Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1875)

Oberpfalz und RegenSburg 3 Liberale und 13 Ultramontane; 
in Oberfranken 14 Liberale und 3 Ultramontane; in Mittel- 
franken 19 Liberale; in Unterfranken 7 Liberale und 12 Ultra- 
montane; in Schwaben' 9 Liberale und 10 Ultramontane; 
zusammen 77 Liberale und 79 Ultranwntane. 
Frankreich. Die französische Nationalversammlung be- 
handelte ami 19. d den Gesetzentwurf betreffend die Erhöhung 
der Lehrergehalte. Nach Art 1 des Gesetzes baben die Mini- 
malgehalte der Lehrer 4 Klassen: 960, 1000, 1100 u. 1200 
Fr.; die der Lehrerinnen 3 Gassen: 700, 800, 900 Fr.; die 
der Unterlehrer 2: 700 und 800: die der Unterlehrerinnen 2: 
600 und 650. Nach Art. 2 steht der Lehrer oder die Lehre- 
rin bei der Uebernahme einer Stelle in der letzten Klasse, rückt 
aber nach je 5 Jahren höhere Klaffe vor. Die Ve- 
stimmung ist rückwirkend, so d«ß ein Lehrer von 15 Dienstjah- 
ren in die erste Klaffe kornmt. Die Erlangung deS vollen 
Btevets hat eine Gehaltserhöhung von Fr. 100 zur Folge; 
Lehrer oder Lehrerinnen, welche die Auszeichnung der silbernen 
Medaille erhalten, hohen einen Anspruch auf eine jährliche Zu- 
laße von Fr. 100 während ihrer Dienstzeit. WohnungSent- 
schädigungen können betragen 50 bis 150 Fr. Die Gehalte 
sind monatlich zu zahlen. — FranciSque-Rive wünschte, daß 
noch mehr für die Lehrer geschehe, indem er daran erinnerte, 
daß die VolkSlehrer in Holland, Belgien und der Schweiz, 
also viel kleineren Staaten, bis 1500 Fr. und nie unter 820 
Fr. beziehen. Referent Ernoul bedauerte, daß die dermaligen 
Budgetverhältniffe nicht mehr gestatten. Nach kurzer Debatte 
wurde der Entwurf mit den vorgeschlagenen Ansätzen ange 
nommen. 
Man hofft in Paris von den Sammlungen für dieUeber- 
schwemmten ein Gesammtergebniß von 10 Millionen. Ein 
englisches Komite unter dem Vorsitze des Lordmayor, welches 
für den gleichen Zweck sammelt, hat schon mehr als 400,000 
Fr. aufgebracht, und hofft eine runde Million zu erzielen. 
Wie der Telegraph berichtet, hat die Nationalversammlung 
beschlossen, ihre Arbeiten für drei Monate, vom 4. August bis 
4. November, einzustellen. Mit diesem Beschlüsse sind Auflö' 
sung und Neuwahlen für dieses Jahr definitiv beseitigt. 
Rußland. In Petersburg hat der Telegraphenkongreß 
Abschied genommen. Der Tarif scheint ein Hauptgegenstand 
der Verhandlung gewesen zu sein. Die Beschlüsse kommen 
zwar, wie beim VölkerrechtSkongreß, nur langsam und unvoll 
ständig in die Oeffentlichkeit. An den 20 Wörtern Minimum 
bei Telegrammen hielt man fest. Die Ueberzahl soll aber nicht 
,mehr von 10 zu 10, sondern von 5 zu 5 Wörtern gezählt 
werden. Auch ist Einführung telegraphischer Avise von 10 
Wörtern zu % deS gegenwärtigen Tarifs beschlossen worden. 
GS soll die Länge der Wörter nicht mehr nach Silben, son 
dern Nach Buchstaben berechnet werden und das Maximum der 
Buchstabenzahl für Europa auf 15 gestellt werden Bisher 
aber durfte, unseres Wissens, ein Wort sieben Silben haben, 
wobei das Publikum doch oft besser stund. Für rekommandirte 
Depeschen, wenn sie verstümmelt oder verspätet werden, soll 
ein Schadenersatz von Fr. 50 bezahlt werden. 
Die fünfte Konferenz sindet 1878 in London statt. 
