Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1875)

den Oesterreichern verfolgt war, bei Ravenna im Wochenbette 
'starb. A-tts dieser ersten Ehe stammen die Söhne Menotti und 
Ricciotti Uttd Me Tpch/tr Terefua, welche mit einem Canzio 
in Genua verheirathet ist. Zm Zahr 1860 hatte bekanntlich 
Garibaldi eine Raimondi von Mailand geheirathet, von wel- 
cher er sich aber gleich am ersten Tage nach der Hochzeit wie- 
der scheiden lkß. 
FraÄWh. We, ZÄHWgen Dt die -UsbttWoemmten 
bei der Marschalliü Mac Mahon und bei den öffentlichen 
Kassen haben äck 21. ÄlMft Mjammen die Summe von 
Ät.217,479 Tranken erreicht. 
AuS Paris meidet man den Tod des bekannten Divisi- 
MSgeneral Krossard vöiv ^enksköt^S, dier vörgistern plötzlich in 
Ehateau-Billain (Haute Marne) starb. General Frossard war 
linter dem Kaifrrreöhe Gouverneur deS kaiserl. Prinzen. Zm 
Kriege gegen Deutschland kommändirte er daS zweite Armee- 
kdrpS .bei Saarbrücken und verlor die Schlacht bei Forbach. 
Epanie«. Die farlistische Festung Leo de ürgel ist von 
Aen RegierungStruppen genommen worden. Die Zahl der Ge- 
fangenen beläust sich auf 800, worunter 100 Offiziere. Zwei 
Krupp'sche und zwanzig ältere Geschütze und ein kleiner Be- 
stand an Munition und Lebensmitteln fanden sich in der Cita- 
belle. Die Uebergabe war durch Wassermangel veranlaßt. 
Die Führer der Karlisten sind jedoch durch diesen sehr 
großen Mißerfolg allem Anscheine nach noch nicht hinlänglich 
entmuthigt. 
Wie auS San Sebastian gemeldet wird, konzentriren sie 
ihre sämmtlichen Streitkräfte in Guipuzeoa, und in Navarra 
betreiben sie etn ZwangS-Massenaufgebot aller Männer vom 
17. töS zum 50. Lebensjahre. Der Eifer der Navarresen für 
die Sache des Don KarloS scheint sich jedoch bedeutend abge- 
kühlt zu haben, denn der Telegraph meldet, daß in Folge deS 
Aufgebots zahlreiche Uebertritte nach Frankreich stattfinden. 
Herzegowina. ES wird von verschiedenen Weiten be- 
tätigt, daß der Aufstand in der Herzegowina im entschiedenen 
Niedergange begriffen ist. Nach den gemeldeten militärischen 
Erfolgen der türkischen Truppen sind die Aufständischen zum 
dllerwenigsten zum bloßen Guetillaikrieg verurtheilt. Es ist dieS 
5ür alle diejertigen eine überraschende Meldung, welche auS dem 
UMand, daß der Aufstand die gesammte Diplomatie der Groß- 
mächte in Bewegung gesetzt Hat, einen Rückschluß auf die Energie 
mb die Machtmittel desselben gemacht hatten. Für den euro 
päischen Frieden ist eS allerdings besser, daß die Diplomatie 
Hie bloße Möglichkeit einer weitgreifenden Bewegung als An- 
laß zu gemeinsamem Austreten genommen hat, als wenn fie 
sich durch das Mißtrauen in die Nachhaltigkeit des Aufstandes 
in Sicherheit hätte wiegen lassen, und so eines TageS die ori 
entalische Frage in aller Form aufgetreten wäre. 
DaS direkte Eingreifen der europäischen Diplomatie ist 
Hzwar biS heute, so viel man vernimmt, von nicht besonders 
j glänzenden Resultaten begleitet gewesen. Ein Telegramm der j 
3 „Momingpoft* auS Berlin meldet, die Vermittlungsversuche 
- der ausländischen Kottfuln bei den Aufständischen haben sich ! 
^bereits als Vollständig fruchtlos erwiesen. AlS Ersatz dafür, 
' wird versichert, werden die kaiserlichen Regierungen demnächst 
1 eine internationale Konferenz vorschlagen, um in Gemeinschaftj 
"mit der Türkei die schwebenden Zwistigkeiten zu erledigen. 
Vom Kriegsschauplatz laufen seit den Unfällen, welche die 
Insurgenten bei Trebinje erlitten, nur wenige Nachrichten ein. 
Man hört nichts mehr von neuen Zügen, neuen Waffenthaten, 
dafür aber beginnen die Beschuldigungen gegen die Führer, 
daß sie verrätherischeS Spiel getrieben oder wenigstens das 
ihnen anvertraute Amt lässig oder planlos verwaltet hätten, 
— eine gewöhnliche Erscheinung in jedem unglücklichen Kriege.! 
