Liechtensteinische
Zweiter Jahrgang
Vaduz, Freitag
Nr. 14.
den 3. April 1874.
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Vaterländisches.
Baduz, 29. März. In der Nähe von Buchs ist in der
Nacht vom 25. bis 26. März Feuer ausgebrochen, welches
eigenchümlicher Weise in Vaduz unbemerkt geblieben ist Der
„Werdenberger Anzeiger" schildert den Brand wie folgt:
Die Nacht vom Mittwoch auf den DonnerStag den 25 /26.
März war für Buchs eine SchreckenSnacht. Kurz nach Mit-
ternacht zirka um 1 Uhr brach im Etablissement deS Herrn
Baumeister Heinrich Schwarz auf Steinen in Buchs, im
Holztröcknegebäude Feuer aus, welches dasselbe sammt einem
Holz- und Parqueterie-Magazine einäscherte. Die Säge und
das Haus, sammt Stallunq und Dreschmaschinengebäude sind
gerettet Die Spritzenmannschaften von Buchs, GrabS, Schaan,
GamS, RafiS, Sevelen ac verdienen alle Anerkennung. Die
Windstille kam gut zu Statten, zumal bei Föhn das ganze
Etablissement und ein großer Theil deS Dorfes ein Raub der
Flammen geworden wäre. Böswillige Brandstiftung ist um
so eher anzunehmen, da vor drei Wochen am Orte der Ent«
stehung deS Feuers schon zweimal von ruchloser Hand Feuer
gelegt aber rechtzeitig entdeckt wurde. Schwarz leidet großen
Schaden.
Baduz, 30. März. Heute fand in der Schloßwirthschaft
in Vaduz die zweite ordentliche Plenarversammlung deS liechten
steinischen Versicherungsvereins statt. Dieselbe wurde von der
Vereinsdirektion mit einem kurzen Rückblicke auf die Thätigkeit
deS Vereins im letzten Semester eröffnet. Das gegenwärtige
Semester (bis 1. Mai d. I) wird voraussichtlich mit einem
Überschüsse von 800 bis 1000 fl. schließen. Bezüglich der
Verwendung der Ueberschußgelder beschloß die Versammlung
auf Antrag der Vereinsdirektion auch im kommenden Semester
die üblichen Prämien auszuschreiben, denjenigen Mitgliedern
aber, welche im jetzigen Semester dem Vereine schon angehört
haben, die sich ergebenden Ueberschußgelder an den neuen Prä-
mien zu gleichen Theilen in Abzug zu bringen.
Vaduz, 3t. Marz. (Eingesendet.) Das einförmige
Stillleben unseres Dorfes wurde in den letzten Tagen auf eine
angenehme Weise unterbrochen, indem unS musikalische Genüsse
sich boten, um die uns manche Stadt beneiden würde. ES ist
nämlich die für unsere neuerbaute herrliche Kirche von unserem
Fürsten bestimmte längst ersehnte Orgel fertig geworden und
fand am letzten Samstage die Uebernahme derselben durch den
eigenS hierzu berufenen Hrn..Professor Rheinberger am Eon-
fervatorium zu München, einen gebornen Vaduzer, statt. Die-
seS wirkliche Kunstwerk entstammt dem Atelier der Herren
Steinmeyer u. Comp, in Oettingen in Baiern und ist deren
120. Werk, däs den Erbauern wirklich Ehre macht\ die Auf
stellung durch einen Compagnon und 2 Mitarbeiter, tüchtige,
fleißige, bescheidene Männer, die nur ein gutes Andenken bei
unS hinterließen, nahm über 4 Wochen in Anspruch
Auf den Tag, wo daS prachtvolle Werk durch die Mei-
sterhand Rheinbergers feine Töne alle sollte erklingen lassen,
warteten Viele mit Spannung und fanden !gewiß ihre Er-
Wartung übertroffen sowohl bezüglich deS vollendeten SpkelS
als auch deS ausgezeichneten Werkes selbst Hr. Rheinberger,
der unS nur ClassischeS eigener Composition und anderer be
rühmter Meister zu hören gab, setzte unS bald in Erstaunen
durch die Majestät des vollen Werkes mit seiner Fülle und
Allgewalt, seinem Glanz und seinen donnernden, gigantischen
Bässen, bald versetzte er uns in andächtige Stimmung durch
die zarten Register, die wie Töne aus einer überirdischen Welt
herniederklangen, zum Ohre der Zuhörer. DaS war ein Genuß!
Auch d^r als sehr guter Organist an der Stadtpfarrkirche zu
Feldkirch bekannte Hr. Briem fand Gelegenheit, seine Kunst-
ferligkeit auf der neuen Orgel zu bekunden.
Am Palmsonntag diente das Instrument zum erstenmal«
zur Begleitung deS Kirchengesanges, wo Rheinberger ebenfalls
die Orgelbegleitung zu einer von ihm schon 1856 componirten
Messe übernahm und wo Componist und Sängerpersonal mit
aller Hingebung sich die gute Durchführung dieser Composition
angelegen sein ließen. Die Orgel und das kunstvolle Spiel
derselben befriedigten die versammelte Gemeinde, deren meiste
Glieder sie zum erstenmal Hörten, im höchsten Grade. Am
Montag, Nachmittags 4 Uhr?, erfreute uns der Künstler noch
durch ein über eine Stunde dauerndes Orgeleoncert^, wobei er
seine Virtuosität und die gänzliche Beherrschung deS Instru
mentes in glänzender Weise wieder zu zeigen Gelegenheit hatte,
und wobei viele Bewohner Liechtensteins und der benachbarten
Schweiz sich eingefunden hatten. Möge der gefeierte Com-
ponist und Künstler, den seine Berufsgeschäfte heute wieder
nach München riefen, seinen HeimatSort bald wieder besuchen
und unS bei längerer Dauer .seines Aufenthalten och öfter
solche Kunstgenüsse bereiten! \
UnS über das Orgelwerk deö Weiteren auszusprechen , ist
unsere Aufgabe nicht; vielleicht findet der hierüber erstattete
Bericht der dazu Berufenen auch den Weg in die Oeffentlich-
keit; aber die Gemeinde Vaduz mag sich.zu erneuter Dank-
barkeit gegen unfern edlen LandeSfikrsten, der in wahrhast
fürstlicher Weife auch diese Orgel ihr zum Geschenke machte,
verpflichtet fühlen und sich freuen, ein 'solches Kunstwerk zu
besitzen.
Vaduz, 3l. März, Künftigen Ostermontag, den 6. April,
steht uns dahier wieder ein musikalischer Genuß in Aussicht,
indem Nachmittags 2 Uhr ein Theil deS auch auf Vorarlberg
und Liechtenstein sich ausdehnenden CäcilienvereinS unter Leit-
ung deS Hrn. Briem von Feldkirch und unter Mitwirkung