Spanien In Spanien scheint Don Karlos noch lange 
nicht demoralisirt zu fein. Er hat vom Ehef des Generalstabs 
seiner Zentrumsarmee im königlichen Hauptquartier zu Ära- 
mayona gute Botschaften erhalten, von der Armee Dorregaray'S, 
welcher gemäß den Verabredungen die gesammten karlistischen 
Streitkräfte durch meisterhafte strategische Flanken- und Contre- 
Märsche wieder konzentrirt habe und an der Spitze seiner Ar- 
mada in die Proviiiz Perida eingerückt sei. Die Alfonfisten 
sxien geyöthigt gewesen, sich von Vitoria zurückzuziehen und 
PMnqceryda zu Passiren, verfolgt von mehreren karlistischen 
Divisipnen. Die Pivißoy Alava. bleibe vor Vitoria. Gene 
ral Porregaray ist zum Generalkapitän, General A^varez 
zum General-Lieutenant befördert worden. Für die kar- 
listische Zentrumsarmee stehen 10,000 neue Gewehre bereit. 
König KarloS selbst steht jetzt laut einem Telegramm auS To- 
losa in Villafranca. 
England. Die englische Presse beschäftigt stch fortwäh- 
rend, freilich vorwiegend in optimistischem Sinne, mit dem 
Vordringen der Russen in Centralasien. Den neuesten Beitrag 
zu dieser Literatur liefert die „Edinburgh Review". Der Ver- 
fasser deS Artikels bestreitet vorzugsweise die Theorie, daß Ruß- 
landS Vordringen das Ergebniß machiavellistischer StaatSideen 
sei und andererseits den Glauben, daß England' ernsten Grund 
zu Besorgnissen hinsichtlich dieses Vordringens habe. Die 
„Times" ist im Großen und Ganzen mit der „Review" in 
diesen beiden Punkten einverstanden. Auch sie hebt hervor, 
daß man bei Rußland keinerlei schlimme Anschläge gegen Eng- 
land vorauszusetzen brauche, um sich daS Vordringen in Cen- 
tralasien zu erklären, daß vielmehr die Naturnothwendigkeit u. 
der Drang, irgendwo eine feste Grenze zu finden an und für 
sich schon einen mächtigen Sporn zu derartigem Handeln 
bilden. 
Amerika. Ueber daS furchtbare Erdbeben in Südamerika, 
das als das verheerendste der letzten zwei Jahrhunderte be- 
trachtet wird, liegen ausführliche Berichte vor. DaS Gebiet, 
in welchem dasfelde stattfand, ist der groß-? Kaffeedistrikt Süd- 
amerikas. Die von den Stößen betroffene Region bedech 5 
Breitegrade und ist 500 Meilen breit. Die Erschütterung 
dehnte stch in nordwestlicher Richtung länqS deS nördlichen 
Rückens der Anden aus. Die Zerstörung war am größten in 
Grammalato, ArboledaS, CrucutillaS und Eucutta. Von den 
14,000 Personen, die in Folge des Erdbebens umkamen, wur- 
den nur etwa 5000 auf der Stelle getödtet, die Uebrigen star 
ben in kurzer Zeit am Fieber und am Kinnbackenkrampf, 
Krankheiten, die in dieser Region fast immer bei schweren Ver- 
letzungen hinzuschlagen. Während Männer und Frauen Ge- 
bete um Hilfe und Gnade zum Himmel sandten, begannen 
andere zu plündern, in den Ruinen nach Schätzen zu suchen 
und in vielen stallen die Sterbenden und Todten zu berauben. 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vi-. Rudolf Schadler. 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 23. Juli. 
Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
l 
geringe 
ff 
kr. 
st 
kr. 1 
1 st- 
kr. 
Korn 
3 
40 
3 
15 
3 
05 
Roggen .... 
2 
80 
2 
60 
2 
50 
Gerste 
2 
70 
2 
50 
2 
30 
Türken .... 
2 
80 
2 
50 
2 
20 
Hafer 
1 
70 
! ' 
60 
1 
50 
Thermometerstand nach Reanmnr in Vaduz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
ÄbendS 
6 Uhr 
Witterung. 
Juli 
21 
+14 
+17 
+m 
trüb 

22 
+13 
+ 15% 
+ 12% 
trüb, Reg. 
» 
23. 
+n% 
+11% 
+ii 
» V 
w 
24 
+u 
+17 
+ 15 
fast hell 
w 
25 
+13% 
-|—19% 
+13 % 
bedeckt; Abb, Reg. 
ff 
26 
+12 % 
—[— 16 
+14 
bedeckt 
V 
27. 
+ 11 
+17% 
+ 17 
hell. 
Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
28. Juli * Silber . . 101.50 
20-Frankenstücke 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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