Gegenstand nicht als einen ernsthaften, wohl aber glaubt sie,
tS wäre möglich, daß der Graf Hatzfeld eine besondere Mis-
sion hatte, um die Sympathieen der spanischen Rkgiierung für
Deutschland zu gewinnen, vielleicht Zusicherungen der Anerken
nung deS neuen Regiments unter gewissen Bedingungen. Bei
diesem Anlaß macht der „Temps" der französischen Regierung
Borwürfe, daß fte in offenbarer Weise den Aufstand deS Don
Carlos begünstigt habe.
Die Lauenburger sehnen sich danach, in Preußen liebevoll
aufzugehen Wirklich ist der gegenwärtige Zustand deS Land-
chenS ein durchaus unhaltbarer und Verfassung, Finanzen und
Militärlasten drücken die Leute viel starker, alS die übrigen
ieutschen Staaten. Im Prinzip ist die Einverleibung eine be
schlossene Sache, aber man scheint bei der Ausführung auf
allerlei praktische Schwierigkeiten gestoßen zu sein, welche Ver-
zögerungen herbeiführten und die Ungeduld der Lauenburger
wach riefen.
In Brüssel soll in nächster Zeit zum Zweck der Festigung
einiger Sätze des KriegsVölkerrechtS ein Kongreß stattfinden.
„Seit einer Reihe von Jahren — schreibt ein offiziöses Blatt,
die „Prov.-Korresp." — hat die öffentliche Aufmerksamkeit wie
daS Wohlwollen der Regierungen jtch den Bestrebungen zuge
wendet , welche sich die Aufgabe stellen, durch völkerrechtliche
Vereinbarungen den Geboten der Menschenliebe auch inmitten
deS Krieges nach Möglichkeit Achtung zu verschaffen und den
Schrecknissen der Vötkerkämpfe so weit Grenzen zu setzen, als
eS mit den Zwecken der Kriegführung überhaupt vereinbar er-
scheint. Wie man sich über gewisse Normen für die Pstege
der Verwundeten verständigt hat, so ist neuerdingS besonders
der Plan angeregt worden, gemeinsame Grundsätze für die
Behandlung der Kriegsgefangenen aufzustellen. Man hat in
politischen Kreisen anerkannt, daß die Regierungen sich nicht
der Pflicht entziehen dürfen, in gründliche Erwägung der Frage
einzutreten: inwieweit der Gedanke sich verwirklichen lasse und
eine Milderung der Härten deS Krieges in Aussicht stelle,
Mit besonders warmer Theilnahme hat de* Kaiser Alexander
von Rußlalid, wie alle Aufgaben und Werke edler Humani-
tat, auch die Reformbestrebungen auf dem Gebiete deS Völker-
rechts unter seinen Schutz genommen und zur Förderung der-
selben seinen wirksamen Einfluß geltend gemacht. Auf Grund
einer von Seiten des russischen KabinelS ergangenen Einladung
soll am 27. Juli d. I. zu Brüssel ein Kongreß von Regie-
rungSabgeordneten zusammentreten, um eine Verständigung über
die vorzugsweise' angeregten FiäKen^'HeS .KrkegssKMrechtS an«
zubahnen. Von Seiten der meisten Regierungen soll auf die
Einladung bereits eine zusagende Antwort erlheilt worden fein.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß dem Kongreß auch die Be-
theiligung des Deutschen Reiches gesichert ist."
Italien. Nach den neueren Zeitungsberichten ist der hl.
Vater in Rom seit einiger Zeit nicht unbedenklich am „Fieber"
erkrankt.
Von Zeit zu Zeit geht der „Karlsr. Ztg." von befreunde-
ter Hand aus Wien die Mittheilung zu, daß sich die Mächte
für eine eventuelle Papstwahl verständiget hätten. Oester schon
wurde diese Behauptung widerlegt, aber das beharrliche Wie-
decauftauchen der Nachricht in einem sonst gut unterrichteten
Blatte läßt vermuthen, daß doch etwas an der Sache sei.
Bekanntlich hat sich Bismarck dahin ausgesprochen, daß er sich
jeder direkten Einmischung in die Papstwahl enthalten werde
und eS ist dieS auch das Wahrscheinlichere. Oesterreich und
Frankreich haben in dieser Frage eine andere Stellung, da
ihnen ein Veto bei der Papstwahl eingeräumt ist
Frankreich. Alles, was gegenwärtig aus Versailles
berichtet wird, trägt das Gepräge der Schwache und Ohnmacht.
