dieser Seite hin, umwickelt ihn mehremale und hält sich daran
fest. Die Ursache dieser Erscheinung muß im Bau der Ranke
liegen, die auch von allen andern Theilen des WeinstockeS durch
ihr Austrocknen im Herbste ohne abzufallen unterschieden ist.
Ja eS scheint fast, als wenn die Ranken den Sinn des Gesich
tet hätten, weil sie sich nach dem nächsten im Bereich liegenden
festen Körper mit dem WachSthum hinzuwenden scheinen.
Die Augen der Zweige haben alle eine gleiche Bedeutung.
ES gibt keine ausschließliche Holz- und Fruchtaugen. Nach
einem "schlechten kalten Borjahre zeigen die Augen im folgenden
Frühjahre keine Blülhen, und nach einem sehr warmen Vor-
jähr zeigen sie fast sämmtlich Blüthen. ES folgt daraus, daß
die Blüthen eine höhere Entwickelung des AugeS andeuten,
weil dazu größere Wärme notwendig war. Die Anlage zur
Blüthe ist deshalb immer im vorhergehenden Jahre gebildet,
und diese treibt im folgenden Jahre auS, mag die Witterung
auch noch so ungünstig sein. Zur Erzielung einer reichlichen
Traubenernte find also zwei Jahre notwendig.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
* ErziehungSsystem in China. In der „Swiss
limes" äußert sich ein Korrespondent auS Peking folgender-
maßen über das Schulwesen in China:
„In China beginnt die Schulzeit ungemein früh. Man
trifft auf den Straßen sehr kleine Knaben, die, mit zahlreichen
Büchern unterm Arm, den Weg nach der Schule einschlagen.
Ihre Schultaschen für Bücher, Tafeln und andere Schul-
geräthe bestehen auS blauem Tuch.
Vor einigen Tagen machte ich einen Besuch in einem hiesigen
SchulhauS (man kann dieselben ganz gut von andern Häusern
unterscheiden an dem großen Geschrei, daS die Kinder machen)
und fand einen alten, ergrauten Schulmeister, der fich mit
einigen zwanzig Schülern beschäftigte. Diese fitzen nicht in
der gleichen Weise da, wie in europaischen Schulen; im chine-
fischen Schulzimmer befinden fich eine Anzahl von kleinen Tischchen
und an jedem derselben sind ein oder zwei Schüler mit ihren
Aufgaben beschäftigt.
Ein auffallender Gegenstand traf meine Augen, es war
dies ein großer neuer Sarg, den der Schulmeister wahrscheinlich
zu allfälligem Gebrauch sich verschafft hatte. Der Sarg war
mit hellrothem Papier überzogen und darüber stand das Wort:
„Schih", welches Wort im Chinesischen als Symbol des GlückeS
gebraucht wird. ES mag daraus entnommen werden, daß man
m China nicht denselben Ekel und die gleichen schrecklichen
Ideen vor dem zu dem Begräbniß gehörigen hat, wie dieS in
Europa der Fall ist.
Eine Schule ist in China ein großer Lärmplatz; die
Schüler schreien alle zu gleicher Zeit so laut eS nur gehen mag
Jeder sucht nämlich daS, waS im Buche steht, durch häufiges
und lauteS Hersagen seinem Gedächtniß einzuprägen, und wenn
Jeder etwaS Anderes schreit, so kann man fich einen Begriff
machen von dem Konzerte, daS da entsteht. Hat eS ein Schüler
mit dem Auswendiglernen glücklich zu Ende gebracht, so läuft
er zum Schulmeister, gibt dem daS Buch ab, kehrt ihm den
Rückm zu, damit er dasselbe in des LehrerS Hand nicht sehe,
und fängt an, AlleS herunter zu plappern, waS er gelernt und
noch nicht vergessen hat. CS ist daS eine Art Einpfropfung,
bei welcher Derjenige, der das. beste Gedächtniß hat, am höchsten
steht; und daS ist denn auch das Prinzip in China, welches
fich durch daS ganze ErziehungSwefen wie ein rother Faden
hindurch zieht.
Ich habe mich sehr verwundert über die Kleinen, wie ste,
anstatt noch mit den ABC-Büchern sich abzuquälen, schon den
chinesischen Klassiker lesen konnten. So z. B. wurde während
mßiner Anwesenheit einer der Knaben aufgerufen, mir den
MeneiuS vorzutragen. Wer am meisten auswendig gelernt hat,
ist der beste Schüler und steht der Schule oben an.
Stelle man sich in Europa einmal vor, kleine Buben in
einer Dorfschule sollten schon den Plato, Göthe oder Milton
lesen und wörtlich ganz auswendig herunterleiern, und man
hat ein getreues Bild davon, was man in China unter Er-
ziehung und Schulbildung versteht. Alles dies wird in derselben
Weise fortgetrieben bis zum öffentlichen Examen, das in China
eine so große Rolle spielt, eine so ungewöhnliche Rolle, daß
man eS den Kern des politischen und sozialen LebenS nennen
könnte.
* Professor Billroth in Wien hat einem Manne den durch
Wucherungen zerstörten Kehlkopf ganz herausgenommen — die
erste Operation dieser Art Um dem Operirten die Sprache
wieder zu geben, beschäftigte sich der Professor mit der Kon-
struirung einer Vorrichtung die jenem den Kehlkopf ersetzen und ihm
so die Sprache wieder geben sollte. Billroth hat nun, wie
man der „D Ztg." berichtet, durch eine Zungenpfeife auS
Silber sein Ziel vollständig erreicht, und als die Mitglieder des
ärztlichen Vereines, welchen der Patient vorgestellt wurde, den
Operirten sprechen hörten, konnten sie sich lauten Beifalls wegen
deS guten Erfolges der Bemühungen BillrothS nicht enthalten.
* B e r l i n. Die Petition eines ehemaligen fchleSwig-holstein-
fchen Offiziers erregte die besondere Heiterkeit der Kommission.
Er will der Erfinder von Luftballons fein, mit welchen die
Zukunftskriege der Welt geführt werden sollen und verlangt
dafür bloS 100 Millionen. DaS Geheimniß der Erfindung
war in einem versiegelten Briefe enthalten, für dessen Eröff-
nung er die Kleinigkeit von vier Millionen Franken beansprucht.
Die Kommission ging selbstverständlich zur TageSorduung über.
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler.
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 24. April.
Der halbe Metzen
beste
mittlere
geringe
fl.
kr. |
fl.
kr.
fl.
kr.
4
50
4
25
4
—
Roggen ....
3
50
3
25
3
—
Gerste
3
20
3
10
2
80
Türken ....
2
80
1
50
2
20
Hafer |
1
85 1
2
75
1
70
Thermometerstand nach Reanmnr in Badnz.
Monat
Morqens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
April 22
+ 83/ 4
+18
+ 10y 4
h-ll
„ 23.
+ sy 2
+17%
+ 15 3 / 4
»
.. 24.
+ 8 %
+ 173/4
+ 1 * 9 /t
halb hell
25.
+ 8^4
+18
+16
hell
.. 26.
+ 11
+ 18
+15
halb hell
n 27.
+ 9
+19
+ 15
fasthell; Ncht.Gwrg.
.. 28.
+ 9%
+ 8fc
+ 7%
bedeckt.
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
29. April Silber 106.—
20-Frankenstücke 8.98
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.