Dieses Schicksal trifft nun namentlich Ljubobratich, der vor 
14 Tagen noch als genialer Held gepriesen worden, -ja Hen 
man als den künstigen Großvezier von der Herzegowina zu 
nennen beliebte, und der sich nun nicht mehr in dem Lager der 
Aufständischen dütse blicken lassen. 
Der Berliner Berichterstatter der , Times" gibt nachstehen- 
de Darstellung als eine ziemlich genaue Uebersicht dessen waS 
Ibis jetzt von den verschiedenen Großmächten in Sachen der 
Herzegowina geschehen sei. Als General Zgnatieff, der russische 
Botschafter, auf seinen Posten in Konstantinopel zurückkehrte, gleich 
l nach Ausbruch der Erhebung, setzte er sich sofort mit der Pforte in 
Verbindung, und erörterte den Lauf der Ereignisse ohne jedoch 
ddn Wunsch nach Einmischung anzudeuten. Einige Tage 
! später, gegen Mitte August, traf GrafZichy, der österreichische 
Botschafter, ain Bosporus ein, und machte unverzüglich Vor- 
stellungen veS Inhalts: daß eine Vermittlung der Mächte 
wahrscheinlich den Interessen der Tütkei sowie Oesterreichs Über- 
Haupt ganz EuropolS dienlich sein würde. Diesem Borschlag traten 
dieVertreter Deutschlands u. Italiens ohne weiteres bei, während 
! sich Rußland anfänglich zurückhielt. Als indessen Oesterreich 
nachdrücklich die bedenkliche Lage hervorhob, in welche feine 
' südslavischen Provinzen durch die periodische Wiederholung die- 
ser türkischen Ausbrüche versetzt würden, und Rußland fand, 
daß die Nachbarmacht entschloffen sei, gab eS schließlich nach 
und machte in Gemeinschaft mit dem Berliner und Wiener 
Kabinet der Pforte eine Vorstellung. ES war entweder un 
mittelbar vor oder nach diesem Schritt, daß Rußland im münd- 
lichen Berkehr mit den türkischen Staatsmännern die Ansicht 
zu erkennen gab, daß falls sich die Machte überhaupt zu 
Gunsten der unterdrückten RajahS einmischen sollten, es für 
alle Parteien am besten sein würde Bosnien und der Herzego 
wina ein möglichst bedeutendes Maß der Unabhängigkeit etnzu- 
räumen. Oesterreich bekannte sich zu einer entschieden entge- 
gengesetzten Ansicht. Nach der Auseinandersetzung deS Grafen 
Andrassy hieße eS die österreichischen Südflaven in ihren Ver- 
suchen zur Verwirklichung deS alten Traums der Vereinigung 
mit den Serben und BoSnmken bestärken, würde man die auf- 
gestandenen Provinzen zum unabhängigen Staat machen. Das 
einzige Zugeftändniß, welches Oesterreich deßhalb den Aufstän 
dischen gemacht sehen möchte, wäre Gewöhnung von Selbstre- 
gierung in inneren Angelegenheiten und Schutz gegen die 
Tyrannei und Grausamkeit unter welcher Bosnien und die 
Herzegowina so lange gelitten hatten. Da Deutschland keine 
Einwendungen gegen diesen Gedanken erhob, und Frankreich 
im ersten Stadium der Verhandlungen nicht zu Rath gezogen 
wurde, so gab Rußland seine frühere Position auf und gab 
im allgemeinen und in ziemlich unbestimmter Weise zu ver- 
stehen, eS nehme den österreichischen Vorschlag als geeignete 
Operationsbasts an. DaS erste Ansuchen der drei nordischen 
Mächte wurde von der Pforte abgelehnt. DaS zweite, welches 
nach Verlauf weniger Tage gestellt und von sämmtlichen Un- 
terzeichnern des Pariser Friedensvertrags unterstützt wurde 
fand bessere Aufnahme und führte zu dem Plane der Vermitt 
lung durch die Konsuln. 
Verschiedenes. 
* Nach dem „Journal d'Alface" soll der gebrannte Kaffe 
einer der kräftigsten Stoffe fein, um thierische und pflanzliche 
Ausdünstungen unschädlich zu machen und zu zerstören. Ein 
Gemach, worin sich längere Zeit faiileS Fleisch befand, wurde 
augenblicklich von dem üblen Geruch befreit, als ein offener 
Kafferöster, in welchem sich ein Pfund frischgebrannte Kaffe- 
bohnen befanden, dort aufgestellt wurde. Den gleichen Dienst 
leistete der Kaffe, auf diese Weise behandelt, bei Entleerung 
einer Senkgrube, wodurch im betreffmden Hause der üble Ge- 
ruch unausstehlich wurde. Man Dllte auf verschiedenen Plätzen 
des Hauses frisch gebrannte, noch Heiße Kaffebohnen auf und 
der üble Duft verschwand. 
• England. DaS unterirdische Bahnnetz in London, 
diese merkwürdige, zu den Wundern der Welt gehörende Bahn,
	        

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