Ohnmacht in der Regierung, die es zu keinen destimmten An-
ttägtn in Bezug auf die Konstitution bringt und nur ihre
Lieblingömarotte, die Verkümmerung des Wahlrechtes bei po
litischen und Gemeindewahlen, verfolgt; Ohnmacht in der Na-
tionalversammlung. eine Verfassung zu Stande zu bringen und
dabei ein hartnackiges Zurückschrecken vor der Auflösung; Ohn-
macht in den einzelnen Parteikreisen, die vergebliche Anstreng-
ungen machen, sich auf ein Programm zu einigen. Man fühlt
wohl, eS sollte etwas geschehen, aber man hat den Much nicht,
einen entscheidenden Schritt zu thun. Alle Parteien sind in
diesem Septennal wie in einer Schlinge gefangen, auS der.sie
nicht heraus können. Man ersehnt und fürchtet zugleich den
Mann, der diesen Knoten zerhauen wird. Oder wird dies
vielleicht daS französische Volk lhun?
Spanien. In Madrid scheint wieder eine KabinetS-
krisis in der.Luft zu schweben Begegnete das sog. homogene,
d. h. absolut reaktionäre Kabinet mit der Seele Sagafta einem
weitverbreiteten Unwillen, so scheint seine Stellung vollends un-
haltbar geworden, seit der General Pavia von der Stelle eines
GeneralkapitänS von Madrid zurückgetreten ist und diesen
Schritt öffentlich damit motivirt hat, daß daS sog homogene
Kabinet eine Verleugnung der Revolution von 1863 sei. Seit-
dem arbeiten der Admiral Topete, General Pavia und Ser-
rano's Generalstabschef Lopez Dominguez gemeinschaftlich da-
ran, den Chef deS Staates zur Entlassung des sog. homoge-
nen KabinetS zu bewegen und wieder ein Versöhnungsmim-
sterium an's Ruder zu bringen.
Graf Hatzfeld, der neue deutsche Gesandte in Madrid, der
einfach an die Stelle feines Vorgängers v. Canitz getreten,
beobachtet eine ^roße Zurückhaltung, wohl um die Märchen
von Hohenzollern'scher Thronkandidatur und Allianz gegen Frank-
reich, welche bei seinem Erscheinen die orleanistischen und bour-
bonischen Blätter aufgestört haben um so bälder in ihr Nichts
verduften zu lassen.
Auf dem spanischen Kriegsschauplatz ist wieder etwas ge-
gangen, jedoch hat man Mühe, aus den beiderseitigen Berich-
ten die Wahrheit herauszulesen. Karlistische Meldungen sagen,
es habe am 24 Mai bei Vtllareal, südlich von den Bergen
von Arlaban, nächst der Straße von Vittoria nach Guipuzcoü,
ein Zusammenstoß stattgefunden, wobei Dorregaray den in drei
Kolonnen herangerückten Eoncha zurückgeschlagen habe. Ja der
Marschall soll sogar bis Estella zurückgegangen sein. WaiS
diesen Sieg verdächtig macht, ist die gleichzeitige Meldung auS
gleicher Quelle, Don Karloö habe! am 25 Mai sein Haupt-
quartier nach Tolosa verlegt. Tolosa liegt bedeutend weit hinter
dem angegebenen Schlachtfelde, auf der RückzugSlinie nach der
französischen Grenze. Da nun gemeiniglich der Sieger sein
Hauptquartier vorschiebt, nicht zurück verlegt, so ist man be-
rechtigt, auS jenen Meldungen selber zu schließen, die Karlisten
seien geschlagen worden Dieser Beschluß wird bestätigt durch
Meldungen auS den Lagern der RegierungStruppen, welche
sagen, Eoncha habe die D6stl6S, welche von Alava nach WS-
caya und Guipuzcoa führen, d h. eben jene Berge von Ar-
laban, besetzt, und in Folge dessen habe Don KarloS sich ge-
nöthigt gesehen, sein Hauptquartier in Dürango aufzugeben und
sich nach Tolosa in Sicherheit zu begeben. ÜebrigenS ist auch
Eoncha nach dieser Aktion auf Vittoria zurückgegangen.
Alles zusammengehalten empfangen wir den Eindruck, die
RegierungStruppen haben eine geglückte Vorwärtsbeweguyg ge-
macht, die aber erst eine Vorbereitung zu weitern Aktionen
bildet. Unzweifelhaft ist nur der Rückzug deS Don Karlos
nach Tolosa, und dieS deutet auf entschieden schlechten Stand
seiner Aktien; denn er ist auf dem Weg nach der Sackgaffe,
auS welcher kein anderer Ausgang als nach Frankreich führt.
Schweiz. Der große Rath des Kantons St. Gallen hat
den Antrag der Regierung auf Aufhebung deS Knaben seminarS
zu St. Georgen mit 91 gegen 52 Stimmen angenommen.
Zur schweizerischen Neutralität. Unted den militärischen
Mittheilungen preußischer Blätter finden sich folgende Anga-
ben, welche für die Schweiz von besonderem Interesse sind: