Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

134, der ESkomtebank von 1203 auf 860, der Unionbank von 
227 auf 102, der Frankobank von 122 auf 32, der Vereins- 
dank von , 13 t auf 11, der österreichischen Allgemeinen Bank 
von 267 auf 51, deS Giro- und KassenvereinS von 640 auf 
202, der Handelsbank von 251 auf 68, deS Bankvereins von 
335 auf 72, der Wechselstubengesellschaft von 152 aus 69, 
der Hypothekar-Rentenbank von 106 auf 14, der VerkehrS- 
dank 200 auf 80, des Länderbankvereins von 147 auf 45, der 
Allgemeinen Oesterreichischen Ballgesellschaft von 222 auf 69, 
der Wiener Baugesellschaft von 192 auf 63, der Unionbauge- 
sellschaft von 125 auf 37, deS Bauvereins 78 auf 31, der 
Bau- und Miethgefellschaft von 83 auf 33, der Bau- und 
VertehrSgesellschaft von 80 auf 14, der Wechslerbaugesellschaft 
von 53 auf 15, der Jnnerberger Jndustriegesellschaft von 318 
auf 190, Neuberg-Mariazell von 77 auf 35, Seehandlung 
von 56 auf 22, Elbemühl von 110 auf 66, Tramway von 
328 auf 140, Wienerberg von 227 auf 172, Bergbahn von 
144 auf 25. Der Gesammt-KurSverlust beziffert sich mit 2 
Milliarden Gulden, also ungefähr mit der Summe der sran- 
zösischen Kriegsentschädigung von 5 Milliarden Francs.— 
In Folge der Erhöhung des BierpreiseS kam eS am 1. d. 
M von 8 Uhr ab in Linz zu einem Vierkrawall Bei 10,000 
Menschen zogen gegen daS Brauhaus der Gebrüder Hatschek; 
alle Möbel, Maschinen, Bierfässeric wurden in die Donau 
geworfen und die Fenstcrftöcke herausgerissen. Nachdem der 
Krawall zu Ende war schritt daS Militär ein. Die aufgeregte 
Menge zog dann zu dem vor der Stadt gelegenen Hatschet'- 
fchen Märzenkeller. Auch der Zipser.Märzenkeller, Etgenthum 
deS ReichSrathSabgeordneten Schaup, war bedroht. Man 
befürchtet in Salzburg, wo die Bierpreise ebenfalls erhöht wur- 
den, ähnliche Exzesse. 
Der Schaden der Gebr. Hatschek beläuft sich auf ca. 8000 
fl. Die Tumultuanten sollen zur Strafe gezogen werden. Un- 
indessen sind die Bierbrauer von einer Preiserhöhung abgegan- 
gen und behalten den bisherigen Preis bei. 
England. Im englischen Oberhause hat Lord Rüssel eine 
Interpellation gestellt, welche von der gesammten europäischen 
Presse als ein hervorragendes Ereigniß vielseitig erörtert worden 
ist. Der Lord verlangte nämlich von der Regierung Mittheilung 
aller Korrespondenzen, welche zwischen England, Deutschland, 
Oesterreich, Rußland und Frankreich in Bezug auf Aufrecht- 
erhaltung deS europäischen Friedens gewechselt worden seien. 
Der Redner begehrte zu wissen, ob die gegenwärtigen bedauer- 
lichen Erscheinungen die Folge deS letzten Krieges oder der 
Vorbote eines neuen Sturmes seien. Er erinnerte an die Rede 
Moltke'S, welcher dem deutschen Reichstag gesagt hatte, daß 
man während 50 Jahren verteidigen müsse, waS man in fünf 
Monaten erworben habe, und daß die französische Armee tut- 
schlössen sei, ihre Revanche zu haben. WaS im Falle eineS 
solchen Krieges die englische'Regierung thun würde? Der Lord 
ist versichert, daß Niemand eS wagen würde, eine mit England 
wegen Aufrechterhaltung des Friedens verbündete Nation anzu- 
greifen. Er schloß mit der Erklärung, daß er Vertrauen auf 
Großbrittanien in Bezug auf Aufrechthaltung deS Friedens 
habe, er wünsche aber auch die Ansicht der Regierung über die 
für England verbindlichen Verträge zu kennen. Lord Derby 
erklärte hierauf, er könne diese Frage nur mit einer gewissen 
Reserve beantworten. Ohne Zweifel seien Befürchtungen wegen 
Störung deS Friedens vorhanden, welche sich auf die in Frank- 
reich und Deutschland nach dem Krieg zurückgebliebenen Gefühle 
stützen. „Frankreich," sagte er, „wünscht sein verlorenes Terri 
torium wieder zu erobern, Deutschland will behalten, waS eS 
mit der Gewalt der Waffen erworben hat." Bis jetzt sei nach 
den auS allen Theilen Europa'S eingetroffenen Nachrichten 
kein einziger rechtlicher Grund zur Befürchtung eines Krieges 
in unmittelbarer Zukunft vorhanden. Im Falle ein Krieg 
drohen sollte, würde England für die Aufrechthaltung deS Friedens 
AlleS aufwenden, waS in seinen Kräften steht, ohne indeß an 
dem Kampfe theilzunehmen, wenn eS das nationale Interesse 
nicht erforderte. „Jeder internationale Vertrag," fügte der 
Minister bei, „ist in der gegenwärtigen Zeit unanwendbar ge- 
worden, aber die von England in diesen letzten Jahren ein- 
gegangenen internationalen Verpflichtungen werden von England 
als eine Sache seiner Ehre und deS guten Glaubens angesehen 
werden " Zum Schluß erklärte Derby, daß eS nicht möglich 
sei, irgend ein Aktenstück der geführten Korrespondenz vorzu- 
legen. 
