nahmen die Carlisten noch einmal Stellung vor Bilbao, in-
dessen fte das Bombardement der Stadt heftig fortsetzten, allein
das Vordringen Concha'S in ihre neue linke Flanke ließ ihnen
auch hier keine Ruhe, so daß sich Elio mit seinen Schaaren
östlich hinter Bilbao zurückzog. Am 2. Mai Abends rückten
Truppen von Concha'S Corps in Bilbao ein, vielleicht Concha
mit ihnen, und am 3. Mai zeigte sich Serrano der jubelnden
Bevölkerung des befreiten Platzes.
Der Einzug der Truppen in Bilbao, schreibt der Berichtet-
statter der „TimeS", war ein schönes Schauspiel. Die Ein-
wohner waren in Festkleidern auf der Straße, um ihren Be-
freiem einen enthusiastischen Willkomm zu bereiten. Freuden-
schüsse, Glockengeläute, Flaggen von allen Farben; die Balkone
drapirt mit Teppichen und reichen Stoffen; selbst daS ärmere
Volk hatte seine Wohnungen auf allerlei Art geschmückt, um
dem frohen Tage Ehre zu machen. General Concha, der Bür-
germeister und der Gemeinderath nahmen Stellung vor dem
Theater, um die Truppen defiliren zu sehen, was unter lauten
VivatS und Hütefchwenken geschah; die Damen auf den Bal-
fönen schwenkten ihre Tücher und warfen Blumen und Kränze;
auch Cigarren und Cigarretten wurden den Soldaten zuge-
worfen. Die Truppen marschirten in guter Haltung, zwar
sehr staubig und abgetragen, aber von trefflichem Aussehen,
wenn man bedenkt, was sie in den letzten Tagen fechtend und
marschirend bei sehr dürftiger Verpflegung ausgestanden haben.
Die Carab'mierS und Gendarmen, schöne Soldaten, welche
trefflichen Dienst geleistet haben, wurden besonders lebhaft ap-
plaudirt. Die Truppen antworteten auf den Ruf Viva Eon-
cha! mit Viva Bilbao! Politische Rufe wurden wenig gehört.
AbendS war die Stadt illuminirt und auf den bis zu spater
Stunde mit lustigen Leuten gefüllten Platzen wurde gesungen,
getanzt und gejubelt. Manche Einwohner sehen blaß und
ausgehungert aus, aber die Mehrzahl hat weniger gelitten, als
man erwarten sollte, da die Roth wirklich groß gewesen ist.
Manche haben durch Mangel an Luft und Licht gelitten, die
Nahrung war auch dürftig und schlecht; in den letzten fünf
Tagen fehlte daS Brod und mußte durch Bohnen und Mais-
kuchen ersetzt werden. ES heißt, man habe auch Katzen und
Ratten gegessen. Pferdefleisch kostete Fr. 4 80 und Kalbfleisch
Fr. 9. 60 daS Pfund, ein Ei 12 CtS, ein Kohlkopf 36 Cts.
ES war nur wenig Wein vorhanden und von schlechter Quali.
tät. Die Einwohner verdienen daS höchste Lob für ihre AuS-
dauer; sie sagen, sie wären bereit gewesen, noch einen ganzen
Monat auszuhallen. ES find nicht viele Leben verloren, we-
Niger als dreißig; man hatte gute Vorkehrungen getroffen, Thu
rm und Fenster mit Sandsäcken und Brettern verschlossen und
Wächter aus die Thürme gestellt, welche mit Hornsignalen
warnten, wann die Batterien zu feuern begannen. Die Zer-
störung an Eigenthum ist jedoch schrecklich, beinahe kein HauS
ist unbeschädigt geblieben und viele sind im Innern ganz de-
molirt In ein HauS sind 42 Bomben gefallen, in ein an-
dereS 25; eS ist beinahe keine Fensterscheibe ganz geblieben.
