Hr. Adolf Kröber aus München versuchte in einem Toast
dieser Eifersucht die verletzende Spitze zu nehmen, indem er
ausrief: „Mein Hoch, es gilt der Helvetia, den Schweizer-
Brüdern, die in unserer Mitte sind; ihnen sende ich den
Schützengruß. ES haben deutsche Schützenbrüder mir gesagt:
warum willst du auch die Schweizer toastiren, die uns nicht
zu den Scheiben gelangen lassen? Auch dieses ist ein Zeichen
ihres Eifers, an dem wir uns ein Beispiel nehmen können.
Wir hatten zu tief in den Kelch geschaut, wir hatten, als die
Schweizerbrüder am Montag früh an das Waffenwerk gingen,
kaum die Augen auSgerieben. Die Schweizer gaben uns daS
Vorspiel dieser schönen Feste; wir haben ihnen die nationalen
Feste abgesehen; wir sind ihnen auf dieser Bahn gefolgt, dort
wurde die edle Schießkunst zuerst national gehegt und gepflegt.
Wir sind ihnen gefolgt auf dieser Bahn; nehmen wir uns
auch, ein Beispiel an ihrem regen Eiser, an ihrem wurmen
Ehrgeiz u. s. w."
Belgien. Brüssel. Em Pariser Brief der „Jndepen-
dance Belge" spricht von einem Manifeste, welches der Sohn
Napoleons III. in Form eines an Fleury adresstrten Brieses
an Frankreich richten wird. DaS Manifest ist von Fleury in,
spirirt und erklärt, daß Prinz Napoleon nichtS thun werde,
um die Krone wieder zu erobern. Er erwarte, daß Frankreich
ihn freiwillig zurückrufen werde.
Schweiz. Zürich. Die kantonSräthliche Kommission für
die Angelegenheit der LoStrennung deS KantonS vom Bisthum
Chur hat beschlossen, dem Kantonsrckh den Antrag vorzule-
gen, es sei der Kanton allerdings vom BisthumSverband ab-
zulösen, dagegen sei jeder katholischen Gemeinde der Anschluß
an das eine oder andere Bisthum freizustellen.
Der neue schweizerische Fabrikgesetzentwurf handelt in den
§K 15, 16 und 17 über die Beschäftigung von Frauen und
minderjährigen Arbeitern folgendermaßen:
§ 15. Frauenspersonen dürfen nicht zur Sonntagsarbeit
und zur Nachtarbeit zwischen 8 Uhr Abends und 5 Uhr Mor-
genS verwendet werden.
Frauenspersonen, welche ein HauSwesen zu besorgen ha-
ben, ist eine Mittagspause von iy 2 Stunde zu gestatten.
Ueber die Zeit ihrer Niederkunft dürfen Wöchnerinnen wäh>
rend 10 Wochen nicht zur Arbeit in der Fabrik angehalten
werden.
Zur Reinigung im Gang befindlicher Motoren, Trans
missionen und gefahrdrohenden Maschinen dürfen Frauensper-
sonen nicht verwendet werden.
§ 16. Kinder, welche daS 13. AlterSjahr noch nicht zu-
rückgelegt und daS laufende Schuljahr noch nicht vollendet ha-
ben, dürfen nicht zur Arbeit in den Fabriken verwendet werden.
Nach zurückgelegten 13 Jahren darf der Schul- und Re-
ligionSunterricht durch die Fabrikarbeit nicht beeinträchtigt wer-
den Der Schulunterricht und die Arbeit in der Fabrik sollen
zusammen 11 Stunden nicht übersteigen.
Die Dauer der regelmäßigen Arbeit eines TageS darf für
Kinder von 13 — 16 Jahren 11 Stunden nicht übersteigen.
Alle Sonntags- und Nachtarbeit von Kindern unter 16
Jahren ist untersagt.
Der Bundesrath ist ermächtigt, diejenigen Fabriken zu be-
zeichnen, in welchen Kinder überhaupt nicht beschäftigt werden
dürfen.
8 17. Der Fabrikbesitzer ist dafür verantwortlich, daß keine
Kinder unter 13 Jahren in die Fabrik aufgenommen werden.
Europäische Türkei. In der Herzegowina herrscht der
offene Krieg zwischen Christen und Türken, der eine religiös
politische Färbung hat. Es gährt gewaltig in Montenegro u.
Serbien, um Konstantinopel herum. ES sammelt sich etwaS
wie ein Ungewitter dort unten; vielleicht verjagtS noch einmal
der Wind und vielleicht auch nicht. Oesterreich-Ungarn hat be-
reitS militärische Maßregeln zur Grenzbewachung ergriffen.
