für mich eine bestehende Regierung zu erschüttern, und diese
Befürchtung war achtungSwerth. Die Lage Europas kennend,
fürchtete ich eine unheilvolle Politik im AuSlanye, und meine
Befürchtungen wurden leider nur zu sehr gerechtfertigt. Aber
eS handelt ftch heute um mchtS Derartiges. Die von mir be-
fürchteten Unglücksfälle sind eingetroffen; eS hanrelt ftch dar-
um, sie gut zu machen. Um daS zu Stande zu bringen, kenne
ich nur ein Mittel, nämlich die Herstellung einer vernünftigen,
kräftigen, so viel alS möglich dauerhaften Regierung mit fetten
Formen, damit sie in ihren Zielen fest fem könne. Mit dem
Geist, der in den Massen der drei ftch den Thron streitig ma-
chenden monarchischen Parteien gegenüber herrscht, halte ich
die Monarchie für unmöglich. Meine Ansicht ist vie, daß daS
einzig Mögliche eine weise, gerechte, Alles wieder gut machenve
Republik ist, die, nicht auf dem Triumph irgend einer der unS
spallenden Parteien beruhend, Allen dle einzige Befriedigung
gewährt, welche sie in ehrlicher und anständiger Weise verlangen
können, nämlich den Triumph deö allgemeinen Interesses über
die Sonderinteressen der Dynastien, Klassen oder Systeme. Das
ist meine Ueberzeugung, welche eine Erfahrung von 3 Iahren
unerschütterlich gemacht hat. Unglücklicherweise gelingt eö der
in zwei ganz gleiche Theile gespaltenen Nationalversammlung
nicht, die vernünftige That zu vollbringen, welche einzig noth«
wendig erscheint. Sie läßt, ohne eS zu wollen, das Land in
einem Zustande der Bangigkeit, welche die Arbeit umeriMcht,
den arbeitsamen Klassen grausame Letven berettet, die dle Reor
ganisation Frankreichs aufhält und sein Ansehen m Europa in
ernstliche Gefahr bringt. Bon allen Seiten fragt man, wann
und wie wir aus diesem schmerzhaften Zustande heraustreten
werden. Für mich gibt eS nur em Mittel. Die Wahrer müssen
durch wohlverstandene, beständig in dem nänulHen Smne ge<
machte Wahlen die Nationalversammlung erleuchten, ohne sie
zu erschrecken, und ihr die Bahnen andeuten, welche das Land
innehalten will, und die, wie gar nicht zu bezweifeln ist, die
der konservativen Republik sind, Bahnen, auf welchen eS anstatt
deS ihm prophezelhten neuen Unglücks die Heilung ver Unglücks-
fälle des bedauernSweuhesten der Kriege gesunden hat. In
einem andern Geiste vollzogene Wahlen könnten nur daS Zau
dern der Nationalversammlung vermehren, dem Lande neue
Bangigkeit bereiten, dem Handel neue Berlurste zufügen, Die
Reorganisation deS Landes von Neuem hinausichieden und fem
Ansehen noch mehr schwäche«."
Spanien. Seit 1333 wird Spanien von einem Bür
gerkriege heimgesucht, der in längern oder kürzern Zwischen-
räumen immer wieder auftaucht und die Ruhe veS Landes ge
fährdet. DieS ist der Krieg, welchen die sogenannten Carlisten
gegen die jeweilige Regterung führen, um die Ansprüche einer
jüngern Linie der KönigSfamilie auf den spanischen Thron
durchzusetzen. Der Ursprung dieser Kriege ist folgender:
König Ferdinand VII. hatte von seiner Gemalin Christine
von Neapel nur zwei Töchter und ließ sich durch Christine be-
stimmen, im Jahr 1830 durch eine sogen pragmatische Sank-
tion die seither in Spanien übliche Thronfolgeordnung aufzu-
heben und zu bestimmen, daß fortan in Ermanglung männlicher
Rachkommen deS Königs auch dessen Töchter an die Regierung
gelangen könnten. In Folge davon ward sein jüngerer Bru-
der Don CarloS von der Thronfolge ausgeschlossen. Als
Ferdinand 1833 starb und seine Tochter Isabella unter "Vor
mundschaft ihrer herrschtüchtigen Mutter den Thron bestieg,
erhob Don CarloS die Fahne des Aufruhrs und begann ven
sogen. Carlistenkrieg, der bis 1840 dauerte Nach seinem Tode
erhob sein ältester Sohn> der sog. Graf Montemolin, alS Car
los VI seine Ansprüche und machte sie bei verschiedenen Ein-
fällen und Schilderhebungen in Spanien geltend, starb, aber
1861 Nun aber machte dessen Neffe Don Carlos, Herzog
von Madrid (geb 1848) die Ansprüche an den spanischen
Thron geltend, die den gegenwärtigen, ziemlich erfolgreichen
Carlistenkrieg veranlaßten. Don CarloS VII. ist mit der Prüi-
zessin Margaretha von Parma vermählt, welche ihm eine
Tochter und einen Sohn, den Infanten Name, geboren hatte.
