Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

trag deS Abg. Kopp) dürfen in eine Österreich. Klostergen osseM 
schaft nur öfterreich. Staatsbürger aufgenommen werden. Der 
dritte der angenommenen Abänderungsanträge (v. Abg. Mayr- 
hofer) gewährt den auS den Klöstern austretenden Personen 
Erleichterungen in bürgerlicher Beziehung. 
Schweiz. DaS amtliche endgültige Gesammtergebniß der 
Volksabstimmung vom 19. April 1874, betreffend die neue 
Bundesverfassung, lautet: 
Ja. Nein. 
Zürich 61.779 3.516 
Bern 61,367 18,225 
Luzern 11,276 18,188 
Uri 332 3,866 
Schwyz 1,988 9,298 
Obwalden 562 2,806 
Nidwalden 522 2,235 
GlaruS 5,169 1,634 
Zug 1,797 2,740 
Freiburg 5,575 21,547 
Solothurn 10,739 5,746 
Baselstadt 6,821 1,071 
Baselland 9,225 "1,428 
Schaffhausen 6,596 219 
Appenzell A. Rh. 9,858 2,040 
Appenzell I. Rh. 427 2,558 
St. Gallen 26,134 19,939 
Graubünden 10,604 9,492 
Aargau 27,196 14,558 
Thurgau 18,232 3,761 
Tessm 6,245 12,507 
Waadt 26.204 17.362 
Wallis 3.558 19,368 
Neuenburg 16,295 1,251 
Genf 9,674 2,827 
340,175 198,182 
Die neue Verfassung ist demnach vom Schweizervolk an- 
genommen mit einer Mehrheit von 141,993 Stimmen. 
— SamStag den 25. April sind in NäfelS etwa 20 
Firste von meist unbemittelten Familien abgebrannt. 
Frankreich. DaS Mißtrauen gegen das französische 
Kabinet wächst von Tag zu Tag Mac Mahon selbst hüllt 
sich in ein räthselhasteS Stillschweigen, man weiß nicht, wie 
weit er mit der Politik des Ministeriums Broglie einig geht. 
Zwischen den Legitimisten und der Regierung herrscht allerdings 
ein offenes Zerwürfniß, aber zuweilen hat es den Anschein, 
alS sei dieS doch nicht so ernst gemeint und alS reichten sie 
stch unter dem Tisch die Hände. Nach einer Behauptung der 
„Repüblique franyaife" soll sich der Graf v. Chambord allen 
gegentheiligen Behauptungen zum Trotz doch in Paris befinden. 
Unter solchen Umständen ist es begreiflich, wenn stch die repu- 
Manische Partei fester als je zusammenschließt. Die in Paris 
Weilenden Mitglieder der republikanischen Union hielten dieser 
Tage in der Rue de la Sourdiere eine Berathung, über welche 
fie den Organen der Partei daS übliche Bülletin mittheilten. 
ES heißt darin: „Alle aus den Departements eingegangenen 
Berichte konstatiren einstimmig die bewundernSwerthen Fort- 
schritte der republikanischen Idee, die Festigkeit und Mäßigung 
der Geister und den allgemeinen Wunsch, daß die bevorstehende 
Session der Nationalversammlung eine entscheidende sei und 
daß die Parteien stch endlich darein finden mögen, Frankreich 
wieder das Wort zu gestatten. ES ergibt stch ferner auS die- 
sen Berichten, daß die Durchführung deS MaireSgefetzeS und 
die Vertagung der Gemeindewahlen, wie die meisten seit dem 
24. Mai beschlossenen Kampfmaßregeln, nur dazu beigetragen 
haben, die Reihen der Vertheidiger der Republik zu verstärken." 
In Italien will der neue Entwurf deS Strafgesetzes die 
Todesstrafe wieder einführen. Darüber große Aufregung im 
Lande. Massenhafte Petitionen beschwören Regierung und Par 
lament, von diesem inhumanen Rückschritte abzustehen. 
Volkswirthschaftliches. 
Der Weinstock und der Wein, (iv.) 