Der Wiener Korrespondent eineö Schweizer-BlatteS mißt
dem Aufstande in der Herzegowina eine große Tragweite bei,
indem er u. A. schreibt: „Ein Stück von der orientalischen
Frage scheint ins Rollen gerathen zu sein. Dep Aufstand ist
keineswegs unterdrückt; Montenegro will bloS gegen gewisse
Konzessionen Seitens der Pforte feine Neutralität bewahren,
und in Serbien gährt eS gewaltig, ärger vielleicht als man eS
eingesteht. Die an die insurgirten türkischen Provinzen an-
grenzenden österreichischen Länder Dalmatien und Kroatien,
bethätigen ihre Sympathien für die Aufständischen trotz der
gegentheiligen Absicht der östereichischen Regierung, und nähren
aus diese Weise den Brand, der nachgerade nicht gaktz unbe
denkliche Dimensionen annimmt. Und jj| diesem Zeitpunkt
reiSt Fürst Milan von Serbien plötzlich nach Wien und die
Belgrader Regierung ist zudem bedenklich erschüttert in Folge
maßloßer Wahlagitationen ES heißt, die Pforte treffe Bor-
bereitungen, Serbien militärisch zu besetzen, wenn eS Miene
machen sollte, den Ausstand zu Wt.erstütztn."
Üeber Anfang und Ziel deS AufstandeS in der Herzego-
wina gibt ein Korrespondent der „N Fr. Pr." folgende nähere
Ausschlüsse: Die Insurrektion begreift sämmtliche Pörfer der
Bezirke Nevesinje, Stolatz, einiger Ortschaften von Bileke und
den westlichen Theil von Trebinje, d. h. von Nevesinje bis an
die Narenta und hinunter bis an die dalmatinische Grenze, in-
begriffen die katholischen Dörfer von Stolatz, die bis zum
heutigen Tage stets zur Regierung gehalten und natürliche
Gegner ihrer griechisch-orthodoxen Stammesbrüder waren. Jene
katholischen Gemeinden gehören zu dem bischöflichen Sprengel
von Ragusa und nicht unter die bosnischen Franziskaner. Die
Klagen oder vielmehr die Forderungen der Insurgenten sind
im Allgemeinen folgende: 1) Abschaffung der supplementären
(y A ) Abgabe des Zehntels an die Regierung, d. h. nur 10
statt 12 Prozent. 2) Reduzirung der Steuern auf die Schafe
von 90 auf 14 Para per Stück. 3) Reduzirung für die
„Askerie", d. h. des LoSkaufeS 'vom Militärdienst, von 23 u.
35 Piaster auf 15 Piaster, die künftig nur vom 15. bis 45.
Jahre anstatt von der Äeburt bis zum Tode bezahlt werden
sollen. 4) Einführung des einheimischen lokalen PolizeldiensteS,
anstatt des verhaßten ZaptieS. DieS sind neben den Klagen
gegen einige Grundherren und Mißbräuche die hauptsächlichsten
Reklamationen der Insurgenten, und schwerlich könnte die Re-
gierung nachgeben, ohne auch die ganze Provinz und Rume-
lien auf gleichen Fuß zu stellen. Daß die slawischen Dalma-
tiner der Bewegung günstig und nach Kräften behülflich sind,
dies unterliegt, nach Meinung deS eben zitirten Korresponden-
ten, keinem Zweifel. Allein der Ursprung der Insurrektion sei
in der Lage der Herzegowina selbst zu suchen. Seit drei
Jahren schlechte Ernte, Viehseuche, der letzte Winter außeror-
dentlich streng mit Wegraffung des restirendeS Viehes, die
Unmöglichkeit, die Steuern zu bezahlen, dann nachlässige Ver-
waltung, daS Beispiel der angrenzenden christlichen Bezirke, die
durch Kampf und Erhebung zur Autonomie gelangt sind, dies
feien wichtige Momente genug, um eine anfangs unerhebliche
Unzufriedenheit zu einer förmlichen Insurrektion umzuwandeln.
Amerika. Aus Neuyork die Botschaft vom Tode des ge-
wesenen Präsidenten der Ver. Staaten, Andr. Johnson. Er
folgte bekanntlich ohne besondere Wahl auf Grund der Ver-
fassung im Jahre 1865 dem ermordeten Adr. Linkoln aus den
Präsiventenstuhl. In seiner Jugend war er Schneidermeister
gewesen. Die Amerikaner stnd nicht immer glücklich im Rechnen.
Im Jahre 1865 tröstete man hie Feinde Johnsons damit, daß
derselbe bei seiner rühmlich bekannten Trunksucht keine 3 Jahre
mehr leben würde. Vom Präsidenten Grant hieß es vor viev
Jahren schon, er könne bei seinem unmäßigen Tabakrauchen
nicht länger als ein Jahr noch am Leben bleiben. Er raucht
aber heute noch die gleichen Wolken.