Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

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Nachmittag der liechtensteinische Cäzilienverein in Verbindung 
mit den Gesangchören von Schaan und VadW in der hiesigen 
Kirche ein reichhaltiges Programm kirchlicher Gesänge zur Auf- 
führung, während yie Pauftff Mischen den eHelnen Stücken 
durch verschiedene SrgelpieM W HeM W. Miem vos Feld- 
kW m ßD gelungener Weye aüSgeWt wuMn. 
Die ganze Aufführung nahm zirka zwei Stunden in An- 
spruch und hatte trotz der ungünstigen Witterung eine große 
Volksmenge aus den liechtensteinischen Gemeinden und der 
Schweiz herbeigezogen. Nach der Produktion in der Kirche 
begaben sich die Sänger auf daS Schtdß, wo die dem Cäzilien- 
verein angehörenden Gesangchöre von Eschen und Mauren zu^ 
vörderst ihre Vereinsgeschäfte erledigten, während der Vorstand 
des vorarlbergischen und liechtensteinischen CäzilienvereinS, Herr 
W. Briem in einem längeren Vortrage Entstehung und Zweck 
der Cäzilienvereine auseinandersetzte. 
Hiemit war der geschäftliche Theil der Versammlung ge- 
schloffen und die freie Unterhaltung begann, indem die einzelnen 
Gesangchöre (Männerchor von Eschen, Schaan, Vaduz und 
der gemischte Chor von Vaduz) abwechselnd gesellige Lieder vor- 
trugen. Besonderen Eindruck machte daS bekannte deutsche 
Nationallied „Die Wacht am Rhein", welches von den 
vereinigten Männerchören vorgetragen wurde. Unter dem Ein- 
drucke und dem Banner dieses LieveS forderte Herr Oberlehrer 
Hinger von Vaduz die anwesenden Sänger zu einer Verbrüder- 
ung auf, welche Worte in der Versammlung einen kräftigen 
Widerhall fanden. Schließlich forderte Herr Kaplan Häusle 
von Eschen die Sänger und alle andern Anwesenden auf, dem 
Erbauer der neuen Kirche in Vaduz, dem hochherzigen Spender 
der neuen Pracht-Orgel, unserem durchlauchtigsten Fürsten Johann 
zum Zeichen des Dankes und der Anerkennung ein dreimaliges 
Hoch zu bringen, in welchen Ruf alle Anwesenden kräftig ein- 
stimmten. 
Vaduz, den 3. April. (Verkehrswesen.) Der Ver- 
waltungsrath der Vereinigten Schweizerbahnen hat auf den 
Antrag der Generaldirektion beschlossen, daß den Hirt' und 
RückfahrtSbilleten, sowohl im internen Verkehre, alS im Ver- 
kehre mit den anstoßenden Bahnen eine verlängerte Giltigkeit 
zu geben sei. Im internen Verkehre (einschließlich der Toggen- 
burger Bahn) wird diese zwischen allen Stationen, welch- mehr 
als 20 Kilometer von einander entfernt sind und wenn zugleich 
zwischen der Abgangs- und Bestimmungsstation wenigstens drei 
Stationen liegen, auf zwei Tage ausgedehnt. Im Verkehre 
zwischen einander näher gelegenen Stationen dagegen bleibt die 
bisherige Giltigkeit von einem Tage, weil ans kürzere Distanzen 
eine Verlängerung derselben, mit seltenen Ausnahmen, keinen 
praktischen Werth für das Publikum hätte, dagegen mit mannig- 
fachen Nachtheilen und Jnkonvenienzen für die Verwaltung 
verbunden wäre. Im direkten Verkehre mit der Nordostbahn 
erhalten die Hin- und RückfahrtSbillete ebenfalls zwei Tage 
Giltigkeit. 
Baduz, den 8. April Heute Abend versammelte sich im 
hiesigen Schulhause auf Einladung veS Herrn LandeSverweserS 
v. Hausen eine Anzahl Weinbergbesitzer von Vaduz, um über 
die Mittel und Wege zur Verhütung der in unserem Blatte 
seiner Zeit angeregten drohenden Gefahr der Traubenkrankheit 
zu berathen. Die Versammlung einigte sich bald dahin, daß 
zur Verhütung dieser Gefahr sofort energische Vorkehrungen 
zu treffen seien und wählte eine Kommission von 7 Mitgliedern, 
welche in der nächsten Zeit einer wieder einzuberufenden Ver- 
sammlung von Weinbergbesitzern die nöthigen Vorschläge machen 
soll. 
Politische Rundschau. 