In den Winkeln der Blätter an der grünen Ruthe ent- 
stehen immer zwei Augen. Von diesen treibt im Sommer eines 
zu einer Nebenruthe auS, die man allgemein Ge itze zu nen- 
nen pflegt. ES ist schon erwähnt, daß immer einmal daS 
rechte, einmal das linke Auge an zwei folgenden Knoten auS- 
treibt oder schlafen bleibt. Diese Nebenruthe hat alle Organe, 
wie jeder andere Zweig, und eS läßt sich auS jeder derselben 
der ganze Wein stock weiter erziehen. Gewöhnlich wird mit 
dem Worte Geitze ein Nebenbegriff verbunden, alS wenn die- 
selbe ein überflüssiges und von der Natur stiefmütterlich bedach- 
teS Organ wäre. Diese Ansicht ist ganz irrig, und jeder Ver- 
such wud zeigen, daß in der Nebenruthe die Anlage zur reich- 
lichsten Fruchtbildung, wie in dem stärksten Hauptzweige vor- 
handen ist. 
Bricht man diese Nebenruthe ab, so treibt daS daneben- 
stehende Auge aus, und es entsteht eine neue Anlage zu einem 
Auge. Bricht man auch die zweite Nebenruthe ab, so treibt 
daS neue gebildete Auge aus und eS bildet sich ein neueS 
schlafendes Auge, und dieS wiederholt stch sechs- bis siebenmal 
in einem warmen Sommer. 
Bricht man dagegen die erste Nebenruthe nicht aus, so 
bleibt daS schlafende Auge ruhig stehen und entwickelt stch im 
Laufe des Sommers zu einem Fruchtauge für daS nächste Jahr. 
War aber daS zuletzt gebildete Auge erst im bohen Sommer 
entstanden, so konnte eS sich nicht mehr zum Fruchtauge aus- 
bilden, und eS zeigt dann im nächsten Jahre nichts als Blätter 
Und Holztrieb. 
AuS diesem Sachverhalt folgt, daß, wenn ein Auge stch 
zum Fruchtauge für das nächste Jahr ausbilden soll, man die 
danebenftehende Nebenruthe oder Geitze nicht ausbrechen dürfe. 
Wenn man in einem warmen Sommer die Nebenruthen aus- 
bricht, und dann das schlafende Auge zum Treiben kommt, so 
zeigt düS oft schon im August Blüthen, die wegen vorgerückter 
Jahreszeit keine reife Früchte bringen können. Man ersteht 
daraus, daß die Bildung der Blüthenaugen schon im Sommer 
des Jahres stattfindet, welches dem Erzielen der Früchte vor- 
ausgeht. In dem auSnahmSweiS warmen Jahre 1858 kamen 
auch die Früchte der zweiten Blüthe zur Reife, und eS wurden 
an Burgundertrauben zwei Traubenernten gemacht, die nur 
4 Wochen auseinander lagen. Die zweite Ernte war weniger 
und minder gut, als die erste. 
Wenn ein Unwissender an dem Weinstock, um daS Maß 
deS Laubes zu beschränken, ohne Plan die Spitzen der Reben 
köpft, so steht man oft nach 14 Tagen eine Menge Blüthen 
hervorbrechen. ES sind daS die für daS nächste Jahr bestimmt 
gewesenen Augen, die jetzt nutzlos zum Blühen kommen. Die 
sich neu bildenden Augen können aber wegen Verspätung nicht 
mehr blüthereif werden. 
ES ist durchaus nothwendig, diesen Mechanismus des 
WachSthumS der Rebe genau zu kennen, weil stch darauf alle 
Regeln gründen, den Weinstock zu ziehen, damit er die größte 
Menge Früchte an der gewünschten Stelle hervorbringe. 
(Fortsetzung folgt.) 
Fortsetzung und Schluß 
deS Verzeichnisses der dem Hilfskomite der Brandbeschädigten 
in Schaan eingegangenen Liebesgaben vom 30. März bis 
30. April. 
(Berichtigung.) Im letzten Verzeichnisse soll es heißen: 
von der Gemeinde Bludefch statt 20 Stäbe Bauholz richtiger 
20 Stämme Bauholz.
	        

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