Nach den neuesten Telegrammen auS Spanien steht die
Sache der Republik schlecht. Dieselben berichten von einer
schlimmen Wendung auf dem Kriegsschauplätze. Der entschei
dende Schlag um Bilbao scheint gefallen und zwar zu Ungun
sten deS republikanischen Generals MorioneS, der am 24 Febr.
seine Truppen über den Nevionfluß geworfen und zwei seiner
Bataillone auf der Straße nach St Martin aufgestellt hat.
DaS von den Carlifteu am 21. unternommene Bombardement
auf die Stadt Bilbao wurde am 25 wieder aufgenommen,
woraus sich schließen laßt, daß die entscheidende Schlacht am
Tage vorher muß stattgefunden haben. Verwundete sind zu
Hunderten in Santander einget»offen. Weitere Nachrichten
wollen wissen, daß auch der republikanische General Loma To-
losa und Umgebung geräumt habe
Gleichzeitig mit dieser Hiobspost verbreiten sich auch Ge-
rüchte über eine ausgebrochen? M inisterkr isiS.
Der Grund, weßhalb die Operationen des Generals Mo-
rioneS gescheitert sind, dürfte hauptsächlich in dem schlechten
Wetter zu finden sein Die Flotte konnte keine Hülfe bringen.
Ferner hat man die Streitkräfte der Carlisten unterschätzt und
namentlich nicht bedacht, daß vie Carlisten durch den 15 Mo-
nate dauernden Krieg zu tüchtigen Soldaten geworden sind.
Dazu kommt vie große Schwierigkeit deS TerrainS, daS nur
ven Carlisten günstig ist.
England. Die Eröffnung deS Parlaments hat am 5.
d. M. in hergebrachter Form stattgefunden.
Verschiedenes.
* Äraubünden. Am Donnerstag Morgen zwischen 9
und 10 Uhr gerieth die Albulapost eine halbe Stunde vor
Weißenstein auf dem Winterweg in eine vom Föhn gelöste
Lawine, welche zwei Schlitten eine ziemliche Strecke mit sich
fortriß. Im ersten Schlitten befanden sich der Postillon Plang-
ger, Tiroler, unverheiratet, und ein Reisender. Der Postillon
wurde von der Lawine erdrückt und erst nach einer halben
Stunde mühsamen SuchenS auS dem Schnee todt herausgegraben.
Der Reisende kam ganz unverletzt davon, ebenso die Pferde
und alleS Uebrige. (Fr. Rhätier.)
• England. Landwirthschaftliche Blätter berichten über
einen so ausgezeichneten Stand der Saaten, wle er in England
noch selten um diese Jahreszeit beobachtet worden ist. Nach
einem schlecht bestandenen Weizenfelde muß man suchen Die
Landwirthe haben eben seit dem Herbst fast buchstäblich ofmt
Unterlaß im Acker arbeiten können und jetzt, unmittelbar vor
dem Beginn deS März, der sonst „den Pflug beim Sterz" hält
und jeder Hand von früh bis spät Arbeit die Menge bringt,
können sie sich gute Zeit machen und Nebenbeschäftigungen vor-
nehmen.
* DaS „Uracher Amtsblatt" enthält folgende Anzeige:
„Wegen fortgesetzten Abschlags deö Fleisches im Viehhof zu
Stuttgart sehe ich mich veranlaßt, von heute an gutes Rind
fleisch (nicht Kuhfleisch) per Pfund zu 16 kr. auSzuhauen.
Metzger Mußgäu " Ebendaselbst empfiehlt Metzger Karl Müller
jungeö fettes Rindfleisch, das Pfund zu 18 kr. Es wäre sehr
wünschenSwerth, daß auch anverwärtS die Herabsetzung der
Fleischpreise Eingang finden möchte.
• Ein alter Maler. Der älteste Maler der Gegenwart
und wohl aller Zeiten, Johann Friedrich Maximilian v. Waldeck