Frankreich. Bezugnehmend aus die soeben angeführte 
Interpellation im englischen Oberhause macht eine hervorragende 
französische Zeitung folgendes Bekenntniß: „ES wäre heuchlerisch 
und kindisch, leugnen zu wollen, daß unser Mißgeschick uns 
einen tiefen Groll in'S Herz gelegt hat, und daß wir den Wunsch 
und die Hoffnung hegen, dafür Rache zu nehmen; Niemand 
würde uns in Deutschland oder anderwärts Glauben schenken, 
wenn wir behaupteten, daß wir zufrieden seien. Aber eS wäre 
ein Zeichen von Schwäche und falscher Scham, wollten wir 
nicht zugeben, daß wir entwaffnet, daß wir unmächtig sind, 
und erst nach langen Jahren bereit sein werden. Folglich steht 
eine Erörterung oder Darlegung von der Art derjenigen, welche 
soeben im englischen Parlament stattgefunden hat, außerhalb 
unseres Bereiches und geht über unsere Köpfe hinweg." 
; AuS Nizza wird telegraphisch gemeldet, daß Herr Bergondi, 
wie Herr Piccon Abgeordneter der Seealpen, seinem Leben 
durch einen Pistolenschuß ein Ende gemacht, und daß die Kunde 
von diesem Ereigniß die ganze Stadt in große Aufregung ver- 
setzt hat. 
Ueber das Wetter wird der Kölner Zeitung auS Paris 
geschrieben, daß dasselbe einen hervorragenden Theil der öffent- 
lichen Aufmerksamkeit in Anspruch nehme. Es folgt im All- 
gemeinen dem Verlauf, welcher seit einigen Jahren Regel ge- 
worden ist: naß im März, warm im April, kalt im Anfang 
deS Mai. Leichte Nachtfröste werden namentlich aus dem 
Osten Frankreichs gemeldet; aber sie haben bisher nicht viel 
Schaden gethan. Die Verluste sind, wenn überhaupt merk- 
lich, mit denen deS vorigen JahreS nicht zu vergleichen. Der 
Himmel ist wolkig, doch dauert der kalte Wind an, die Gefahr 
ist also noch lange nicht vorüber. Die wissenschaftlichen Kreise 
haben sich in löblicher Weise dafür bemüht, die bedrohten 
Grundbesitzer zu Schutzmaßregeln zu veranlassen. Die Letztern, 
namentlich die Weinbergbesitzer, sind hier zu Lande vernünftig 
genug, sich rathen zu lassen; man wendet vielfach und mit 
Erfolg das bekannte Mittel: Raucherzeugung über dem be- 
drohten Areal während der Stunden von 3 bis 5 % Uhr, an. 
In Spanien sind endlich die Würfel des KriegSglückS 
entscheidend gefallen. Bilbao, eine regierungsfeindliche, von 
den Carlisten belagerte und schwer bedrängte Stadt ist als 
Kampfpreis den siegreichen Republikanern zugefallen. Die Car- 
listen sind somit auS ihren gefährlichen Stellungen verdrängt 
und ihre gänzliche Unterwerfung wird nur noch eine Frage 
der Zelt sein. Sicher ist, daß am 28. April der Marschall 
Concha die Angriffsoperationen am rechten Flügel in der 
Richtung nach Balmaseda begann und einige wichtige Positio- 
nen eroberte. Am 29. April rückte er weiter vor und wurde 
dabei vom rechten Flügel Serrano'S, d. h. vom rechten Een- 
trum, unterstützt. Auch diese Operation hatte Erfolg. Am 
30. April fernere gelungene Fortsetzung deS Kampfes bis Bal- 
maseda. Am 1. Mai war Concha in die linke Flanke deS 
FeindeS gelangt und zugleich ließ Serrano mit seinem linken 
Flügel einen ernsten Angriff auf Portugalete unternehmen, 
welcher ebenfalls gelang. Die solcher Weise in ihren beiden 
Flanken umspannten Carlisten mußten sich nun zurückziehen 
und die ^vielgenannten starken Msitionen von San Pedro de 
Abanto, FuenteS und Santa Juliana aufgeben. Am gleichen 
Abend zogen die Republikaner in Portugalete ein. Am 2. Mai
	        

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