Die Carlisten bombardirten 39 Tage lang und haben an 6000
Bomben in die Stadt geworfen, runde Bomben von altmodi-
scher Art. Zu der Zerstörung durch das Bombardement kommt
noch der Brand mehrerer Häuser, welche von einer Anzahl der
Freiwilligen von Bilbao angezündet wurden, weil ihre Be-
wohner mit den Carlisten sympathisirt hatten. Drei Brücken
in der Stadt sind zerstört. Die Carlisten haben das Vom-
bardement bis zum 1. Mai AbendS 10 Uhr fortgesetzt, ver-
muthlich um..ihren Rückzug zu decken; sie haben drei Verna-
gelte Kanonen zurückgelassen. Wie eS heißt, ist ihr Rückzug so
eilig gewesen, weil vier ihrer Bataillone nicht mehr fechten
wollten.
Verschiedenes.
* Kaffe. Die „Tribüne" von Bordeaux erhält eine Nach
richt, die den Kaffehandel lebhaft interessiren wird. In Folge
des vermehrten Konsums deS letzten JahreS hatte die Spe/u.
lation geglaubt, auch dieses Jahr auf den gleichen Verkauf
zählen zu können und die Stocks in Antwerpen, London und
Havre waren konsequenterweise beträchtlich vermehrt worden.
Unglücklicherweise haben sich für die Spekulanten diese Hoff-
nungen nicht realisirt. Man erwartet somit große PreiSab-
schlüge auf den Kaffe und diese den Konsumenten allerdings
glückliche Thatsache droht den bedeutendsten Häusern Frank-
reichS und Belgiens große Nachtheile zu bringen. Der Stock
Kaffee, der zum Verkauf disponibel steht, ist so bedeutend, daß
die Preise im Verhältnisse von 30 Prozent fallen werden.
* Heirath auf einem Eisenbahn zu ge. Der Pitts-
bürg Commercial vom Mittwoch erwähnt eines allerdings un-
gewöhnlichen Vorfalles, welcher sich auf einem nach Osten
gehenden Passagierzuge der Cleveland- und PittSburgeisenbahn
ereignete. Unter den Passagieren desselben befand sich Rev.
T. I. Kennedy, Priester der Presbyterianerkirche von Stenden-
ville, welchen der Kondukteur ansprach und ihm mittheilte, daß
Passagiere, welche sich in dem letzten Waggon befänden, ihn
zu sprechen wünschten. Als der Priester dem Kondukteur nach
dem letzten Waggon folgte, fand er in demselben einen unter-
nehmend aussehenden jungen Mann und eine zarte, verschämt
zu Boden blickende Dame. Der unternehmende Jüngling er-
öffnete dem Priester, daß er den Wunsch hege, mit der an
seiner Seite sitzenden Dame an Ort und Stelle getraut zu
werden, und Seine Ehrwürden erklärte sich bereit, die heilige
Handlung vorzunehmen, falls keine gesetzlichen Ehehindernisse
obwalten. Nachdem die entsprechende Versicherung ertheilt war,
fand denn die feierliche Handlung im Beisein deS Kondukteurs
und anderer Passagiere als TrauungSzeugen in der Mitte der
Strecke zwischen Beaver und Rochester statt und lief somit daS
glückliche Paar mit einer Schnelligkeit von 30 Meilen per
Stunde in den Ehestand ein.
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler.
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 8. Mai.
Der halbe Metzen
beste
mittlere
geringe
fl
kr.
fl.
kr.
fl
kr.
Korn
4
50
4
25
4
.
Roggen ....
3
50
3
25
3
Gerste
3
20
3
10
2
80
Türken ....
2
80
1
50
2
20
Hafer .....
1
85
2
75
1
70
Thermometerstand nach Reaumur in Vaduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Mai
6
4
+ 10
+ 9
halbhell; Nwd.
v
7.
+ 53/l
+13
+ 9 Vi
bedeckt
tr
8.
+ 8
+ 9
+ 53/ 4
trüb; etw. Rg.
ff
9.
+ 5
+10
+ 8
halb hell
tr
10.
+ 3%
+ 6
+ 4
trüb; Rg.i.B.Sch
ir
11.
+ 4
+ 5
+ 3%
trüb; Reg.
u
12.
+ 3 1 /2
+ 8
+ 5%
n n
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
13. Mai Silber 106.—
20-Frankenstücke 8.96
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.