Deutschland. Wie die „Köln. Zeitung" vernimmt, soll 
der Ueberschuß der Staatseinnahmen über die StaatSauSgaben 
im Jahre 1873 in Preußen nicht weniger als 21 Millionen 
Thaler betragen. Ein so großer Ueberschuß kommt nicht oft 
vor. Die „Köln. Zeitung" fügt die Bemerkung bei, ein solcher 
Ueberschuß sei keineswegs ein unbedingtes Lob für den Finanz- 
minister, denn man solle die Schafe nicht mehr scheeren als 
man Wolle braucht. M ein solcher Ueberschuß wirklich da, 
was wird man damit machen? In England frägt man bei 
jedem Ueberschuß sogleich: „Welche Steuer schaffen wir ab?" 
Wird man in Preußen ein Gleiches thun? 
Der deutsche Reichstag hat seine Osterferien angetreten, 
ohne daß über die beiden wichtigsten Vorlagen, das Reichs- 
Preßgesetz und daS Reichsmilitärgesetz, eine Entscheidung ge- 
troffen ist. Bekanntlich ist der erstgenannte Entwurf mit wesent 
lichen Abänderungen auS der ersten und zweiten Lesung deS 
Reichstages hervorgegangen, allein die Regierung hat sich noch 
nicht erklärt, ob sie die gegenwärtige Fassung deS Entwurfs, 
welche die polizeiliche Beschlagnahme nur in ganz auSnahmS- 
weisen Fällen zuläßt und die Verantwortlichkeit der Redaktionen 
dem Vorschlag der Regierung gegenüber beschränkt, annehme 
oder die ganze Vorlage lieber zurückziehe» wolle. Was aber 
daS Mllitärgefetz anbelangt, so ist die Kommission über die 
Kllppe des ersten Artikels noch immer nicht hinweggekommen 
und eS wird allgemein angenommen, daß die Verhandlungen 
im Plenum des Reichstags erst in der nächsten Herdstsession 
stattfinden können. Inzwischen hat, wie die ..Epen. Ztg." be- 
richtet, Bismarck von seinem Krankenlager auS seine unumwun 
dene Meinung kund gethan — ein Hochdruck, der, verbunden 
mit dem vom Kaiser ausgegangenen, seine Wirkung nicht ver« 
fehlen wird. 
In München ist die Cholera, nachdem sie einige Zeit ver- 
schwunden, wieder aufgetreten. Die letzte Woche kamen täglich 
3 — 5 Erkrankungen vor. 
Oesterreich. Beide Häuser deS ReichratheS haben ihre 
Osterferien angetreten. Ueber die Folgen des großen Krachs 
Oesterreichs im Jahre 1873 gibt eine verläßige Statistik fol- 
gende Ziffern: Im Konkurs befinden stch 18 Banken, 1 Asse 
kuranz-Gesellschaft, 1 Eisenbahn-Gesellschaft, 2 Baubanken 
und 7 diverse Industrie - Gesellschaften. Von den fallirten 
Banken fallen 4 auf Wien, 2 auf Pesth, 3 auf Oedenburg, 
3 auf Temesvar und je 1 auf Graz, Linz, Pilsen, Wiener- 
Neustadt, Raab und Szegedin. In Liquidation geriethen 49 
Banken, 8 Versicherungsgesellschaften, 2 Verkehrsanstalten, 19 
Baubanken und 38 andere Zndustriegesellschaften, so daß im 
Ganzen 145 Aktien ^ Unternehmungen zu existiren aufgehört 
haben. 
Schweiz. Graubünden. Von Brienz kommt die Un- 
glückSbotschast, vaß dort letzten Dienstag um Mitternacht im 
Hause eines SchererS, HanS Lustig, eine FeuerSbrunst auS- 
brach, welche daS ganze Dorf mit Kirche und Thurm, Pfrund- 
und SchulhauS bis auf 7 Häuser gegen Alvenen und 3 gegen 
Lenz zu zerstörte. Wassermangel verhinderte das Löschen. Erstes 
Bedürfniß Lebensmittel. ES liegt hier ein schwerer Nothstand vor. 
St. Gallen. Die „St. Gall. Ztg." vernimmt, daß die 
Vereinigten Schweizerbahnen die sämmtlichen Hauptstationen 
ihres BahnnetzeS mit höchst zweckmäßig konstruirten Kranken- 
Transport-Lagern versehen, welche im Fall der Noth sofort zur 
Verfügung stehen. Zudem wurde vorerst ein Wagen erster 
Klasse derart konstruirt, daß er nötigenfalls rasch und mühe 
los in ein eigentliches Krankenappartement umgewandelt wer- 
den kann. 
Frankreich. Die „Union Rchublicaine" (äußerste Linke) 
veröffentlicht auS Anlaß der beginnenden Kammerferien in den 
ihr nahestehenden Blättern folgende Erklärung: 
Frankreich lebt heute wieder in Aengsten, welche die Er- 
innerungen vom verflossenen Oktober noch anfachen; denn die 
koalisirten Monarchisten kündigen laut ihre Absicht an ihre Re- 
staurationöversuche wieder auszunehmen. Die Republik, die Volks- 
fouveränetät, daS allgemeine Stimmrecht, die gleichzeitig bedroht
	        

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