
Morgens! Mittags 
7 Uhr j 12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
Sept. 8 
+10 
+18 
+16% 
hell 
* 9. 
+11 
+19 
+ 17 
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+10% 
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+ 18% 
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+21% 
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+12 
+17 
+ 16% 
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Telegrafischer Kursbericht von Wie«. 
15. Sept. Silber .......... 101.80 
20-Frankenstücke . 8 91% 
Druck von Heinrich Grass in Feldkirch.
	        

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